Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: FDJ

Ein Krieg, der mich bereicherte

An diesen Krieg will sich hier niemand erinnern. Er sprengt das enge Gut-und-Böse-Weltbild der “wertegeleiteten” Aussenpolitik. Und wenn sich “die Moslems gegenseitig die Köppe einschlagen”, hat das gute deutsche Christ*inn*en noch nie interessiert. Ausser als Anlass, einen Kreuzzug zu entsenden, um dort endlich mal “Ordnung”, … ähh … “wertebasierte Ordnung” zu schaffen. Immerhin, das war mein Kollateralnutzen, lernte ich so eine liebenswerte, intellektuell kluge Flüchtlingsfamilie iranischer Kommunist*inn*en kennen. Weiterlesen

Abschminken

Zu Beginn der 1980er-Jahre gehörte Olaf Scholz der Führung der Jungsozialisten an. Er zählte zur sogenannten Stamokap-Fraktion, die lieber mit den bestorganisierten Moskau-nahen DKP-Gruppen als mit den Grünen kooperierte. In der Friedensbewegung etwa, zu deren Beratungen er von Hamburg aus meist zusammen mit Uwe Knickrehm, dem Vorsitzenden der DKP-Studentenorganisation MSB Spartakus, nach Bonn anreiste. Die Grünen wurden dort von ihrem Bundesgeschäftsführer Lukas Beckmann vertreten. Der pflegte das gegnerische Lager nach allen Regeln der Rhetorik politisch vorzuführen. Jungsozialisten und DKP warf er in einen Topf, weil sie einseitig die Abrüstung des Westens forderten. Die Grünen aber wollten eine blockübergreifende Abrüstung – der Nato und der Sowjetunion. Weiterlesen

Wenden

1997 hielt Ludger Volmer eine Bundestagsrede zur und gegen die “Nato-Osterweiterung 1997”. Zu aussenpolitischen Fragen kommt es immer sehr auf sprachliche Details und Feinheiten an. Ein Jahr später wurde der Redner und Extradienst-Gastautor Staatsminister im Auswärtigen Amt (1998-2002). Er schickte mir seinen Redetext zur Veröffentlichung, weil der Text – 25 Jahre später erscheint mir das fast sensationell angesichts all der heutigen “Zeitenwenden” – sich für mich liest, als wenn er heute noch genau passt. Weiterlesen

Gekautes Kaugummi

mit Update 26.1.
Gestern erst klagte mir ein belesener Leser völlig berechtigt, dass die in Berlin, egal welcher Partei, dem Drecksblatt aus dem Springerkonzern immer noch Exklusivinterviews bieten, obwohl es kaum noch jemand kauft (von 5 auf 1 Mio. in weniger als 30 Jahren). Durch die ganze Geschichte dieses Mediums zieht sich eine Spur aus Dreck, Blut und Scheisse. Besonders betroffen davon war schon in den 80er Jahren der deutsche Nobelpreisträger und Namensgeber einer Parteistiftung Heinrich Böll. Hier erinnert sich ein Genosse, der beruflich selbst als Pressesprecher eines Bundesministeriums tätig war. Weiterlesen

Als Olaf Scholz (fast) zu spät kam

Seit den 50er Jahren pflegten die Jungdemokraten als erste der “Regierungsjugend” Kontakte mit der DDR. Wolfgang Mischnick, Hans-Dietrich Genscher und Wolfgang Schollwer, reisten lange vor den Sozialdemokraten in die DDR. Schollwer, der 2021 99-jährig von der FDP längst vergessen an Covid verstarb, war einer der Architekten der Entspannungspolitik der sozialliberalen Koalition.

In der Tradition dieses Ostdialogs durfte ich 1984 als Delegationsleiter der Jungdemokraten zum “Internationalen Herbstlager der FDJ” reisen. Weiterlesen

Unübertrefflich: Merkel

Als geborener Kölner und karnevalsgewohnt habe ich zum “Großen Zapfenstreich” eher das Verhältnis der Kölner zu den “Roten Funken”, den historischen Stadtsoldaten. Die sollen, so geht die Sage aus dem Mund von Kabarettist Jürgen Becker, beim Angriff der Franzosen im 18.Jahrhundert auf der Kölner Stadtmauer gerufen haben “Wie kutt Ihr dann scheeße, sidd Ihr nit, dat he Lück stonn??!” [Wie könnt Ihr denn schießen – seht Ihr nicht, dass hier Leute stehen?]. Wir Kölner machen, wo immer es geht, Militarismus lächerlich. Aber Angela Merkels “Zapfenstreich” zur Ehre ihrer Amtszeit fand ich bemerkenswert – kulturell stellvertretend für ihre Regierungszeit. Weiterlesen

Angela Merkel, Wladimir Putin und der Permafrost

Update 8.6.: s. unter dem Text
von Antje Vollmer
Angela Merkel misstraut Wladimir Putin zutiefst. In den Jahren ihrer Kanzlerschaft ist das deutsch-russische Verhältnis erkaltet. Was bedeutet das für Europa?

