Corbyn / Prantl / Auhagen
Die Überschrift markiert nicht, was ich heute gegessen habe. Ich habe stattdessen zum dritten Mal das täglich vorrätige Gemüsecurry des Momo-Bistros mit individuellen Geschmackszutaten (Pilze, Chili, Knoblauch, Thymian) geschärft und verlängert. Morgen und übermorgen werde ich mit meiner Nachfrage das l’Olivo stützen. Dort werden die Portionen so gross dimensioniert, dass am Ende von allen schmackhafte Reste bleiben. Die dann erneut, nach tagelangem Durchzug der Ingredienzen, zu komponieren, verspricht eine kulinarisch interessante Woche. Wichtig: die Weinvorräte dazu müssen stimmen (ich empfehle den Barbera d’Alba beim l’Olivo). Mann gönnt sich ja sonst nichts.
In dieser Klage hat mir Hendrik Auhagen/bruchstuecke.info aus der Seele geschrieben. Die permanenten Erziehungsversuche durch die Politik gehen einer wachsenden Minderheit von Menschen auf den Senkel, und sind geeignet, auch sinnvolle gesundheitspolitische Strategien massiv zu untergraben. Das Elend solcher Politik endet in Konstellationen, in denen, wie Heribert Prantl/3sat-Kulturzeit zurecht beklagte (Video 8 min), Kritik “braun kontaminiert” wird, weil sie von Links/Grün unterlassen und nicht besetzt wird. Wenn dieser Fehler dann erkannt wird, wird es zu spät sein. Dass ausgerechnet die FDP das gestern im Bundestag als Erste bemerkt hat, ist keine Hilfe – sie steht ökonomisch und ökologisch weit rechts von der Bundesregierung.
Eine parallele Konstellation erwARTE ich beim Impfen. Linke und Liberale verbieten sich jede öffentliche Kritik oder gar politische Angriffe auf Big Pharma. Viele begeben sich stattdessen sogar in strategische Bündnisse, weil sie – vielleicht ehrlich – glauben, ohne ein Bündnis mit dem ganz grossen Kapital aus der Coronaviruskrise nicht rauskommen zu können. Auch dieses Vakuum wird dann zwangsläufig von rechten Verschwörer*inne*n besetzt werden, die paradiesisch auf die ohnehin weitverbreitete Impfskepsis aufbauen können. Die meisten grosses Publikum erreichenden Medien haben Argumentieren in der Impffrage längst aufgegeben – es gilt nur noch Gut und Böse, verschwörungsgläubig oder gläubig. Das kann ja nichts werden, Aber auf Auhagen hört ja keine*r. Und auf Russ-Mohl sowieso nicht, dessen Kritik als Feinderklärung aufgefasst wird – so blöd können was-mit-Medien-Leute sein.
Zum Schluss noch einer, der ebenfalls hierzulande allgemein als Bekloppter klassifiziert wird. Das letzte Mal im Original habe ich ihn hier im eigenen Blog gelesen. Seitdem ist mir kein deutschsprachiges Medium aufgefallen, in dem er selbst zu Wort kam. Bis heute: Jacobin interviewt Jeremy Corbyn.
Ach so, das Gulasch: das gibts hier beim Postillon.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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