Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: Dessau

Der Böse ist tot

Die besten Verbrecher sind die toten Verbrecher. Ob islamistische oder nazistische Attentäter – am besten sofort erschiessen. Dann können sie nicht mehr singen. Über die, die mit ihnen kollaboriert und sie instrumentalisiert haben (bei den Dummen). Oder über die, die mit ihnen absichtsvoll strategisch zusammengearbeitet haben, mit den Schlauen. Jeffrey Epstein war gewiss Letzteres. Und der soll sich ja glücklicherweise – ich weiss es nicht – selbst umgebracht haben. Im Knast. Mit den heutigen Überwachungstechnologien? In den USA? Bei Oury Jalloh in Dessau habe ich das jedenfalls nicht geglaubt. Weiterlesen

DLF-Audiothekperlen: Deserteure, Sachsen-Anhalt

Extradienst-Leser*innen wissen, dass ich vor Jahren vom WDR geflohen, und beim Deutschlandfunk (DLF) im Exil bin. Doch auch dort häufen sich meine Fluchtreflexe, bei Kriegs- und Rüstungspropaganda, oder bei FDP-Werbung, wie sie von Döpfner sein könnte. Aber es gibt auch Oasen. Auf die komme ich gleich. Zunächst noch eine methodische Kritik mit medienpolitischem Hintergrund. Weiterlesen

Gutes aus Dessau

Lotte Lenya – die starke Frau hinter Kurt Weill / Bankraub-Weltrekord in der Türkei / CDU ist überall
Die “Lange Nacht” des DLF bestätigt an diesem Wochenende erneut ihre Spitzenstellung im deutschen Radioschaffen. Beate Bartlewski hat schon 2013 ein spannendes Stück über Lotte Lenya und Kurt Weill abgeliefert. Es wird an diesem Wochenende wiederholt. Und weil eine gute Freundin als schwarzes Mädchen in Dessau aufwachsen musste, und auch in diesem Blog immer wieder mit schlechten Nachrichten von dort malträtiert wurde, hier die gute Nachricht: das Kurt-Weill-Zentrum ist für alle, die es noch nicht kennen, gewiss eine Reise wert. Weiterlesen

Die globale Impfpolitik

Es ist nicht alles schlecht beim öffentlich-rechtlichen TV. Solange sich Menschen noch öffentlich ärgern, wenn es schlecht ist, ist noch nicht alles verloren. Denn es zeigt, dass es vielen noch wichtig ist. Es gibt auch Gutes. Gestern Abend z.B. im Schatten des überteuerten ARD-Fussballs versendete der NDR “Panorama – Die Reporter” zum Thema “Wem gehört der Impfstoff?”. Von der Wichtigkeit her, wäre die umgekehrte Programmierung die Richtige gewesen: Impfpolitik nach vorne, Fussball nach hinten. Aber wem sagichdas?
Vorweg eine gute Nachricht für eine mit mir gut befreundete Leserin: es gibt gute Nachrichten aus Dessau. Weiterlesen

Morde und ihre öffentliche Bearbeitung

Deutschland kann auch kurzangebunden – wenn die Opfer schwarz oder chinesisch sind, und der Täter ein weisser Polizistensohn
Die grausame und widerwärtige Geschichte enthält alle Zutaten für den hierzulande üblichen Boulevardjournalismus und die dazugehörigen politischen Erregungsautomatismen. Doch merkwürdigerweise machen sie alle hier mal eine Ausnahme: das Opfer war eine 25-jährige chinesische Studentin, der Täter ein weisser Deutscher, (Stief-)Sohn eines Polizist*inn*en-Ehepaares.
In Dessau, wo schon Oury Jalloh, ein schwarzer Mann aus Sierra Leone, 2005 in Polizeigewahrsam auf bis heute ungeklärte Weise zu Tode kam. Weiterlesen

