Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: Freiburg

Opposition machen jetzt Fussball-“Ultras”

Die politische Linke in Deutschland und Europa hat sich weitgehend selbst zerlegt. Niemand weiss – ich jedenfalls nicht – was nach ihr kommen wird. Das Potenzial wird eher grösser. Politische Kunst wäre es, dies nicht kampflos dem superfinanzierten und hochorganisierten Faschismus zu überlassen. Das jedenfalls haben die deutschen Fussballultras begriffen. Und ich würde behaupten: das Lebenswerk von Extradienst-Autor Dieter Bott findet hier eine späte Erfüllung. Weiterlesen

1. Mai

Best of – “Ungebrochen Solidarisch”?

Solidarität ist nur solidarisch, wenn sie international ist. Dafür gebe ich das Wort an zwei, die das verstanden haben. Daniel Leisegang und Anna Biselli/netzpolitik: Plattform- und Clickarbeiter:innen aller Länder! – Seit mehr als einhundert Jahren ist der 1. Mai in Deutschland ein Feiertag. Click- und Plattformarbeit sind längst nicht so alt. Doch gerade die Kämpfe der digitalen Arbeiter:innen müssen wir in den Blick nehmen – vor allem im globalen Süden.” Weiterlesen

Irrelevante Individuen

Best of 11. Februar 2023: Störfaktor Diplomatie, fehlende Abgrenzung gegen Rechts, Linkspartei, Menschenverachtung als Normalität

In einem Interview mit Michael Maier/Berliner Zeitung benennt Günter Verheugen, 1999-2007 EU-Kommissar, die vertanen Chancen im Verhältnis zu Russland: ‘Willentlich und wissentlich eine Linie überschritten’ – Der frühere EU-Kommissar erzählt von einer Zeit, in der es Dialog und Kooperation mit Russland gab. Fast wäre ein eigenständiges Europa gelungen.” Ich fürchte, sein wünschenswertes Schlussplädoyer “Deutschland muss gemeinsam mit Frankreich eine EU schaffen, die bereit und in der Lage ist, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. …” ist schon von den Zeitläufen überholt. Weiterlesen

Tolle Reportagen

Verkehrswende in Meck-Pom / Genusswende im Schwarzwald / Feiern in Freiburg

Heute komme ich zu spät zum Mittagessen. Hier die Schuldigen, die mich zu langem genussvollem Lesen verführten. Luise Strothmann/taz hat etwas getan, was ich als Menschenrechtsverletzung empfinden würde. Ich weiss nicht, ob ich das überhaupt überleben und nicht gemütskrank sterben würde. Obwohl: nachdem ich eben den NRW-Wahl-O-Mat gespielt habe, fürchte ich auch in der Stadt um meine mentale Gesundheit. Frau Strothmann ist mit Mann und Kindern aus der Stadt aufs Land gezogen, und zwar nicht in irgendeine Kleinstadt oder ein Dorf, sondern noch weiter weg, irgendwo in ein Haus im Wald. Weiterlesen

Das Engagement gegen Kinderarbeit ist sicher

von Benjamin Pütter
Egal ob die Renten sicher sind oder nicht, das Engagement gegen gesundheitsschädigende, ausbeuterische Kinderarbeit war Dr. Norbert Blüm eine Herzensangelegenheit, die er auch gegen Widerstände stets verfolgte.
1997 trafen wir uns das erste Mal.
Mehrere entwicklungspolitische Hilfswerke hatten sich zusammengeschlossen, um einen weltweiten Marsch gegen Kinderarbeit (Global March against Child Labour) zu organisieren. Weiterlesen

Bundesligaränge schon verteilt

Die Aufzeichnungen im öffentlich-rechtlichen TV waren gestern hinreichend beeindruckend. Die Meisterschaft wird zwischen dem Konzern im süddeutschen Raum, den FPÖ-Sympathisanten in Leipzig und dem BVB entschieden. Die Spannung beginnt im Kampf um den 4. Platz in der Champions-League. Hier hat mir meine Borussia gestern Hoffnung gemacht – es sei denn der FC steigt wieder ab. Dann war es kein Massstab. Weiterlesen

