Impfdiskussion – viele grosse Fehler sind leider sehr wahrscheinlich
Es hat ja schon angefangen, und wird sich steigern, im Sinne von schlimmer-werden. Aus allen Rohren werden Kampagnen fürs Corona-Impfen gestartet, nichts wird dafür zu teuer sein. Eine fabelhafte Sonderkonjunktur für die darbende PR-Industrie. Wohlgemerkt: ich bin nicht gegen Impfen, jedenfalls nicht grundsätzlich. Ich bin nur gegen die Polit-PR-Blase. Weil ich sie kenne.
Sascha Lobo/Sp-on hat das Problem richtig erkannt, lässt es für meinen Geschmack aber an Radikalität mangeln. Aber vielleicht ist mein eigener Blick rettungslos unrepräsentativ. Mein grundsätzliches Misstrauen gegen “Impfstrategien” ist in dem dominierenden Antrieb des privaten Konzern-Profitinteresses begründet, das seinerseits weltweit betrachtet über Leichen geht.
Wie könnte mein Vertrauen gewonnen werden? Auf der Entwicklungs-, Forschungs- und Produktionsseite dadurch, dass das von öffentlichen, von Rendite- und Börsenkursdruck befreiten Institutionen geleistet würde. Universitäten, Forschungsgemeinschaften, solidarischen Commons, die nicht für bestimmte Interessen (Patentrendite), sondern für ein globales Gemeinwohl arbeiten. Die Regierungen der herrschenden kapitalistischen Länder haben sich dagegen entschieden. Sie nehmen unsere Steuereinnahmen und subventionieren damit private Wissenschaftssektionen in mehr oder weniger grossen privaten Konzernen. Als “Gegenleistung” lassen sie sich nationale Rationen von Impfdosen reservieren. Die Börsenindizes scheinen das super zu finden. Um mein Impf-Vertrauen zu gewinnen, erhöht das dagegen die Hürden.
Da ich keiner Risikogruppe angehöre, ausser dass ich Ü60 bin, kann ich es mir leisten, das Impfgeschehen abzuwarten und aufmerksam zu beobachten. Kampagnen “meiner” Regierung werden es nicht gewinnen; ich habe sie auch nicht gewählt. Wie kann ich ihr vertrauen, wenn sie Mord- und Totschlag mit ihren Kriminalämtern und Geheimdiensten nicht nur geschehen lässt, sondern mglw. sogar dazu beiträgt? Das Beste, das dafür Verantwortliche in der Impfdebatte tun können, ist schweigen. Oder noch besser: zurücktreten.
Überzeugen könnten mich Freund*inn*en, die mit dem Gesundheits- und Pflegebereich (“Carearbeit”) in praktischem, professionellen Kontakt stehen. Meine Schwester gehörte dazu, weitere politische Freund*inn*e*n, und natürlich mein Hausarzt. Ich würde also dringend dazu raten, nicht mit unermesslichen Summen das Werbefernsehen und Plakatwände zu munitionieren, und auf Überdosierung in Nachrichtenredaktionen zu verzichten. Die fachlichen Multiplikator*inn*en mit massenhaftem Patient*inn*enkontakt sind der Schlüssel. Wer sie überzeugt, hat gute Chancen mich auch zu kriegen.
Was gar nicht geht
Keine Ahnung ob Bill Gates gut oder böse ist. ich kenne ihn nicht, lege auch keinen grösseren Wert darauf, das zu ändern. Chapeau dachte ich heute bei der geschiedenen Ex-Mrs. Bezos. So ähnlich wie sie würde ich es auch versuchen, mit solchem Reichtum klarzukommen. Eine Scheidung, die sich gelohnt hat, Respekt. Im Kern ist aber das doch der Skandal. Dass das gesellschaftspolitisch und ökonomisch möglich ist, kann uns dem Untergang in hoher Geschwindigkeit nahebringen. Da teile ich die aktuelle Einschätzung von Albrecht von Lucke/Blätter. Ein bisschen voreilig-optimistisch finde ich seine Frontstallung “alle gegen die AfD”. Nach meiner Beobachtung steht diese Entscheidung in der CDU noch aus. Sehr hilfreich der Lektüretipp von Hans-Jürgen-Arlt/bruchstuecke.
Aufregende Zeit, wichtige Entscheidungen, kollektiv und individuell, und viele Tage Zeit vor uns, darüber nachzudenken.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net