Manche sind überrascht – unter dem “Eindruck der Bilder”

Wenn sonntags Horrornachrichten verbreitet werden, wird in mir automatisch der Verdacht eingeschaltet, dass im Springerkonzern wieder was ausgeheckt worden ist. Für diesen Verdacht spricht, dass der DLF heute mittag einen “Witwenschüttler” von Bild live aus Butscha Verlagswerbung machen liess. Es fällt mir immer schwerer, meinen eigenen Zynismus zu bekämpfen. Froh bin ich über meinen Entschluss, in diesem Blog komplett auf Bilder zu verzichten. Hier nur Text.

Kommentator*in A. Holberg zweifelte die Wahrnehmung von Reinhard Olschanski ausholend an. Ja, sie lügen alle. Auch Bilder sind im Krieg Kriegswaffen. Und im Krieg der Bilder ist die Ukraine klar auf der Siegerstrasse. Doch was ist das wert? Die Menschen sterben trotzdem, und im freien Westen wird damit deftig Umsatz gemacht. Darum: hier keine Bilder.

Was ist wirklich passiert?

Während die Kollegen bei den nachdenkseiten sprachlos geworden sind, hebt sich Bernhard Gulka/telepolis wohltuend vom medialen Schlachtengetümmel ab. Er verzichtet darauf, den Medien-Handlangern des Putinregimes auf dem Keim (Super-Tippfehler; es sollte “Leim” heissen) zu gehen, die von den nachdenkseiten mit anhaltender Begeisterung verlinkt werden. Für seine Glaubwürdigkeit ist jeder selbst verantwortlich.

Wenn die “Bilder” was beweisen, dann, dass sie die schrecklichen Verbrechen illustrieren, die im Krieg geschehen. Es gibt keinen Krieg ohne solche Verbrechen. Immer wieder werden Kriege in ihrer Ausübung als “sauber” und “für das Gute” PR-verkauft. Wenn das gelingt, was übel genug ist, stellt sich danach – mal nach Tagen, mal nach Jahren – immer heraus, dass die Lüge integrierter Teil solcher Verbrechen ist.

Wenn “die Bilder” zur Legitimation konkreter politischer Wendungen herangezogen werden, beunruhigt mich das besonders. Es legt den Verdacht von Inszenierungen nahe, mindestens der Instrumentalisierung der “Bilder”. Welche Zwecke werden verfolgt, die dabei nicht offengelegt werden? Haben die, die hier Zwecke verfolgen, im Hinterkopf, was uns Markus Kompa/telepolis so unschön klargemacht hat? Ich weiss es nicht.

Kühle Betrachtung ist immer dann am nötigsten, wenn sie am schwersten fällt

Insofern richtet sich mein Dank an Stefan Reinecke/taz, der sich dazu imstande zeigt, und in seiner Redaktion – jede Wette – dafür ultimativ nervenaufreibend streiten muss. Wobei nach Lektüre für mich eine Frage offen blieb: wer ist “wir”?

Arno Kleinebeckel/telepolis problematisiert genau das. Mit der Bemerkung gegen Ende “In der Pandemie predigte man Zuflucht zum Impfstoff.” schwächt er sich selbst. Thema verfehlt: mich hat die Impfung – mutmasslich – vor schwerem Covid-Verlauf geschützt; das Zentrum des Skandals war die deutsche Impfstoffprohibition via Weigerung der Patentfreigabe, bei dem sich eine gewählte Bundesregierung von einem deutsch/US-amerikanischen Konzernbündnis am Nasenring durch die globale Öffentlichkeit ziehen liess.

NEIN, ICH REG’ MICH NICHT AUF!
(nach Diktat verreist – zum Kuchenkaufen)

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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