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Manöver

Im Zuge der Militarisierung der deutschen Sprache, die im abgelaufenen Jahr durchgesetzt wurde, und über die sich niemand so aufgeregt hat, wie über das “Gendern”, nennt der selbst instabile Erste Bürgermeister von Hamburg Peter Tschentscher die Sache “ein politisches Manöver der Opposition”. Na dann besteht ja kein Grund zur Aufregung.

Warum wird es also dennoch aufgekocht? Michael Maier/Berliner Zeitung berichtet, was der Spiegel – irgendwo, ich weiss nicht wo, vermutlich digital eingemauert – berichtet. Irgendein*e preisgünstige*r aber ehrgeizige*r Praktikant*in hat die Sitzungsprotokolle der Cum-Ex-Untersuchungsausschüsse von Bundestag und Hamburgischer Bürgerschaft gelesen. Und dabei sind ihr*ihm widersprüchliche Aussagen des Bundeskanzlers aufgefallen. Dä. Wer hätte das gedacht?

Der immer präzise Fabio de Masi, Ex-Untersuchungsausschüssler, fasst so zusammen: „Wie in der CDU-Spendenaffäre Helmut Kohl müsste jetzt auch Olaf Scholz von der Staatsanwaltschaft vorgeladen werden, da er im Hamburger Untersuchungsausschuss behauptete keine Erinnerungen mehr zu haben, im Bundestag aber konkrete Erinnerungen an ein Gespräch schilderte.“

Jo, und nu? Dass “Politiker*innen lügen” ist Mehrheitsmeinung an jedem Kneipentresen. Im hier inkriminierten Fall der Hamburger Warburg-Bank geht es um 47 Mio. €. Ein Fliegenschiss, gemessen an dem, was Scholz’ Bundesregierung ansonsten dieses Jahr bewegt hat. Lesen Sie mal hier, was dieses Jahr so an Kapital bewegt wurde. Diese Umverteilung wäre mal ein echter Rücktrittsgrund für einen Bundeskanzler.

Die 47 Warburg-Millionen nähren hingegen den Verdacht, dass dahinter was Wichtigeres und Grösseres verborgen ist. Ein Bundeskanzler, der sich aus diesem lächerlichen Schwitzkasten nicht zu befreien weiss, macht sich erpressbar für all die Mitwisser*innen, die sich für diesen Betrag nicht einmal bücken würden.

Viele sind das nicht. Aber es gibt sie.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
Sie können dem Autor auch via Fediverse folgen unter: @martin.boettger@extradienst.net

3 Kommentare

  1. Klaus Jung

    Das Mobiltelefon unserer gewesenen Bundeskanzlerin wurde sbgehört. Auch, wenn gesagt wurde, das gehöre sich nicht unter Freunden, so stand nirgends geschrieben, das das aufgehört hätte. Wer die Bundeskanzlerin abhört, tut das doch wohl auch bei niedrigeren Chargen wie Finanzministern und Ersten Bürgermeistern. Wenn nicht, soll er seine Ausbildungsvergütung bei der NSA zurückzahlen.
    Ist aber das Mobiltelefon von Bazooka-Olaf abgehört worden, kennt die abhörende Stelle nicht nur den Inhalt der Gespräche, sindern auch wann was davon gelöscht oder gar nachträglich geändert wurde. Da braucht es keine explizite Erpressung mehr. Dann macht der doch freiwilllig alles.
    Dann gibt es eben Zeitenwende en gros.
    Klaus Jung (Klarname, braucht nicht erst abgehört werden)

    • Martin Böttger

      Die Bundeskanzlerin wurde von einem ausländischen Dienst (NSA) abgehört. Das hat das Ausland aber Deutschland keineswegs voraus. Das können “wir” genau so gut. Mindestens.

    • Klaus Jung

      “Wir” können das auch, ja. Aber wer wollte unbedingt, dass wir das Gas in Russland abbestellen?
      Die Fracking-Investoren hatten sich doch bereits ziemlich verzockt mit ihrem viel zu teuren Gas (das auch noch umweltfeindlich gewonnen wird). Aber wenn erst die Russen ausgebootet sind, dann kaufen die Krauts doch zu jedem Preis.
      Klaus Jung

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