1997 hielt Ludger Volmer eine Bundestagsrede zur und gegen die “Nato-Osterweiterung 1997”. Zu aussenpolitischen Fragen kommt es immer sehr auf sprachliche Details und Feinheiten an. Ein Jahr später wurde der Redner und Extradienst-Gastautor Staatsminister im Auswärtigen Amt (1998-2002). Er schickte mir seinen Redetext zur Veröffentlichung, weil der Text – 25 Jahre später erscheint mir das fast sensationell angesichts all der heutigen “Zeitenwenden” – sich für mich liest, als wenn er heute noch genau passt.
Ludgers Rede von 1997 rekurriert mehrmals ausdrücklich auf die deutsche “Wende” von 1990. Das tut auch Franziska Hauser, die den Open-Souce-Text (Erstveröffentlichung in der Berliner Zeitung) “Die stolze, selbstbestimmte Ostfrau – Feminismus: Wieso ist sie verschwunden? – Feministische Debatten arbeiten sich stets am Frauenbild der alten BRD ab. Und unterschlagen, dass Ostfrauen freier lebten. Unsere Autorin macht das wütend.” verfasst hat. Ich kann ihre Sicht bestätigen. Es gab in der DDR-Opposition einen zeitweise nicht nur sehr engagierten, sondern auch hoffnungsvollen Unabhängigen Frauenverband (UFV), dem in der neuen BRD nur ein kurzes Organisationsleben vergönnt war. Tolle Frauen waren da drin. Am Ende dominierten sie andere Sorgen. Schade.
Als wäre es gestern gewesen, erinnere ich mich an einen geselligen Abend bei einem FDJ-Jugendlager Ende der 80er in Werder/Havel. Exakt in dem Tagungshaus (damals noch braunkohlebeheizte Quader), in dem später die SPD ihren Vorsitzenden Kurt Beck abservieren sollte. Nachdem mehrere Jungdemokrat*inn*en in der Plenarveranstaltung kritisch verhaltensauffällig geworden waren, schlichen sich junge FDJ-Frauen zu uns an den Tresen, die uns von Vergewaltigungsfällen in ihren Heimatorten erzählten, die politisch und publizistisch totgeschwiegen wurden, und also an Opferschutz fast so wenig zu denken war, wie heute im Iran oder in arabischen Emiraten. Es stimmt also, was Georg Hundt seinerzeit immer anstimmte: “Die DDR ist doch imgrunde – nach der Schweiz – der reaktionärste Staat in Europa.” Jedenfalls war Vieles schlecht im sog. “Sozialismus”, worum auch im “freien Westen” nur ungern Geräusch gemacht wurde.
Gibt es am 15. Mai eine Wende in NRW? Dieser Frage geht am Beispiel Bonn Helmut Lorscheid genauer nach: “Wahldrohungen”. Er ist in der Sache nicht optimistisch. Zu den Bonner Grünen habe ich ihm einen abweichenden Kommentar druntergeschrieben.
Zur “Verkehrswende?” habe ich massive Zweifel. Das Bundesverkehrsministerium war und ist traditionell mit Versagern besetzt. Der jetzige Amtsträger der FDP agiert, als wenn er seine Aufgabe darin sieht, eine Wende zu verhindern. Das vielbequatschte 9-Euro-Ticket/Monat wird auf eine Art und Weise vorbereitet, als wenn es absichtlich scheitern soll.
Unmittelbar nach Mitternacht erscheint von mir ein weiterer Text zum Thema “Weltordnung”. Es geht um Strategien der USA, die Finanzministerin Yellen zu erkennen gegeben hat. Sie sollen China einschüchtern, spielen ihm aber eher in die Hände. Solange niemand vorher auf den roten Knopf drückt. Morgen vormittag folgt ein Text von Tobias Mönch “Schweine für China”, der Massentierhaltungspläne in Argentinien behandelt – eine Übernahme aus ila 454.
Morgen kommen Wolken aus dem Osten näher. Wenn es nur Wolken sind, haben wir mal wieder Glück gehabt.
Freundliche Grüße
Martin Böttger
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