13. bis 23. September
Ich habe mich daran gewöhnt, monatlich am Eingang der Neuen Filmbühne im Beueler Zentrum, genau gegenüber von Olivotti, mich tief zu bücken, um eine der dort in der linken Ecke vor dem Eingang kostenlos ausliegenden Zeitschrift “Choices” abzugreifen. Es hat was mit Sentimentalität zu tun, weil ein verstorbener guter Freund von mir, Peter Hanemann, sie einst mitbegründet hatte. Als ich Peter kennenlernte, habe ich ihn zunächst als arroganten Besserwisser wahrgenommen. Das stellte sich als Vorurteil meinerseits heraus.
Heute bin ich der Meinung, dass er zu Lebzeiten einer der klügsten strategischen Denker und Netzwerker in Angelegenheiten der Kultur- und Medienwirtschaft in Köln war. In seiner Sachkenntnis durchaus mit dem bekannteren und bühnenaffineren Martin Stankowski zu vergleichen, auch und gerade in beider charmantem Kern. In seinen späteren Lebensjahren haben Peter und ich sehr gut zusammengearbeitet. Er warb mich als Gastautor für das Onlinemagazin Comcologne und vermittelte mir einen Podiumsauftritt im mittelständischen Rotonda Business Club (nach diesem Freitag-Text), wo ich einem der heutigen Adenauers begegnete (könnte der Baulöwe gewesen sein).
Choices ist auch nach Peters Ableben lesenswert geblieben. Obwohl: als Sehbehinderter habe ich mittlerweile Probleme, kontrastarm gedruckte Kleinschrift, Weiss oder Grau auf Rosa oder Ocker, Gelb auf Rot, noch adäquat zu identifizieren. Solche Layout-Designer*innen sollten gefesselt und geknebelt werden.
In dieser Zeitschrift fand ich das AfrikaFilmFestival vom 13.-23. September im Filmforum des Museum Ludwig. Es geht nicht nur um Kino: Fokus: Innerafrikanische Migration; Spielfilme und Kurzfilme, Afrofuturismus, Diaspora “Generation Revolution” plus Workshop, Schulvorführungen, Lesungen in der Stadtbibliothek, Publikumspreise, New Dimensions – Virtual Reality Africa. Kurz: das Programm ist fantastisch, grossartiger als es ein einzelner Mensch verkraften kann. Und Köln ist von Bonn aus darum zu beneiden.
Vielen Dank für den Tipp.