Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: Sylvester

Köln-Sylvester II / Algerien / Lebensmittelmonopole / Frankfurter Schule / Autozukunft / Trauern / BVB

Die Sau scheint durchs Dorf durch. Das heisst, dass tatsächliche Aufklärung jetzt erst beginnt. Sebastian Weiermann trägt dazu bei: Sylvester in Köln II.
Unruhen in Algerien. Ach, das haben Sie nicht bemerkt? Ist auch nicht so einfach zu erklären, wie es deutsche Leitmedien lieben würden. Junge Welt und Jungle World versuchen es trotzdem.
Marktwirtschaft? Lächerlich: der globale Lebensmittelhandel ist in der Hand weniger Konzerne, die mit ihren Geschäftsmodellen und Konzernstrategien die Welternährung komplett erobern wollen. Unter Weltherrschaft tuts wohl keiner mehr. Eine Bestandsaufnahme dieser antihumanistischen Front haben mehrere Stiftungen und Organisationen in einem “Konzernatlas” zusammengetragen, der hier heruntergeladen werden kann.
Die Frankfurter Schule ist an mir vorübergezogen. Als mit und gegen sie demonstriert wurde war ich 11. Erst mein Freund und Mitautor Dieter Bott, Hartz-IV-“Kunde” in Düsseldorf, hat sie mir nahegebracht. Er lernte beim echten Adorno, kannte auch seine Frau und langjährige Witwe, deren eigene intellektuelle Beiträge (von wegen “Frau, die den Rücken freihält”) in der Öffentlichkeit nie hinreichend gewürdigt wurden. Weiterlesen

Feminismus nach Sylvester

Was einer Frau passiert, die in nachrichtenarmen Zeiten öffentlich kritische Fragen an Polizeistrategien artikuliert, das erfährt nach Renate Künast nun die Grüne Parteivorsitzende Peter. Dass Regionalblätter und Polizeilobbyisten danach über sie herfallen, ist ja eher Werbung für die Grünen, aber besonders geschmackvoll gelingt das immer noch ihren eigenen Parteifreunden.
Update: gründlicher als ich setzte sich schon einen Tag vor mir, ich habs nur erst später gemerkt, Stefan Niggemeier damit auseinander.
In dem ganzen Müll, der darum verbreitet wird, muss an Adenauer erinnert werden: “Man muss doch auch mal das Positive sehen.” Da hätte ich fast den Beitrag der nun auch “schon” 30-jährigen Laurie Penny, dem Popstar des aktuellen Feminismus, übersehen, den die taz in deutscher Übersetzung geliefert hat. Die Autorin ist nicht in Gefahr, von den deutschnationalen Diskursen vernagelt zu werden, lebt sie doch in einem Land, in dem die Klassen- und Gewaltverhältnisse aktuell ausgesprochen radikal gestaltet sind, man aber gleichzeitig an den Anblick zahlreicher “anders aussehender” Menschen schon länger und in größerer Zahl gewöhnt ist. Ich habe Miss Penny’s “Fleischmarkt” gelesen, doch, das ist sehr weiterzuempfehlen, an Mädels und Jungs.
Was Laurie Penny theoretisch und politisch ausführt, dafür gibt es heute Nacht (23.45 h) in der ARD eine schöne Illustration: “20 Feet From Stardom”, ein 2014 produzierter und oscarprämierter Dokumentarfilm erzählt anhand von zahlreichen Zeitzeug*inn*en-Interviews die Geschichte – mehrheitlich schwarzer – Background-Sängerinnen in der Popindustrie. Sie erzählen von Kampf und beinharter künstlerischer Arbeit in einer Zeit gesellschaftlichen Umbruchs in den USA. Der Film zeigt, wenn mir diese Bemerkung als heterosexueller Mann erlaubt ist, wie schön ein Schritt für Schritt erfolgreicher emanzipatorischer Kampf Frauen machen kann. Da die ARD den Film auch im Internet-Livestream ausstrahlt, besteht Hoffnung, dass er auch noch einige Zeit in ihrer Mediathek zu sehen sein wird. Da es urheberrechtlich total verboten ist, darf ich hier auf keinen Fall DVDs meiner privaten Videoaufzeichnung anbieten.
Und ich weiss nicht, ob sie es wussten, aber ….. die Frauenhäuser hierzulande sind schon seit vielen Jahren überbelegt, überlastet, knapp bei Kasse, von Spenden und Fördergeldern nicht verwöhnt, das war vor dem Kölner Sylvester schon schlimm, und komisch, das ist es immer noch. Übrigens auch bei uns in Bonn. Man kann auch Anfang des Jahres spenden, z. B. hier.

Update: Ein dankbarer Gegenstand für die kämpferische Verbindung von Feminismus, Klassenkampf und internationaler Solidarität (statt Dominanz) wäre im übrigen die expandierende deutsche Pflegebranche. An anderer Stelle hatte ich bereits auf
diesen Aufsatz in den Blättern und
diesen Text bei oxiblog hingewiesen.

Update 20.1.: zu Köln fand sich zwei Wochen später noch diese lesenswerte Abhandlung aus feministischer Sicht von Jana Klein.

“Sylvester” / CCC-Kongress / Jahresrückblick

Armin Nassehi ordnet im taz-Interview auf angenehm sachliche Weise das berühmt-berüchtigte letztjährige Kölner Sylversterereignis politisch ein. Er bestätigt damit mein Klischee vom iranischen akademisch gebildeten Flüchtling als Integrations- und vielfach auch Assimilationskünstler in Deutschland. Wenn Sie als Biodeutsche*r die Gelegenheit haben, die Nähe solcher Menschen zu finden, suchen Sie sie! Sie werden von ihnen noch was über Ihr eigenes Herkunftsland lernen.
Lalon Sander informiert über wichtige Referate und Debatten beim CCC-Kongress.
In der Flut der Jahresrückblicke empfehle ich klar den von Friedrich Küppersbusch, wie so oft mit der besten Pointe am Schluss.
Eine gelungene taz-Wochenendausgabe.

Tatort-Paranoia und Medientrash

Ich kenne kaum jemand, der in Ulrich Tukur nicht einen erstklassigen Schauspieler sieht. Hier eine Besprechung der gestrigen Tatort-Folge, in der er wieder die Hauptrolle spielte. Im TV ist der Tatort neben Fußball das letzte Ereignis, das in den Augen der öffentlich-rechtlichen und privaten Einschaltquotenjäger*innen noch “funktioniert”. Ich gestehe: als Zuschauer gehöre ich dazu, neben der Tagesschau das einzige Programmelement, das ich zum Zeitpunkt der Erstausstrahlung anschaue.
Dieses Sendeformat ist also das Letzte, mit dem das TV massenhaft aufnahmebereite Hirne erreicht. In der Regel immer mit einem Mord, mindestens einem. Weiterlesen

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