Kleiner 100-Jahres-Wichtigkeitstest
Wenn man in 100 Jahren danach fragt, was als historisches Faktum aus unseren Tagen noch irgendwie bekannt ist und als relevant angesehen wird, so sind das (nach Timothy Snyders Meinung, der ich mich gerne anschließe) vor allem zwei Dinge:
1. Die Klimakrise
2. Der Ukrainekrieg
Wenn man/frau im Chaos der alltäglichen Informationsflut angemessen Schwerpunkte setzen will, so könnte der Blick auf diese beiden Dinge helfen, sich nicht ganz in Irrelevanz zu verlieren.
Beim Thema Ukrainekrieg scheint mir der Radioblog mit General a.D. Bühler, der zwei Mal wöchentlich erscheint, die beste Informationsquelle in Deutschland zu sein – und vielleicht auch weit darüber hinaus. Einfach mal reinhören. Das schärft den Blick für das Megathema Nr. 2 unserer Tage.
Was mich besonders beeindruckt und mein Deutschlandbild ziemlich zum leuchten bringt, ist die Verbindung von Kompetenz, Besonnenheit und Bescheidenheit in der Analyse bei Bühler (v.a. auch im Vergleich mit den all den Lautsprechern, die sich sonst so beim Thema einbringen). Das ist ein Spezialistentum, das sich gar nicht von der Welt abgesondert hat, sondern das eigene Fachgebiet sehr reflektiert mit der Gesamtdebatte verbinden kann. Wow!
Bühler hat mit Scharping und Struck zusammengearbeitet und war unter Merkel kurz vor seiner Pensionierung für höchste Nato-Ämter vorgesehen. Macron wollte dann unbedingt einen eigenen Mann durchdrücken, was schließlich zu einer „Drittlösung“ führte. So enden Karrieren von sehr guten Leuten im Hickhack von Regierungen und Institutionen. Schade.
Mehr zum Autor hier.
Der Ukrainekrieg wird in 100 Jahren ganz bestimmt nicht zu den beiden wichtigsten Ereignissen unserer Zeit gehören. Neben dem menschenverursachten Klimawandel wird es das US/Eurozentristische Weltbild sein, was am Pranger stehen wird, falls es hier in 100 Jahren nicht von autokratischen, populistischen Diktaturen nur so wimmelt, was nicht auszuschließen ist. Der Skandal von 110 Millionen Menschen auf der Flucht, 100.000en, die versuchen, nach Europa und in die USA zu kommen, um ihre nackte Existenz zu retten und die Unmenschlichkeit der Abschottungspolitik dieser USA und EU, die jährlich zehntausende Männer, Frauen, Kinder in Slums verrecken, im Mittelmeer ersaufen und an der Mauer in Mexiko verdursten lässt und statt mit sozialer Gerechtigkeit zwischen Nord und Süd, Hilfe und Humanität immer brutalere und menschenverachtendere Mechsanismen der Abschreckung und des Menschenhandels durch Verbrecherclans wie die “Libysche Küstenwache” oder die Tunesische Regierung finanziert und zum Komplizen der Unmenschlichkeit wird.