Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

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Der kleine große Widerstand

Essay von Heribert Prantl

Ohne die Zivilcourage von Whistleblowern, die kleine und große Missstände aufdecken, können Gesellschaft und Demokratie nicht gedeihen. Gut, dass das nun gesetzlich anerkannt ist. Schlecht, dass es immer noch gefährlich ist, Unrecht öffentlich zu machen.

Darf ein Rechtsstaat Verbrechen begehen? Natürlich darf er das nicht. Ein Rechtsstaat darf nicht gegen Verfassung, Recht und Gesetz verstoßen. Und wenn er es trotzdem tut? Darf der Staat dann denjenigen bestrafen, der das als Whistleblower aufdeckt und öffentlich macht? Muss man den Mund halten, wenn man von schweren Missständen erfährt – jedenfalls dann, wenn man ein Staatsbediensteter ist? Und wann darf man wie den Mund aufmachen – und wem gegenüber? Das sind die wichtigen Fragen, um die es beim Whistleblowing geht: Gibt es ein Recht, rechtswidrige Zustände öffentlich zu machen? Weiterlesen

“Ich habe im Dienst auch Grenzen überschritten”

Rafael Behr war lange Polizist, seither forscht er zur Polizei. Und findet: Wir sollten ihr misstrauen. Ein Interview von Janina Bauer und Anna Dotti.

Rafael Behr empfängt in der Hochschule der Polizei in Hamburg – und mit ihm seine Hündin Mala. Die will erst mal gekrault werden. „Entschuldigen Sie“, sagt Behr. „Sie ist sehr liebesbedürftig. So wie Polizisten.” Weiterlesen

Loriot beim DDR-Fernsehen

Wie der Komiker Loriot einmal das DDR-Fernsehen besuchte – Das „Kulturmagazin“ des DDR-Fernsehens wurde sogar in West-Berliner Zeitungen gelobt. Unser Autor war dort Moderator. Hier erzählt er, was er mit Loriot als Gast erlebte.

Vermutlich wäre Vicco von Bülow aus allen Wolken gefallen, hätte ihm jemand prophezeit, dass das Bundesministerium der Finanzen seinen 100. Geburtstag zum Anlass nehmen würde, seinen Künstlernamen nebst Markenzeichen zu versilbern. Numismatiker aber dürfen sich freuen. Für den Herbst dieses Jahres ist eine 20-Euro-Sammlermünze angekündigt, die auf der Bildseite jenen „Rosenkavalier“ zeigt, auf den Autogrammsammler hoffen durften, wenn Loriot in ihrem Beisein seinen Namenszug auf ein Blatt Papier setzte. Weiterlesen

Wandel des Mediensystems

Kann das Internet die klassischen Medien ergänzen oder gar ersetzen? Die früher durchaus übliche Mediennutzung erlebt seit dem Aufkommen des Internets geradezu einen Generationsumbruch

Seit der Verbreitung des World Wide Web in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts erleben wir einen Wandel des Mediensystems. Zwar weichen die Angaben über die Mediennutzung, über die Reichweite und über die Wirkung der einzelnen Medien je nach Untersuchung deutlich voneinander ab, aber die Tendenz ist eindeutig: Schaut man auf die nachfolgenden Generationen, so verlieren die klassischen Medien, insbesondere die Zeitungen, aber auch das programmgebundene, lineare Radio und das Fernsehen dramatisch an Bedeutung – zumal für die Verbreitung von Informationen – während das Medium Internet als Kommunikationsplattform sowohl im Hinblick auf die Nutzungsmöglichkeiten, die Nutzungszeit als auch hinsichtlich des Meinungsbildungsgewichts kontinuierlich zunimmt, ja inzwischen sogar die Führungsrolle übernommen hat. Weiterlesen

Einfach nur Fußball

Zwischen den Hobby-Spielerinnen Martina Keller und Paula Hatzel liegen 37 Jahre, zwei Generationen Frauenfußball und eine Frage: Wie hat sich ihr Sport verändert? Interview: Florian Haupt (BpB).

