VIEL zu SPÄT  habe ich prof. wolf-dieter narr persönlich  in berlin
durch vermittlung von meinem freund  rene talbot kennengelernt-W-D war
geistig noch  fit und erzählt mir von leo löwenthal, den er in amerika
getroffen hatte und von seiner liebe zu adornos “minima moralia”
körperlich durch einen ersten schlaganfall allerdings  eingeschränkt
hätte NARR   der einladung zum ich glaube  damals 80sten geburtstag von
oskar negt nach hannover tatsächlich noch  folgen  können – auch wegen
seinem interesse  an  den anderen gästen und freunden      aber
wolf-dieter  narr war  enttäuscht—–  so sehr ,   dass er sich “auf
französich verabschiedet”  hat——  – das bedeutet, dass er grusslos
verschwunden ist   und sich   nicht mehr gemeldet hat —–

oskar negt habe  ich zuletzt  im WDR-kulturradio mit einer
aufzeichnung seiner abschiedsvorlesung gehört–wenn ich mich richtig
erinnere,   ging die über marx——  jedenfalls war sein text lebendig
und  radikal —-

3wie  wenig   das aber praktisch und politisch zu bedeuten hat —
—-als  kanzler-kandidat schröder in einem wahlaufruf  für seine hartz4
SPD noch ein foto mit dem star-philosophen jürgen habermas braucht,
kam das  über oskar negts vermittlung und einem  habermas-vortrag in
hannover  zustande—und habermas wie negt   plädieren  beide    –ein
dicker brocken—- tatsächlich nochmal SPD zu wählen—als es linke
alternativen gab-

4 -mir fällt dazu  ein linker pfadfinder wie mein freund  der spätere
frankfurter fachhoch-schul-professor   axel hübner ein–der angeblich
sein SPD parteibuch  sogar verbrannt hat –vor enttäuschung –, als
die sozialdemokratie bis auf einige gewerkschafter den das grundgesetz
einschränkenden NOTSTANDs-gesetzen in den 1960er jahren zustimmen und
brandt und wehner  die GROSSE KOALITION  mit dem CDU -nazi-kiesinger
betreiben  —       während oskar lafontaine und gerhard schröder und
der frankfurter karsten voigt ihren unaufhaltsamen aufstieg über die
juso-parteikarriere  beginnen. und für ihre ambitionen auf  eine
“reformierte  SPD der 80er jahre” hoffen  –

B   in einem frankfurter oskar negt-seminar stiess ich bei einem
gelegenheitsbesuch auf einen nervigen udo riechmann, vormals der freund &
bodyguard von   hans-jürgen krahl —  -unserem frankfurter rudi
dutschke —  der   schier endlos und dröhnend-selbstbewusst  seinen
faden spann–  um udo zu stoppen schickte ich kindisch wie in der schule
einen kleinen gefalteten zettel herum,—auf dem geschrieben stand: “ich
heisse udo riechmann und mache ein sozialwissenschaftliches experiment
— wer wird  mich  unterbrechen?—-ich werde solange reden– bis das
passiert–”

mein -zettelchen macht seinen weg —zur allgemeinen erheiterung
——bis dass es zu detlev claussen kommt,  -ihn nahm   später oskar
negt  mit nach hannover,—- und udo riechmann blieb uns mit seinen
alkoholproblemen in frankfurt erhalten ——  zornig  über soviel
unreife  kinderei—wie meine intervention zog  detlev claußen mein
zettelchen  aus dem verkehr—-ob er sich  noch daran  erinnert-?——- –

C ins negt-seminar bin  ich nicht mehr gegangen——wie er bedächtig an
seinem pfeifchen sog, das fand ich  bräsig – sein compagnero  alexanderkluge aber, der  noch lebt, hat mit negt gemeinsam dicke bücher
geschrieben-, eins seiner wochen-end-kompaktseminare in der alten
uni-aula haben wir für die naturfreude-jugend auf band
mitgeschnitten, abgetippt und ich hab es als “raubdruck” collagiert
mit einem frankfurter gratis-annoncen-blatt,-um  den zeitgeist der 70er
jahre damit festzuhalten —     hat thomas müller oder “knorri” oder
gero oder jemand aus unseren damaligen schülergruppen noch ein exemplar-?

ich hab selbst das thema  von alexander kluges  unendlicher geschichte
und den titel vergessen–

D ob ich oskar negts doktor-arbeit gelesen habe,  hat mich adorno in
meiner mündlichen soziologie vordiploms-prüfung mitte der 60er jahre
gefragt—negt  beschäftigt sich  mit  COMTE dem  französischen
gründungsvater der positivistischen soziologie—-nein, leider nein, sage
ich—–aber adorno tröstet mich —so gut wäre die arbeit von oskar
negt  nun auch wieder hicht-  -immerhin hat das frankfurter “institutfür sozialforschung”  negts doktorarbeit in ihre publikationsreihe bei
der – eva– aufgenommen—-

E von der frankfurter  “soziologischen  fantasie”  beim “exemplarischen
lernen”   waren eigentlich alle inspiriert, die wie ich in der
politischen emanzipatorischen bildungsarbeit  der 60er und 70er jahre
aktiv waren –sofern sie  über den ökonomischen dogmatismus von
“lohn-preis-pommes frites” hinausgelangt sind  und anschluss suchen  und
finden bei den erfahrungen und bedürfnissen der jugendlichen  und der
arbeiterinnen —

Über Dieter Bott (Gastautor):