Die Denksportaufgabe von Benny Hoff / Klima brutal / Fußball brutal
Matthias Greffrath/taz erinnert an die Regierungserklärung von Willy Brandt vor 50 Jahren. Im nachhinein betrachtet waren die damit einhergehenden Politikwechsel, und zwar gerade in der von Greffrath kritisch beschriebenen Beschränktheit, eine Voraussetzung dafür, dass der kapitalistische Westen den realsozialistischen Osten (Deutschlands) besiegen konnte. Willy Brandt war mehr Nationalist, als die meisten seiner Fans glauben mochten – sie mögen seine in der SPD verhasste Witwe befragen. Dass er die Wende ’89 erleben durfte, hat er als späten Sieg seines komplizierten Lebenslaufs feiern können.
Minderheitsregierungen sind die neue Zeit
Wenden wir uns, wie Greffrath es getan hat, den aktuellen Aufgaben zu. Benjamin-Immanuel Hoff, Staatskanzleichef in Thüringen und Ex-Jungdemokrat, hat in dankenswerter Transparenz in seinem Blog in der Freitag-Community seine strategischen Überlegungen angesichts eines komplizierten Wahlergebnisses und eines immer komplizierter werdenden Parteiensystems ausgeführt. Tom Strohschneider/oxiblog assistiert mit einem ausführlichen Literaturüberblick zum Thema Minderheitsregierungen.
Ist alles zu langsam gegen die drohende Klimakatastrophe?
Jörg Phil Friedrich vertritt bei telepolis den Analyseansatz, die Klimakatastrophe sei schon nicht mehr zu verhindern. Wer kann sich damit anfreunden? Ich nicht. Dennoch macht er richtige Beobachtungen. Sind die technischen Innovationszyklen zu langsam für den festgestellten Handlungsbedarf? Und die Entscheidungsgeschwindigkeit demokratischer Systeme auch? Ja, doch, das sind sie. Und beides müssen wir beschleunigend ändern. Das ist ja gerade der Grund für die Entstehung von Fridays For Future. Möglich auch, dass Teile dieser weltweiten Bewegungen stärker als bisher – ganz im Sinne des von Greffrath zitierten Al Gore und den genannten Überlegungen Hoffs strategisch folgend – aggressiver ins politische und Parteien-System eingreifen müssen. Bei aller Spaltungsgefahr, die dem immer innewohnt. Gründungsmitglieder der Grünen kennen das schon. Und wenn die Grünen so eine schlaue und erfolgversprechende “Volkspartei” sein wollen, müssen sie sich selbst scheunentorweit für solche Gedanken öffnen. Schaffen die das?
Im Fußball üben sie schon
Die öffentliche Verwirrung wird wachsen, und das Bedürfnis nach Ordnung. Beispiel- und lehrbuchhaft wird das bereits auf Fußballplätzen eingeübt. Wächst die Brutalität? Oder nur die Beachtung für sie? Geht es um deutsche Regelhaftigkeit, oder ist das eine Verkleidung für rassistische Diskriminierung? Muss der Fußball wieder all das aushalten, was die Gesellschaft nicht geregelt bekommt? Auf all das gibt die geschätzte Alina Schwermer/taz keine Antwort. Aber sie vereinfacht auch nicht, wie die meisten Berichterstatter*innen. Sie legt den Blick frei. Das stelle ich mir unter gutem Journalismus vor.
Hier auch ihre Betrachtung zum gestrigen Berliner Derby, das Union 1:0 gewonnen hat – was für ein schöner Spieltag.
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