Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: Johannes Simon

“Schutzschirm”-PR

Der Anti-Raketen-“Schutzschirm” ist der neueste heisse Scheiss, von dem mir noch nicht klar ist, ob ihn die Springerpresse, die Bundesregierung oder die israelische Exportindustrie in die Medienumlaufbahn geschossen hat. Oder alle zusammen. Der Bundeskanzler gab sich jedenfalls nicht kritisch. Wie Sie wissen, habe ich sonntagsabends Besseres zu tun, als Talkshows zu gucken. Nach dem, was ich lese, hat Frau Will – haben Sie mal ihre Schuhe beachtet? – die Fragen nicht gestellt, die ich gerne gewusst hätte. Weiterlesen

Wer hier spaltet

In den öffentlichen Debatten um die Coronakrise ist es einer der “schwersten” Vorwürfe: “Spaltung der Gesellschaft!” Es gab in meinem langen Leben Phasen, da hätten die meisten mir ähnlich gesinnten geantwortet, manche Lehrer*innen mussten sich das von uns anhören, oder wir raunten es zumindest zu den Sitznachbar*inne*n: “Heul’ doch!” War das nur Ruhrgebiets-Folklore? Das kann ich verneinen: bereits 1976 zog ich fort, ins Rheinland. Weiterlesen

Somalia und die Geopolitik

Somalia, wissen Sie noch, wo das liegt? Oder vergessen? War mal ein Staat. Von Schwarzen bevölkert, Muslime mehrheitlich. Manövergebiet für Militärs zahlreicher Länder, und noch zahlreicherer Milizen und Terroristen. Die These, dass die meisten Opfer islamistischer Terroristen Muslime sind, ist neben dem Irak nirgendwo zutreffender als in Somalia. Meine letzte Information über die dortigen Alltagsverhältnisse war, dass Menschen, die wie Auswärtige aussehen, 1.000 $ pro Tag für ihre eigene Sicherheit investieren müssen. Weiterlesen

Aktualisierung emanzipatorischer Strategien

An diesem Wochenende erhielt ich von Extradienst-Gastautor Dieter Bott ein schönes Neujahrsgeschenk. Er schickte mir einen Text, leider in hektographierter Form, zu lang zum Abschreiben, von 1999. Rot-Grün hatte ein Jahr zuvor die Bundesregierung gegen den ewigen Kanzler Helmut Kohl erobert, und war sogleich gegen die serbischen Reste Jugoslawiens in den Krieg gezogen. Bott besuchte damals einen Jubiläumskongress des Frankfurter Instituts für Sozialforschung, der angeführt von Ex-Chef Jürgen Habermas, sich böse verrenkte bei seinen Rechtfertigungsversuchen für die so junge, hoffnungsvolle neue Regierung. Dieter dagegen war enttäuscht und verbittert, und verteidigte in seinem heute noch lesenswerter gewordenen Text seinen Lehrer Weiterlesen

Ethnisierung von Kriminalität

Löst keine Probleme, sondern schafft zusätzliche
Was gibt es Schöneres für gedankenlose Politik(er*innen), als die selbsterfüllende Prophezeiung mit jede Menge “Siehste!”-Potenzial? Vor allem in der Not. Der CDU/FDP-Landesregierung von NRW gelingt fast nichts. Aber auf dem Fundament der “Kölner Sylvesterkrawalle” 2015/16 ist es ihr immerhin gelungen, die “Clankriminalität” als Frame im öffentlichen Diskurs nachhaltig zu verankern. Die regionale Presse spielt gerne mit, Klasse-Razziabilder mit viel blinkendem Blaulicht, Herr Reul, mit wehendem Mantel und sorgenzerfurchtem Gesicht, liebt das. Und die gestressten Journalist*inn*en auch; das Recherchieren macht ja schon die Polizei. Weiterlesen

China-Frage spaltet die Herrschenden

Die Verhandlungen zwischen Trumps USA und China über ihre Handelsbeziehungen laufen hierzulande unter “ferner liefen”, irgendwas mit Wirtschaft. Das ist falsch. Im Kern geht es um die Aufteilung der Welt. Werden die diversen Machtsphären kooperieren, mehr oder weniger fair, oder gehen sie in Konfrontation, die jederzeit die Gefahr einer Zuspitzung zum III. Weltkrieg zur Folge haben kann? Wie positioniert sich der Rest der Welt in dieser Polarisierung? Der ist darüber fundamental zerstritten: auch die EU, die Bundesregierung, die Parteien – überall quer durch. Handlungsfähigkeit ist was Anderes. Weiterlesen

