Gestern versuchte ich in meiner DLF-Stammsendung @mediasres das Interview mit dem Hörfunkdirektor des Senders Weber zu hören. Es gelang mir leider nicht. Der Mann hat zum einen keine gute Mikrofonstimme (oder war in keiner Sprechschule); entscheidender war, dass sich während des Gespräches Hubschrauber und Hobbyflugzeuge des bei uns in Beuel verhassten Flugplatzes Hangelar – besonders übel: sogar eine Hubschrauber-“Schule” wurde angesiedelt, damit nicht zu viele Lärmpausen enstehen – am Himmel über Schwarzrheindorf die Tiefflug-Klinke in die Hand gaben.
So musste ich heute der taz den Bericht von Anne Fromm entnehmen, dass die Welle Deutschlandfunk-Kultur (Standort Berlin) weiter zu Tode programmreformiert werden soll. Nicht nur beim Kinderradio, von dem bei @mediasres vorwiegend die Rede war, sondern auch bei der Politik-Abendsendung um 22.30 h. Ich gebe zu, diese Welle nur zu hören, wenn ich auf das Kölner DLF-Programm keine Lust habe. Z.B. weiche ich sonntags um 11 aus, wenn das Kölner Programm im “Interview der Woche” einer/einem Politiker*in eine halbe Stunde Sendezeit gibt; dann wechsle ich zur “Deutschlandrundfahrt“, bis meine Stammsendung “Sonntagsspaziergang” beginnt, dem dann die wöchentliche Spitzenleistung “Zwischentöne” folgt. Unersetzlich im Berliner Programm ist in meinen Augen das werktägliche politische Feature des DLF-Kultur “Zeitfragen” um 19.30 h, ein echter publizistischer Leuchtturm.
Meine Prognose: auf lange Frist werden die DLF-Mänätscher das Berliner Programm weiter plattmachen. Die letzte Reform hat ihm schon stark geschadet ( minus rund 100.000), und diese wird es auch tun. Die Hörer*innen*zahlen des Kölner Programms steigen dagegen unaufhaltsam (1,8 Mio., + über 200.000), weil immer mehr Hörer*innen wie ich von den zutodeformatierten ARD-Wellen zum DLF ins Exil kommen.

Update nachmittags: bei Sp-on gibt es mehr Sparprogrammdetails. Am schmerzhaftesten ist die beabsichtigte Kürzung des Kulturmagazins „Fazit“, ein Leitmedium für die Branche, seit WDR3Mosaik“ zwischen 8 und 9 kulturjournalistisch weitgehend massakriert hat: nur noch zwei journalistische Beiträge in der Stunde „Fazit“ wird nachts um 0 Uhr auch ins Kölner Programm eingespeist. Die Radios wollen alle ZUhörer verjagen.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net