Es gibt zum Glück noch mehr Möglichkeiten
Wolfgang Michal hat sich zu einer launigen FAZ-Kritik hinreissen lassen. Ja, das lässt schon tief blicken und ist auch nicht unlustig. Und seine selbstformulierten Skrupel weisen ihn als reflektierten Autor und Menschen aus. Den ernsten Kern habe ich bei ihm bereits als Kommentar hinterlassen: wer sich auf eins oder wenige Medien fixiert, ist selber schuld und wird mit Selbstreferentialität, in schweren Fällen lebenslänglich, bestraft. Oder um es stark zu verkürzen und zuzuspitzen: wer lieber lustvoll Zeit zum Twittern aufwendet, als an der Wursttheke oder in der Fußballkneipe mit wildfremden Nachbar*inne*n zu schwatzen (oder meinetwegen auch am eigenen Infostand auf irgendeinem Marktplatz – interessanter Test: gehen die Menschen auf eine*n zu, oder machen sie lieber einen grossen Bogen?), der*die lernt zu wenig über das Leben da draussen hinzu.
Im Ergebnis führt das z.B. zu der deutschen Medienpolitik, wie sie heute ist. Strategieverwahrlosung, kalkuliertes Vakuum bis hin zur Selbstauflösung ihrer Existenz. Lutz Hachmeister, Justine Kenzler und Fabian Granzeuer haben in der Medienkorrespondenz eine überarbeitete und erweiterte Fassung ihrer Analyse aus dem Vorjahr veröffentlicht. Ob jemand von den twitternden Journalisten und Politikern Zeit hat, die zu lesen?
Auch interessant: Sebastian Wellendorf/DLF sprach mit Harald Schmidt, der die Idee zu “LaBaule und Erben” gehabt haben soll. Das Interview ist leider nur mässig gelungen. Bei mir entstand im Kopf folgendes Bild: der Jünger spricht zum Herrn: “Komm jetzt! Weise uns noch mal den Weg!” Und der Herr entgegnet: “Selber! Aus dem Alter bin ich raus.” Um Schmidt ergiebiger zu befragen, ist es wohl erforderlich, mit ihm gemeinsam Drogen zu konsumieren, dabei ein Band laufen zu lassen und es im Anschluss zusammenzuschneiden.
Letzte Kommentare