Diesen Sommer wird in Australien und Neuseeland die Frauenfußball-WM ausgetragen. Hinter dem Sport liegen historische Saisons: Immer mehr Klubs öffneten die großen Stadien für weibliche Teams. Zu manchen Spielen der Women’s Champions League kamen mehr als 90.000 Fans, das Finale der EM 2022 zwischen Deutschland und England (1:2 n.V.) sahen 18 Millionen. Weiterlesen

Medizin vs. Digitalisierung

Welche Gefahren birgt die elektronische Patientenakte? – Ab 2025 sollen Krankenkassen für jeden Patienten eine elektronische Akte anlegen. Unser Autor kritisiert das und fürchtet Datenmissbrauch.

Bislang sehen offenbar nur wenige Patienten einen Nutzen darin, ihre Gesundheits- und Behandlungsdaten zentral auf einem Server in einer elektronischen Patientenakte speichern zu lassen. Zwei Jahre nach Einführung der elektronischen Patientenakten haben sich bis Ende Januar 2023 nur 595.000 Versicherte dafür entschieden – das entspricht unter einem Prozent aller Versicherten. Weiterlesen

Entsorgung von Atommüll

Verfehlt der Staatsfonds KENFO seine Ziele? – Ein Staatsfonds soll die Entsorgung der Kerntechnik in Deutschland finanzieren. Unser Autor sieht das kritisch und fragt: Wie transparent arbeitet der KENFO?

Das Zeitalter der Atomkraft in Deutschland ist längst noch nicht vorbei. Zwar wurde unter die jahrzehntelange Stromerzeugung in Atomkraftwerken (AKW) Ende April 2023 ein Schlussstrich gezogen. Aber so, wie die Atomkraft selbst stets von Problemen und gesellschaftlichen Konflikten begleitet wurde, werden auch die Aufräumarbeiten nicht problemlos über die Bühne gehen. Weiterlesen

Klimakrise hinter Gitter?

Letzte Generation: Die Klimakrise kann man nicht hinter Gitter sperren – Hausdurchsuchungen, beschleunigte Verfahren, Haftstrafen ohne Bewährung. Unser Autor meint, dass es andere Wege gibt, mit der Letzten Generation und der Klimakrise umzugehen.

Freundinnen von mir wurden gestern zu zwei Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt. Sie hatten friedlich dafür demonstriert, dass die Bundesregierung sich an ihre eigenen Gesetze hält. Sie wurden verurteilt, weil sie wollen, dass unsere Lebensgrundlagen geschützt werden.

Wenn ich kurz innehalte, wie jetzt beim Schreiben, komme ich mir vor wie in einem Land, das ich nicht kannte. Weiterlesen

Übersterblichkeit seit Corona

Steckt dahinter eine demografische Trendwende? – Seit 2020 ist in Deutschland eine Übersterblichkeit zu beobachten. Die Pandemie hatte komplexe Auswirkungen auf den demografischen Wandel.

Das Phänomen Übersterblichkeit, das wir gegenwärtig beobachten, ist keineswegs neu. Bereits vor einem halben Jahrhundert beschäftigte sich der Schweizer Sozialhistoriker Arthur E. Imhof in seinem Buch „Von der unsicheren zur sicheren Lebenszeit“ mit den Veränderungen der Lebensdauer in den zurückliegenden 400 Jahren.

Die Lebensdauer der Menschen im 17. und 18. Jahrhundert war sehr unsicher, in der Folge vielfältiger exogener Krisen wie Kriege, Epidemien, Naturkatastrophen und einsetzender Hungersnöte. Weiterlesen

„Das waren 56 Jahre Diktatur“

Welche Spuren hat die DDR bei denen hinterlassen, die nach der Wende in Ostdeutschland aufgewachsen sind? Das fragt Anne Rabe in ihrem neuen Roman. (Interview: Lena Fiedler / Fluter.de)

Als die Mauer fällt, ist Stine, die Protagonistin in Anne Rabes Roman „Die Möglichkeit von Glück“, drei Jahre alt. Die Spuren, die die DDR in ihrer Familie hinterlassen hat, überschatten ihre Kindheit und Jugend. Als Stine älter wird, will sie das Schweigen in der Familie brechen: Woher kommt all die Gewalt, die ihr Leben und das ihrer Freund*innen dominiert? Weiterlesen

1963 – Kennedy in Berlin

„Ich bin ein Berliner“: So war der Tag, an dem John F. Kennedy vor 60 Jahren nach West-Berlin kam – Am 26. Juni 1963 hielt John F. Kennedy seine berühmte Rede, kurz darauf sprach er vor großem Publikum an der Freien Universität. Unser Autor war damals dabei.

