Weltmacht China / Arbeitskraftarmes Deutschland / Fussballmächte Spanien & Deutschland
“Neue Allianzen: Gelingt China der Durchbruch zur Weltmacht?” fragt Michael Maier in der Berliner Zeitung. Eine rhetorische Frage. China hat weltweit ungefähr so viele ökonomische Basen wie die USA für ihr Militär. Es erweist sich, dass die chinesische Strategie die erfolgreichere ist. Was ist die Konsequenz?

Antwort: die USA und ihre Nato-Verbündeten versuchen die Ökonomie zu militarisieren. Für diese Diskursverschiebung ist – mindestens in der deutschen Öffentlichkeit, und unter aktiver Mitwirkung aller deutschen Parteien – der Ukrainekrieg ein entscheidender Hebel. Die Markierung Russlands als Hort des Bösen wird bereits jetzt schon – nur scheinbar behutsam – auf China erweitert. Starke ökonomische Interessen Europas (Autoindustrie!) stehen dem noch entgegen. Es soll ihnen noch nicht ergehen, wie der westeuropäischen Gasversorgung. Sie brauchen Zeit zur Justierung ihrer Produktionsketten und Exportmärkte. Und China ist ein stärkerer (= gefährlicherer) Konkurrent als Russland.

Preisfrage: und wie soll so in der verbleibenden Zeit das Klima gerettet werden?

Arbeitskraftarmut

Erinnern Sie sich noch an die Medienschlagzeilen, wenn ver.di mal wieder bescheiden erhöhte Löhne im öffentlichen Dienst forderte? Und jetzt haben wir den Salat. Niemand will dort mehr arbeiten. Tränenerweichend berichtet SZ-Kolumnist Rainer Stadler vom “Bauhof” in Ebern/Unterfranken, wie es sich für ein bundesweites Leitmedium gehört. Meine Meldung war wohl zu sachlich. Und übrigens: der Streik der Pflegekräfte an NRW-Unikliniken läuft jetzt 10 Wochen. Haben Sie irgendeine Reaktion der NRW-Landesregierung bemerkt?

Warum sich da wohl keine*r bewirbt?

Fussballmächte

Haben Sie gestern den Weltklassefussball gesehen? Knapp 2 Mio. sahen Spanien-Finnland, knapp 6 Mio. Deutschland-Dänemark. Zwei sehr unterschiedliche Spielauffassungen, fast den Nationalklischees entsprechend. Mir gefiel Spanien besser, aber ich favorisiere die deutschen Frauen.

Die Spanierinnen müssen ohne Barca-Star Alexia Putellas (96 Länderspiele, 25 Tore; Kreuzbandriss) spielen, und offenbarten in der ersten Spielminute beim finnischen Gegentor ihre Instabilität. Dennoch genügte ihre spielerische Überlegenheit mit einem überragenden technisch perfekten Tiki-Taka am Ende zu drei Kopfballtoren und einem souveränen Elfer. Mein Fussballherz wurde erobert von María Pilar „Mapi“ León Cebrián, von deren Torvorlagen sich ein Mats Hummels noch einiges abgucken kann.

Spielkunst dieser Art wird bis heute in Deutschland unterschätzt und in den unkundigen Medien vernachlässigt. Das ist bekanntlich oft nicht gut ausgegangen.

Dienstag 21 h könnte es anders kommen. Die deutschen Frauen überzeugten mit einem fantastischen Teamgeist – während bei den Däninnen diesbezüglich der Holzwurm im Gebälk ist – Qatar sei dank. Sollte am Dienstag gegen Spanien ein Führungstor gelingen, wäre das mutmasslich der entscheidende Push für ein kämpferisch harmonisches Kollektiv.

Ich verspreche mir ein vorgezogenes Finale. Sollten die deutschen Frauen obsiegen, wäre das wie ein Elfmeter für die Weiterentwicklung des Mädchenfussballs in Deutschland. Ob der DFB das noch einmal so verschläft wie 2011?

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net