Das öffentliche Bauen – im Film von Ingolf Gritschneder und Georg Wellmann
Ich kenne Bonner Kommunalpolitiker*innen, die wollten das gar nicht sehen. Die wissen schon “zu viel”. Dabei ist es doch noch glimpflich. Nur durch mühevolles Zusammenrechnen erreichten die beiden Filmemacher, bzw. die Kölner Bauherr*inn*en die Schadenssumme von 1 Mrd. €. Ist mann da in Frankfurt oder Stuttgart nicht schon weiter, Städte die eindeutig kleiner als Köln sind (wie auch das Saarland)? Ich habe es gewagt, und mir “Das Trauerspiel der Kölner Oper – Ein Sanierungs-Desaster” angesehen. Und um es gleich vorwegzunehmen: ja, schauen Sie es sich auch an.
Wer im Extradienst schön länger mitliest, weiss, dass ich Gritschneder und Wellmann sehr schätze. Sie haben ein imposantes Gesamtwerk geschaffen, auch zum Bonner WCCB, oder zu den Untaten der Stadtsparkasse Köln, die heute unsere gemeinsame Sparkasse KölnBonn ist. Der berüchtigte OppenheimEsch-Fond, in dem 74 steinreiche Kölner Familien ihr Vermögen angelegt hatten, u.a. auch die Kölner Verlegerfamilie DuMont-Schauberg, ist sogar zu Spielfilmehren gekommen. Die beiden Filmemacher hätten es verdient, zu Kölner Stadtschreibern ehrenhalber ernannt zu werden. Einmal trafen wir uns persönlich, als sie im Fraktionsbüro der Bonner Stadtrats-Grünen meinen Kollegen Tom Schmidt interviewten. Er war neben dem Kölner Martin Stankowski der einzige, der sich aus dem Sparkassen-Aufsichtsrat überhaupt vor die Kamera traute. Wohlgemerkt: “unsere” Sparkasse, deren Gremienmitglieder also “uns” rechenschaftspflichtig wären.
In ihrem aktuellen Werk habe ich tatsächlich was gelernt, was ich noch nicht wusste: Künstler*in als Bauleiter*in! Nicht ganz klar wurde mir, ob es das nur in Köln oder auch anderswo gibt. Und erklären kann ich es mir nur so: nur eitle Künstler*innen können so doof sein, nicht zu erkennen, dass ihnen von der Politik die Rolle des Sündenbocks (bzw. -ziege) zugedacht ist. Darauf muss mann erstmal kommen, z.B. als Baudezernent, das lieber einen Theaterregisseur verbocken zu lassen.
Aus dem Stadium, mich darüber noch zu erregen, bin ich persönlich mittlerweile schon wieder raus. Der Beispiele ähnlicher Art sind zu viele. Was ist zu lernen? Ich empfehle einen Blick ins Ruhrgebiet.
Fristen und Kostenpläne einhalten – an der Emscher
Sozialdemokratische Bürokratien habe ich in meiner Jugend kennen und hassen gelernt. Die des Ruhrgebiets sind bundesweit berüchtigt. Es gibt Romane und Filme darüber, nur wenige gute. In dem “woanders is auch scheisse” ist alles ultimativ kommentiert.
Wie konnte es also passieren, dass eine Industriekloake wie die Emscher – mein Jugendzimmer lag nur 200 m von ihrem Rand entfernt, meine Grosseltern erlebten noch giftige Hochwasser – in unseren Zeiten zu einem lieblichen Flüsschen verwandelt wird? Den langjährigen Chef der Emschergenossenschaft Jochen Stemplewski kannte ich, seit er als NRW-Landesvorsitzender der SPD-Kinderorganisation “Die Falken”, denen bundesweit der Kölner Konrad Gilges vorstand, in der Sportschule Wedau Grussworte bei den Jungdemokraten-Landesdelegiertenkonferenzen gehalten hat. Ein Urgestein sozialdemokratischer Kaderentwicklung also. Stemplewski ist wie ich in Rente. Sein Nachfolger Uli Paetzel war zuvor OB der Ruhrgebiets-Kleinstadt Herten, und dort verhaltensauffällig, weil er sich als Jungpolitiker früher als andere für demografischen Wandel und Altengerechtigkeit interessierte. Paetzel sammelt nun die PR-Ehren ein.
Ich muss allerdings einschränken: auch bei uns in Essen-Karnap ist die Emscher keine stinkende Kloake mehr. Aber sie fliesst immer noch in einem hässlichen schnurgraden Betonbett. “Gemacht” sind bisher nur die Zuflüsse, wie z.B. die nahegelegene Boye, die ich immer auf meinen Schulwegen nach Gladbeck mit dem Fahrrad überquert habe. Es ist also alles noch längst nicht so fertig, wie es in den PR-Storys der Medien gefeiert wird.
Aber doch: die Unterschiede zum Kölner Operndesaster sind bemerkenswert. Ich empfehle Politiker*innen*reisen ins Ruhrgebiet. Da lässt sich auch vieles andere gut lernen, im Guten wie im Schlechten. Nehmen Sie bitte die “wundersame Bahn”!
Na von den beiden(Grit &Well) hab ich aber ich aber auch schon tiefschürfenderes gesehen….
Was fehlt: ist die Rolle von vormaligem Intendanten Laufenberg, der die hypermodernste und ausuferndste Technik mit dem geilsten Schnickschnack haben wollte….
ist das Versagen der Architekten HPP, die hätten wissen müssen, das die Anforderungen nicht umsetztbar waren….
die Pleitefirma (Imtech) der Haustechnik die ja auch schon den BER in den Sand gesetzt hat……
apropo Architektenhaftung: Einer mir gut bekannten Architektin wurde eine Teilschuld von einem Gericht zugewiesen, weil sie nicht schriftlich gegen eine vom Bauherren beauftrage Firma Einspruch erhoben hatte sondern nur mündlich auf Ausführungsfehler hingewiesen hatte…..
Hier war der Pfusch so offensichtlich, aber je größer das Projekt und die Verflechtungen, um so geringer die Gefahr der Verfolgung