Die besten Verbrecher sind die toten Verbrecher. Ob islamistische oder nazistische Attentäter – am besten sofort erschiessen. Dann können sie nicht mehr singen. Über die, die mit ihnen kollaboriert und sie instrumentalisiert haben (bei den Dummen). Oder über die, die mit ihnen absichtsvoll strategisch zusammengearbeitet haben, mit den Schlauen. Jeffrey Epstein war gewiss Letzteres. Und der soll sich ja glücklicherweise – ich weiss es nicht – selbst umgebracht haben. Im Knast. Mit den heutigen Überwachungstechnologien? In den USA? Bei Oury Jalloh in Dessau habe ich das jedenfalls nicht geglaubt. Und dort sind die Nazis im Polizeidienst doch definitiv dümmer als in US-Hochsicherheitstrakten.

Jüngst wurde zumindest in den Finanznachrichten durchgestochen, dass die Deutsche Bank mit Mr. Epstein ähnlich eng war wie mit Mr. Trump. Und sie das wieder etwas gekostet hat. Es war wohl niemand überrascht. Hierzulande hat es auch keine Welle gemacht. Der Durchstich erklärt sich aus der Unbeliebtheit und Blödheit der Deutschen Bank in der vorherigen Finanzkrise: bei den damals platzenden Hypothekenkrediten in den USA soll sie in der ersten Reihe dabeigewesen sein. German Silly Money. Die Welt hat sich dran gewöhnt.

Jetzt gibt es einen neuen Durchstich zu Epstein. Transportiert von Rupert Murdochs Wall Street Journal. Der Alte, war der etwa nie auf Epsteins Karibik-Inseln? Nötig hatte ers sicher nicht. Er wird eigene Inseln haben. Mrs. Maxwell, Epsteins mutmasslicher Lebensgefährtin, wollte er gewiss nicht gerne begegnen. Und viele Frauen hat er ja rechtschaffen geheiratet. Sein Blatt berichtet nun Neues über Mr. Gates und Mr. Epstein. Demnach war Mr. Epstein (tot) Täter, und Mr. Gates nur Opfer. Mrs. Gates hat das wohl nicht so vollständig geglaubt. Sollen wir?

Nebenbei ist von einer “Wohltätigkeitsorganisation” die Rede, die Mr. Epstein mit einer anderen Bank, zufällig der grössten und profitabelsten an der ganzen Wallstreet, JP Morgan  “ins Leben rufen wollte”. Hmm. JP Morgan noch näher an Epstein, als die deutschen Provinz-Fuzzis aus Frankfurt? JP Morgan ist übrigens die Bank hinter dem “Super League”-Projekt im globalen Fussballentertainment.

Wer mag da nur unsere Aufmerksamkeit wohin lenken wollen? Und warum? Ich hab vergessen wer geschrieben hat, wie doll es das spanische Königshaus mit Waffenhandel und Geldwäsche getrieben habe, Das hat wohl Netflix gesteuert, die eine entsprechende Streamingserie vermarkten wollen. Nunja, die haben in Spanien halt das gemacht, was sie alle machen. Die Sauds. Die Al-Thanis. Auch die Windsors, die einfach ein besseres Gardinen-Reservoir haben – und sich dabei immer gut mit Rupert Murdoch (s.o.) stellen müssen.

Mr. Epstein dagegen hatte die Kontrolle über seine Geschäfte verloren. Versklavung und Misshandlung junger Frauen – das hätten ihm seine Freunde und Netzwerke sicher nachgesehen. Aber Gewinnung von Informationen zum Zweck des Nachrichtenhandels (daher ja auch der deutsche Begriff “Nachrichtendienst”, engl. “Intelligence”), da muss er sich dann doch wohl zu viele Feinde auf einmal gemacht haben. Brauchte er Geld? Jung war er ja nicht mehr …

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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