Immobilienkapital / Trump / Ebermann

Peter Samol/Jungle World schreibt “Das Kapital wohnt nicht”. Ihm gelingt eine treffende Beschreibung, wie die Finanzkrise zur heutigen Not auf dem Wohnungsmarkt geführt hat. Das Problem sind nicht gierige Vermieter*innen, sondern ein Finanz- und Wirtschaftssystem, das ohne Gier nicht funktioniert.
Johannes Simon/Blätter ärgert sich zu Recht über den “Geschenkten Sieg”, den das Missmanagement der US-Demokraten Donald Trump nach dem Mueller-Report beschert hat. Weiterlesen

Flüchtlinge, ihre Killer bezahlen wir / SPD

Es ist still geworden, kaum noch Bilder. Aber “verschweigen” lässt es sich nicht. Wenn es Sie interessiert, müssen sie sich nur um die richtigen Informationsquellen kümmern. Das Flüchtlingsproblem ist nicht weg, ist auch nicht weniger geworden. Im Gegenteil. Wir Steuerzahler*innen der BRD und der EU finanzieren mit unserem Geld jetzt die Organisierte Kriminalität, die sich am Menschen- und Sklavenhandel bereichert. Und dafür zusätzlich von uns bezahlt wird. Johannes Simon erklärt, in den Blättern, wie das aktuell abläuft. Er meint, das sei ökonomisch, im Sinne des herrschenden Kapitalismus, unvernünftig. Da könnte er Rechthaben. Man nennt es Rassismus.

Derzeit giessen alle, fast alle, ihre Schadenfreude und Häme über die SPD aus. Eine rühmliche Ausnahme ist, ausgerechnet, der Noch-Chefredakteur des Neuen Deutschland, Tom Strohschneider, dem im Oxiblog eine vernünftige politische Güterabwägung gelingt. Wer es zu lesen versteht, versteht dann auch, warum er das Neue Deutschland verlassen will.

Unsere (Volks-)Parteien – wie suizidal sind sie? (Politisches Prekariat XI)

Fangen wir mit der derzeit unwichtigsten an: “Die Linke”. Mobilisiert sie gesellschaftlichen Druck oder wenigstens Opposition gegen die Jamaika-Verhandlungen? Frau Wagenknecht zeihte die Grünen bereits des “Umfallens”. Boah ey, das war ja mal eine Neuigkeit, die sie da rausgehauen hat. Stattdessen: ihr Bundesgeschäftsführer Höhn hat hingeschmissen. Es wurde umfangreich berichtet, der beste Kenner des dortigen Innenlebens scheint mir Stefan Reinecke von der taz zu sein. Den Neuen, Harald Wolf kenne ich noch von Anfang der 90er, als er beim linken Reformistenflügel der Grünen mitmachte, ein kluger Kerl mit trotzkistischer Jugendsünden-Vergangenheit. Möge er erfolgreicher als sein Vorgänger sein.
Das Motiv, das in dieser Geschichte wiederkehrt: aus grösster politischer Nähe (und nicht aus Gegnerschaft) entsteht im Alltag oftmals die grössere Feindschaft und Verbitterung, weil sie immer mit direkter persönlicher (Arbeits-)Markt- und Machtkonkurrenz verbunden ist. Mögen sich alle glücklich schätzen, bei denen es noch nicht so ist.
Beschleunigt und begünstigt werden solche sich zu Zerfallsprozessen auswachsende Verfeindungen zum einen durch die Grundströmung des praktisch weiterherrschenden Neoliberalismus: Selbstoptimierung, (virtuelle) Selbstrepräsentation, die Gesellschaft der Ich-AGs. Parteien, die diese Politik zu bekämpfen vorgeben, stehen bei der Umsetzung dieser Prinzipien in ihrer Alltagskultur – leider – hinter den Rechten, die es ja so und nicht anders wollen, in keiner Weise zurück. Sich für “linksradikal” Haltende perfektionieren sie sogar. Dieser strategische Kontrollverlust von Organisationen und Individuen Weiterlesen

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