Slowfood-Magazin 06/2018

Wie immer eine Freude fürs Auge. Nur schade, dass wir bedrucktes Papier nicht essen können. Das letzte Slowfood-Magazin dieses Jahres
– testet Vanillepuddings (geht sehr schlecht aus)
– Neuaufnahmen in die Arche des Geschmacks: der Grünkohl “Lippische Palme” und das “Coburger Fuchsschaf”
Leitartikel von Ursula Hudson: “Die industrielle Landwirtschaft verursacht weltweit ein Drittel aller globalen Treibhausgase”
– Genussreise Freiburg und Schwarzwald Weiterlesen

Unbeachtete Demoskopie – CSU füttert den rechten Rand

Es hat sich doch einer darum gekümmert, was in Ellwangen tatsächlich passiert ist. Viel bleibt nicht übrig.
“Europa heute” im DLF berichtete heute morgen, wie es den Flüchtlingen ergeht, dort, wo die Ellwanger Flüchtlinge herkommen, und der betreffende Togolese zurückgeschoben werden soll.
Im Kern geht es um die Mobilisierung des rechten Randes durch die wahlkämpfende CSU. Diese Mobilisierung scheint zu gelingen, jedoch ncht für die CSU selbst. Die letzte Bayern-Umfrage von Infratest-dimap sieht sie weit vorne, aber auch weit von der absoluten Mehrheit entfernt. Dafür hat sie die Natter rechts von sich über die letzten Jahre gut gefüttert. Kaum beachtet: die Grünen sollen die SPD überholt haben!
Kein Grund zu Grüner Selbstzufriedenheit. In Freiburg Weiterlesen

Freiburg: Realo-Sorgen / Dortmund: Hotel-Investoren / Hamburg im Radio

Wer wissen will, welche Sorgen die baden-württembergischen Grünen-Realos haben, der wird von taz-Autor Peter Unfried, der von Fußball mehr versteht als von Politik, immer gut bedient. Jetzt droht seinem Freiburger-Spezi OB Dieter Salomon die Abwahl. Im ersten Wahlgang wurde er nur Zweiter mit 31%, nächsten Sonntag ist der zweite Wahlgang. In Baden-Württemberg genügt dann die einfache Mehrheit, 50% sind nicht erforderlich. Es dürfen auch mehr als nur die beiden Ersten teilnehmen. Das könnte Salomons Scheitern bedeuten: denn die Grünen-Abweichlerin Monika Stein (26%) bleibt im Rennen und könnte so den Sieg des von der SPD unterstützten Kandidaten Martin Horn (knapp 35%) mit herbeiführen. Wer sich die Wahlkreisergebnisse näher ansieht, erkennt schnell: Weiterlesen

Unmüssige Oligarchenkriminalität

Ein FR-Bericht, ungleich kritischer als ein SZ-Text zum gleichen Thema, macht heute darauf aufmerksam: Multimilliardär Gates und Gattin bezahlen Gentech-PR. Sie verfolgen die unbescheidene Absicht, die globale Gesundheits- und Ernährungspolitik zu steuern. Genug Geld dafür haben sie. In ihren Einkaufskorb legen sie nicht zu klein geratene Bataillone aus Wissenschaften und PR-Industrie. Kulturelle Vielfalt oder gar Demokratie interessieren sie dagegen nicht. Könnte sein, dass das in ihren Augen das eigentliche Übel ist.
Barbara Unmüssig, die es vom Studium in Freiburg nach Berlin in die Führung der Böll-Stiftung verschlagen hat, analysiert das in diesem lesenswerten Text auf der Homepage ihrer Stiftung. Die Frau hat sogar Ralf Fücks in ihrem Amt überlebt. Allein dafür hätte sie einen Orden verdient, z.B. statt dieser Kabarettflachpfeife Nuhr.