Those were the days. Es waren die Tage, da neben dem Rock ’n’ Roll der Twist (West) und der Lipsi (Ost) die Tanzflächen beherrschten, da die Blumenkinder in Kalifornien mit dem Drogenprofessor Leary ins Bild rückten und Hermann Hesse eine Renaissance erlebte. Der alte Gospel „We Shall Overcome“ durchzog die USA, an der Seite von Angela Davis und Martin Luther King. Woodstock dämmerte herauf („Give Peace a Chance“), die weltbedrohende Kuba-Krise war im Oktober 1962 beigelegt worden und in Bonn wurde der Ökonomieprofessor Ludwig Erhard von CDU/CSU als Nachfolger des 87-jährigen Bundeskanzlers Konrad Adenauer designiert. Weiterlesen

Ruinöser Status Quo

Wie die Spaltung der Gesellschaft einen ruinösen Status quo zementiert – Soziale Bewegungen sind heutzutage fast immer zerstritten. Warum ist das so, und wie kommen wir da raus?

Die Zeiten sind verwirrend und die politische Obdachlosigkeit nimmt zu. In welches politische Spektrum würden Sie zum Beispiel jemanden einordnen, der sich Ihnen so vorstellt: Ich bin für Verhandlungen im Ukrainekrieg, aber ich hege keine Sympathien für die russische Regierung. Weiterlesen

Denkmal für Slobodan

In Moskau wurde ein Denkmal für den ehemaligen jugoslawischen Präsidenten Milošević eingeweiht. Schirmherr war sein Sohn. Das hat Symbolkraft.

Der Name Marko Milošević stand im Serbien der 90er-Jahre für Straflosigkeit und Allmacht. Man könnte sagen, dass nach dem Vorbild von Marko Milošević, des Sohnes von Slobodan Milošević, des ehemaligen Präsidenten von Serbien und der Bundesrepublik Jugoslawien, das Stereotyp des unantastbaren „Vatersohns“ der Balkanpolitiker geschaffen wurde, das irgendwie bis heute wirksam ist. In den 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts, und leider auch später, hatten hohe Beamte fast immer Kinder, die von der Position ihrer Eltern profitierten. Weiterlesen

Von der Männerwelt verraten

Astrud Gilberto: Sie starb verarmt, in einer Wohnung mit ihren Katzen – Unser Autor ist großer Fan von Astrud Gilberto. Ihre Geschichte ist, wenn man recherchiert, viel weniger ruhmreich als ihr Hit „The Girl from Ipanema“.

Am 18. März 1962 versammelten sich im A&R-Studio in Manhattan wichtige musikalische Namen. Stan Getz, João Gilberto und Antônio Carlos Jobim bereiteten sich auf die Aufnahme eines Albums vor, von dem man sich einen großen Erfolg versprach. Zu diesem Zeitpunkt ist Stan Getz bereits einer der besten amerikanischen Saxophonisten, sicherlich der größte „Lyriker“ unter ihnen, der Schöpfer dessen, was Klugscheißer „Cool Jazz“ oder „West Coast Jazz“ nennen werden. Weiterlesen

Polen im Juni 1956

Proteste in Polen im Juni 1956: Haben die Chinesen ein sowjetisches Massaker verhindert? – Am 17. Juni 1953 wurde in der DDR protestiert. Ein paar Jahre später kam es auch in Polen zu Protesten. Was sind die Parallelen? Eine Analyse.