Es wird Zeit, Bilanz zu ziehen über Gelungenes und Nichtgelungenes, über innenpolitische und außenpolitische Verortungen am Ende der Ära Merkel. Wo stehen wir jetzt nach 16 Jahren?

Die größte außenpolitische Hypothek besteht darin, dass während Merkels Kanzlerschaft das deutsch-russische Verhältnis in die Zone ewigen Permafrostes abgedriftet ist. Noch ist das kein Thema und auch im kommenden Wahlkampf werden andere Fragen auf der Agenda stehen. Aber auf die Zukunft Europas wirft diese Tatsache düstere Schatten. Weiterlesen

Wir und die Anderen

Und: Fifa schafft Schweizer Staatsgewalten ab
Schon oft habe ich die Lange Nacht des Deutschlandfunks empfohlen. Es ist wieder so weit. “Wir und die Anderen – eine Lange Nacht der Zugehörigkeiten” von Almut Schnerring und Sascha Verlan ist erstklassiges Radio, Reportage und Essay zugleich. Linear im Radio immer nachts (heute ab 23 h im DLF), aber nachhörbar oder -lesbar hier. Meine Empfehlung.
Nun zur Schweiz. Mein Freud Georg Hundt provozierte in den 80er Jahren Funktionäre der FDJ, er wusste welche Knöpfe wir drücken mussten, Weiterlesen

NSA legt Stadt Baltimore lahm

Weiter unten: Iran / Eisern Union
Bonn möchte Smart City werden. Das wäre ein schöner Grund für eine Dienstreise nach Baltimore/USA. Diese Stadt, nur doppelt so gross wie Bonn, wurde soeben digital lahmgelegt. Nichts geht mehr. War es der Russe? Iran? China? Der Mossad? Nichts von alledem. Sie waren es selbst. Nicht die Stadt, aber der Staat, der über 16 Geheimdienste verfügt. Einer von denen wars. Was für eine Überraschung! Deutschland hat offiziell “nur” drei Geheimdienste. Wirds also weniger gefährlich? Oder wirds hinterher nur leichter rauszufinden, wer es war? Weiterlesen

Europa übertölpelt sich selbst

Der US-Präsident hat sich auf dem G7-Gipfel in Kanada mit seiner Strategie erfolgreich durchgesetzt, die restlichen G7-Staaten gegeneinander auszuspielen. Europa ist selbst schuld, hatte offensichtlich gegen Trump keine gemeinsame Strategie. Das ist eine krasse Niederlage für den innerer Zusammenhalt der EU. Ursache ist vor allem mangelnde Weitsicht und Abstimmung von Merkel, Macron und Tusk. Wie, zum Teufel, konnten die drei derart in die Falle des “politischen Idioten” Trump tappen? Nun – ähnlich wie im peinlichen Spiel der Deutschen Nationalmannschaft gegen Saudi-Arabien – könnten Überheblichkeit und mangelnde strategische Vorbereitung eine wichtige Rolle gespielt haben. Weiterlesen

Frauentag / Ruhrpottderby / Saudis&UK: “Super!”

Heute ist Frauentag. Ich erinnere mich an einen DDR-Besuch, 2. Hälfte der 80er. Besichtigung eines Gartenbaubetriebes. Erläuterung durch die FDJ: “Hier stellen wir die Frauentagsversorgung sicher.” Da wusste ich: es geht zuende. Heute sind wir weiter. taz-Redakteurin Heide Oestreich gibt einen Überblick über die Feminismus-Debatte.

Heute ist Ruhrpottderby der A-Jugend in Gelsenkirchen-Ückesdorf. Norbert Elgert, Boss der Knappenschmiede bei S04 gibt aus dem Anlass ein lesenswertes WAZ-Interview zu grundsätzlichen Fragen des Jugendfussballs. Derweil berichtet ein FAZ-Autor aus Bogota, wie das europäische Fußballkapital Lateinamerika aussaugt.

Treffen der Feudalclans: die Saudis besuchen die Windsors. Die Beziehungen der Regierungen sind “super”. Immerhin gibts Kritik der Labour-Opposition.

© 2024 Beueler-Extradienst | Impressum | Datenschutz

Theme von Anders NorénHoch ↑