Und am Steuer ein schlechter alter Bekannter

Zu den nationalen Brettern vorm Kopp nationaler Diskurse empfehle ich die Betrachtung von Christian Bartels/MDR-Altpapier. Hierzulande sind die Karussell-Piloten mit ihrer Selbstbesoffenheit beschäftigt: die Ministerpräsident*inn*en-Konferenz mit dem Bundeskanzler wurde nicht gesprengt – nicht von der CDU und nicht vom Bundesfinanzminister. Sie hat sich über die Betrachtung eines Popanzes (angebliche “Überlastung” durch Migration, die sowieso nicht aufzuhalten ist) geeinigt und Materielles (49-€-Ticket) vertagt. So hat es Olaf Scholz schon in den Vereinigten Deutschen Studentenschaften (VDS) gelernt. Da macht ihm keine*r was vor.

Dumm nur, dass die feindliche Welt da draussen sich weiterdreht, auch wenn in deutschsprachigen Medien nur wenig darüber zu erfahren ist (s.o. Bartels). Selbst über den Grossen Bruder besteht Desorientierung. Ausführlich wird über die Prozesse gegen den Kriminellen Donald Trump berichtet. Ahnungslosigkeit herrscht – man*frau beachte die Parallele zum Fall Aiwanger – darüber, inwieweit das US-Wähler*innen überhaupt interessiert. Immerhin: nicht nur Harald Neuber/telepolis, auch der von mir geschätzte Kollege Dirk Hautkapp/Funke-Mediengruppe weiss davon.

Roter Teppich für die Rechte

Hier wiederholt sich die Konstellation, die in fast allen bürgerlichen Demokratien, soweit sie in entwickelten kapitalistischen Industrieländern existieren, zu beobachten ist. Linke und Liberale zerstäuben sich zerstritten in alle Richtungen. Die Mehrheit der Wahlberechtigten wird demotiviert und demobilisiert. Das ist der rote Teppich für die Rechte – und zwar immer weniger bürgerlich-konservativ, und immer mehr in Richtung Faschismus. Wo, wie in Deutschland oder anderen EU-Mitgliedern, die Konservativen noch relevant sind, nehmen sie längst an einem Ähnlichkeitswettbewerb mit faschistischen Konkurrenten teil. Strategisch weitblickende und erfahrene Rechte wie Madame Le Pen oder Signora Meloni, verstehen es, verbreitete Ressentiments ihrer Gesellschaften politisch zu bündeln und im Bündnis mit oligarchischen Medien die veröffentlichte Meinung als Waffe zu Eroberung gesellschaftlicher Hegemonie effektiv einzusetzen. So wie Trump. Der – kaum so irre, wie er beschrieben wird – dazu eine klarere Machtanalyse hat, als die meisten was-mit-Medien-Nasen hierzulande. Und besonders auch, als die US-Demokraten.

Faschismus würde Klimawandel rechts überholen…

Damit werden nicht nur die bürgerlichen Demokratien aufs Spiel gesetzt, sondern ganz nebenbei, von der breiten Öffentlichkeit immer demonstrativer ignoriert, auch die Möglichkeit menschlichen Lebens auf diesem Planeten. Mit dieser politischen Konstellation steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der kriegsliebende Faschismus den kaum noch aufhaltbaren Klimawandel rechts überholt. Mich persönlich macht nur noch nervös, ob ich das noch erleben muss.

Jüngere als ich – meinetwegen auch Gleichaltrige, wie der Bundeskanzler – müssen dagegen aufs Politiktempo drücken: Klimaschutz global – und dafür ein strategisch wirksames Bündnis. Bündnis heisst so, weil es bündelt – also das Gegenteil von dem, mit dem asoziale Konzernmedien die Dummen am Nasenring durch die Diskursarenen ziehen. Diskursen darf mann*frau nicht hektisch hinterherrennen. Sie müssen selbst bestimmt werden. Und die andersdenkenden Menschenmassen in Deutschland, EU-Europa, Ganz-Europa und der Welt gewonnen werden. Leicht geschrieben, schwer gemacht, ich weiss. Aber wer sich davor drückt, landet schnell bei meinem persönlichen Schluss im vorigen Absatz. Deutsche Besonderheit: meine Altersgruppe (7 Jahrgänge hinter mir sind noch angewachsen, erst dann begann der “Pillenknick”) hat die Mehrheit. Und die Macht dafür zu sorgen, dass das so bleibt (s.o. Migration). Dumm gelaufen.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net