„Ulbricht wurde von der Angst überwältigt.“ So erinnerte sich Ernst Wollweber, Minister für Staatssicherheit der DDR, an die Reaktion des kommunistischen deutschen Führers auf den größten Arbeiteraufstand in Polen seit dem Zweiten Weltkrieg.

Im Juni 1956 brach in Posen – nur 150 km von der Grenze zur DDR entfernt – ein Streik in den Cegielski-Werken aus, dem größten Werk der Stadt, das Waggons und Lokomotiven herstellte und damals noch nach Stalin benannt war. Weiterlesen

CNN und Fox in der Krise

CNN und Fox News in der Krise: Sind Kabelnachrichten vom Aussterben bedroht? – Oberflächlich betrachtet sind ihre Moderatoren so glänzend wie eh und je. CNN und Fox News, die zwei US-Kabel-Giganten, stecken jedoch in einer tiefen Krise. Werden sie überleben?

Die US-TV-Giganten sind zwar professionell, unendlich oft nachgeahmt von Berlin bis Pretoria, wenn es um die richtige Mischung von starken Bildern, Breaking News, Analysen und seichten Themen gilt, doch inzwischen sind Sender wie CNN und der Gegenpart Fox News, von rasch sinkenden Einschaltquoten betroffen. Obwohl als Flaggschiff der Liberalen (Liberal im amerikanischen Sprachgebrauch) und Fox News als Sender des politischen Konservativismus fungiert, erleben beide Formate den Niedergang. Weiterlesen

Klimakanzler?

Letzte Generation: Warum wir Privatjets mit Farbe besprühen und was die SPD damit zu tun hat – Raphael Thelen ist Klimaaktivist der Letzten Generation. Für ihn ist die SPD eine „gedankliche Heimat“. Hier erläutert er seine Erwartungen an „Klimakanzler“ Olaf Scholz.

Vor knapp einem Jahr habe ich bei einem Kongress der SPD einen Vortrag gehalten. Bürgermeister waren da, Nachwuchspolitiker, Leute aus der Verwaltung, mit denen ich ins Gespräch kam. Die Stimmung hatte etwas von ehrlichem Anpacken für die Schwächsten der Gesellschaft und für die Stärke unseres gesellschaftlichen Zusammenhalts. Auf der Bühne sagte ich dann, wie sehr die SPD für mich auch eine gedankliche Heimat ist. Und nicht erst seitdem glaube ich, dass wir die Klimakrise ohne die SPD nicht bewältigen werden. Weiterlesen

Das bessere Mittel

Klima-Kleber? Warum Streiks das bessere Mittel im Klimakampf wären – Seit Jahren geht unsere Autorin, 17 Jahre alt und Schülerin in Berlin, zu Klimademos. Nun wünscht sie sich andere Aktionen.

Ich erinnere mich noch, wie ich vor Jahren zum ersten Mal auf eine Fridays-for-Future-Demo gegangen bin. Ich war in der 8. Klasse und 13 Jahre alt. Damals wie heute hat uns die Schulleitung meiner Schule verboten, an diesen Streiks teilzunehmen. Also habe ich logischerweise dafür die Schule geschwänzt. Weiterlesen

Alltagsrassismus?

Wenn der nichtdeutsche Nachname vom Klingelschild verschwindet – Der Mitbewohner unserer Autorin kommt aus dem Kongo. Schon mehrmals haben Unbekannte seinen Nachnamen vom Klingelschild entfernt.

Werte Nachbarn, nachdem zum vierten Mal das Namensschild meines Mitbewohners von unserem Briefkasten entfernt wurde, möchte ich Sie darüber informieren, dass dies einen Straftatbestand darstellt und ich mir vorbehalte, das nächste Mal eine Anzeige gegen unbekannt zu erstatten. Auch wenn Sie mit dem nichtdeutschen Namen meines Mitbewohners nicht einverstanden sind, werden Sie auf diese Weise trotzdem nicht verhindern können, in Zukunft weiterhin mit Menschen zusammenzuleben, die aus anderen Gegenden der Welt zu uns gekommen sind. Wir sind alle Menschen. Letztlich stammen wir alle von der gleichen Mutter und vom gleichen Vater ab. Weiterlesen

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