SPD / China / Ukraine / NSU

Die SPD ringt mit sich. Wie weit wird sie zum Kern vorstossen? Dieser Kern ist nicht die Koalitionsfrage, sondern für welche Politik sie kämpfen will. Ulrich Horn meint, Linksabbbiegen habe sich bereits mit der Saarlandwahl als Fehler erwiesen; Michael Jäger meint im Freitag genau umgekehrt: der Fehler sei es, das überhaupt nicht versucht zu haben. Ich neige Jäger zu. Tom Strohschneider im Oxiblog auch; bei ihm schimmert erneut durch, wie desillusioniert er auch über andere potenzielle Linksparteien ist, weil er vermutlich “zuviel weiss”.

Die großen Fragen beantwortet derweil China. In der Jungen Welt findet sich ein guter Überblick von Burkhard Ilschner über seine ökonomisch grundierte Geostrategie und die Schlafmützigkeit der Herrschenden in Deutschland und der EU. Aussenminister Gabriel scheint dieser Diagnose nicht fernzustehen. Aber auch die hiesige herrschende Klasse scheint sich nicht mehr auf eine Strategie einigen zu können.
Erinnern wir uns nur an die kleine Münze, um die sich die EU mit Russland streitet, die Ukraine. Seltsam still ist es darum in den herrschenden Medien geworden. Aber Junge Welt und Telepolis geben dankenswerterweise keine Ruhe und bleiben dran.

Das gilt auch für die Aufarbeitung des NSU-Skandals, unserer handfesten Staatskrise. Jungle World referiert mehrere bittere Nebenklageplädoyers. Ein ähnliches Bild bei der Aufarbeitung des Mordes an Oury Jalloh. Generöserweise hat China nie eine deutschlandfeindliche Kampagne wegen der Ermordung einer chinesischen Studentin durch den Sohn eines Polizist*inn*enpaares in der gleichen Stadt Dessau entfaltet. Es geht nie um die die Substanz von Fakten, es ist die Abwägung von Interessen. Man nennt es Politik.

Nicht alle Polizistensöhne sind Mörder – kein Grund zur Ausweisung

Große Aufregung um einen Mordfall an einer chinesischen Studentin in Dessau. Dessau? Das ist die Stadt und das Polizeirevier, wo sich einst der verhaftete und gefesselte Oury Jalloh selbst angezündet haben soll und trotz größter Anstrengungen der weissen deutschen Polizisten nicht mehr vom Ableben abgehalten werden konnte.

Nun wurde dort kürzlich eine chinesische Studentin ermordet. Tatverdächtig ist ein weißer deutscher Polizistensohn. Voreilige Schlüsse daraus sind jedoch nicht zulässig. Nicht alle weissen deutschen Polizisten sind deshalb mordverdächtig. Weder besteht Grund, sie alle aus dem öffentlichen Dienst zu entlassen, noch sie irgendwohin auszuweisen. Sie sind doch wie wir. Weiss, deutsch, wo sollen sie denn hin? Was sollen sie denn sonst arbeiten, sie haben doch nichts anderes gelernt als Polizist*in?

Vorwürfe gegen die Tagesschau sind absolut unberechtigt. Eine übertriebene Berichterstattung hätte zur unzulässigen Stigmatisierung von Polizei, Weissen, Dessau, Ostdeutschen, Deutschen insgesamt führen können. Unsere Exportmöglichkeiten und sonstigen Milliardengeschäfte könnten katastrophal geschädigt werden, das Leben für VW und Mercedes ist schon schwer genug, das Ansehen unseres ganzen Landes in China wäre gefährdet, dagegen sprächen alle nationalen Sicherheitsinteressen.

Vgl. dazu “Unsere täglichen Toten” von Margarete Stokowski (Sp-on).
Am 9.12. griff Heribert Prantl den Dessauer Mord in seinem <a href=”http://www.sueddeutsche.de/politik/mord-in-freiburg-die-straftat-als-zutat-1.3287790″>SZ-Leitartikel auf.

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