Die Oligarchisierung von Politik und Ökonomie erscheint heute als globaler Megatrend. Doch manchmal stolpern sie über ihre eigenen Beine, Weiterlesen

Wann verbietet der Innenminister Facebook?

….weil Rechtsextremisten dort posten?

Der Bundesinnenminister De Maizière hat heute die Plattform linksunten.indymedia.org verboten. Dabei beschritt es rechtlich ziemlich wagemutig den Weg eines Vereinsverbotes, obwohl es sich bei der Plattform um keinen eingetragenen Verein und auch keine Organisation handelt. In Freiburg durchsuchte die Polizei mehrere Objekte. Die betreffende Website ist ein internationales Austauschportal und seit Jahren bekannt dafür, dass dort von dummen bis menschenverachtenden Posts von linksextremen Spinnern über ernsthafte Recherchen linker Gruppen und Einzelkämpfer über Zusammenhänge des Rechtsextremismus und der AfD bis hin zu Aufrufen und Diskussionsbeiträgen unabhängiger linker Gruppen alles mögliche zu finden ist. Indymedia versteht sich als Plattform von Gegenöffentlichkeit und beansprucht für sich, auch anonyme Beiträge nicht zu zensieren.

Man muss die Meinung der Betreiber nicht teilen und die derer, die dort Unsinn oder extremistische Inhalte posten, aber das, was der Bundesinnenminister hier heute geboten hat, ist mit rechtstaatlichem Vorgehen nicht mehr vereinbar. Weiterlesen

Slowakei – Eibar – Freiburg – Dortmund

Osteuropa ist fremden- und flüchtlingsfeindlich. Dank ihrer formidablen Regierungen sind die europäischen Länder und Menschen (süd-)östlich von Deutschland bei uns im Kopf entsprechend abgestempelt. Zum Glück stimmt das nicht. Die zahlreichen deutschen Numerus-Clausus-Flüchtlinge z.B. wissen es besser. Sie lernen Städte wie Wilnius, Riga oder Bratislava als kosmopolitische Global Cities kennen. Und die Slowakei hat sogar einen Staatspräsidenten (Audiolink von “Europa heute”, 14.2.), der sich von der fremdenfeindlichen sozialdemokratischen Regierung abgrenzt, und dafür nicht etwa angefeindet, sondern immer beliebter wird.

Das Fußballmärchen in Eibar ist immer noch nicht zuende. 4:0 im Montagsspiel gegen Granada, dicht an den Europapokalplätzen in der La Liga.

Das Fußballwunder des SC Freiburg ist das Produkt harter Arbeit. Und am Ende der Saison müssen die besten Spieler immer weiterverkauft werden, mit erklecklichem Gewinn.

Beim Thema Fußballfans brechen alle rechtsstaatlichen Dämme, sogar bei Heribert Prantl, der die DFB-Strafe gegen die Südtribüne richtig findet und erwachsene Bürger zu “Vereinskindern” degradiert, anders als der realistische Fußballfachmann der FR Jan Christian Müller. Worauf ich bereits hingewiesen habe, wird nun endlich von Freddie Röckenhaus für alle, die es ernsthaft interessiert offengelegt: der rechtsradikale Hintergrund der Gewalttäter in Dortmund. Wer dagegen Beleidigungen nicht aushält, sollte sich vom Fußball fernhalten.

Wohnungspolitik in Freiburg und China

Freiburg scheint nicht nur den mit weitem Abstand anständigsten Kerl im deutschen Fußballbusiness als führenden leitenden Angestellten zu beschäftigen, sondern ist auch Sitz des bundesweit interessantesten privaten Wohnungskonzerns. Seine Strategie besteht darin Immobilienvermögen dem kapitalistischen Kreislauf zu entziehen, indem er es sich zu 50% selbst einverleibt. Die Kirchen haben in früheren Jahrhunderten sowas ähnliches gemacht und sind noch heute die größten Großgrundbesitzer in Deutschland.
Den Kontrast dazu bildet das “kommunistische” China. Von dort wird von Verkaufsveranstaltungen britischer Immobilienhaie berichtet, die Berliner Immobilien, die ihnen noch nicht aber bald gehören sollen, an reiche chinesische Steuerkriminelle weiterverkaufen wollen. Die Mieter*innen wissen noch nichts davon, wenn wir dem taz-China-Korrespondenten Felix Lee glauben dürfen.

Sich bekennen und aktiv dagegen vorgehen!

von Christian Streich

Die Generalverurteilung von Menschen gibt es, solange es Menschen gibt. Wir kennen das aus diesem Land sehr gut.
Damals war es keine Bevölkerungsgruppe, es waren ja Deutsche und es war einer religiösen Zugehörigkeit geschuldet. Also: Du warst eben katholisch, evangelisch und in dem Fall warst du jüdischen Glaubens. Und dann ist dieses Unfassbare in diesem Land passiert.

Und jetzt ist da dieser Bub, der etwas ganz Schlimmes gemacht hat, der junge Mann aus Afghanistan. Dann sind es: „die Afghanen“. Oder: „die Ausländer“. Das ist der Mechanismus, wie er bei Menschen vorkommt.

Ich bin da wahrlich nicht optimistisch, sondern vorsichtig, aber ich habe nie gedacht, dass es innerhalb eines so kurzen Zeitraums dahin kommt, wo wir jetzt sind.
Man muss große Angst haben, wenn man sieht, was hier passiert.

Mir wurde mitgeteilt, dass ein Mensch aus der AfD den Vater der Maria, der dieses Furchtbare erleben musste, als „pathologisch“ bezeichnet hat, weil er vor dieser Tat Flüchtlinge unterstützt hat. Dass jemand in diesem Land aus einer als demokratisch geltenden Partei jemanden, der so etwas erleben musste, noch verhöhnen darf. Da sehen Sie, was los ist.
Aber: Man muss es als Herausforderung annehmen und sich einfach bekennen.

Jetzt kommt es darauf an, wie diese Gemeinschaft in diesem Land auftreten wird und was gesellschaftlich toleriert wird. Wenn man hört, was Leute sagen dürfen und dann noch zustimmendes Nicken erhält – vor ein paar Jahren wären solche Leute noch gesellschaftlich geächtet gewesen.
Das ist in kürzester Zeit passiert! Und jetzt müssen wir sehen, was weiter passiert, und ob die Mehrzahl der Bevölkerung sich dem widersetzt und auch aktiv dagegen vorgeht.

Wir sind schon glücklich – das muss man sich vorstellen! -, dass in Österreich die Wahlen so ausgehen, wie sie ausgegangen sind. Und dass derjenige, der verloren hat, aus einer Ecke kommt, die … – ich will nicht weiter darauf eingehen – dass der 46 Prozent bekommt …
Da heißt es für alle anderen: sich bekennen!

Und wer das nicht macht, wer sich nicht klar bekennt, der trägt eine Mitverantwortung, wenn es in die andere Richtung geht. Das ist klar. Da gibt es keine Ausflucht. Das ist so.
Also ich habe da Angst, das muss ich Ihnen sagen, wenn ich diese Entwicklung sehe. Die macht mir Angst.

Christian Streich bei der Pressekonferenz vor dem Heimspiel des SC Freiburg gegen Darmstadt 98, der Wortlaut wird hier dokumentiert gemäss der Wiedergabe in der taz.
Update 29.12.: Zu seinem 5-jährigen Dienstjubiläum als Cheftrainer schrieb der vereinskundige Christoph Ruf ein Porträt von Christian Streich.

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