Das Beste von der WM: Frankreich – Brasilien

Sollte sich das DFB-Team morgen (oder später?) für die nächste Runde qualifizieren, keine sehr gewagte Prognose, dann haben wir heute Mittag mit hoher Wahrscheinlichkeit die nächsten Gegnerinnen gesehen. Das sah für das deutsche Team, so betrachtet, nicht verheissungsvoll aus. Denn ich habe hier die bislang tollste, spektakulärste Partie des Turniers (Video 104 min, verfügbar bis 19.9.) gesehen.

Fussballerisch haben mich Japan und Spanien, ebenfalls in einer Gruppe, schon weiterqualifiziert, und am Montag direkt gegeneinander antretend, mehr und klarer überzeugt. Sie hatten aber schlagbare Gegnerinnen. Heute Mittag sahen wir zwei ebenbürtige Klasseteams. Jedes der drei Tore schaltete das Spiel komplett um. Die jeweils Torerfolgreichen wurden die Selbstbewussteren, Mutigeren, technisch Vollendeten und kämpferisch Überlegenen,

Anders als die spät eingewechselte 37-jährige Marta (Brasilien) konnte die vier Jahre jüngere Wendie Renard, die zeitweise aufgrund von Konflikten mit Trainerin Corinne Diacre schon ausgemustert war, dem Spiel ihren Stempel aufdrücken. Als Kopfballtorschützin krönte sie sich selbst. Nachdem sie gegen zeitweise erdrückende Brasilianerinnen (nach deren Ausgleichstor) ihr ganzes Team als psychologische Führungskraft auf dem Feld stabilisiert hatte.

Diacre-Nachfolger Hervé Renard konnte in der Nachspielzeit bei einem völlig berechtigten brasilianischen Freistoss den Mann in sich nicht mehr verleugnen, und rastete gegenüber den – wie im ganzen Turnier – leistungsstarken Schiedsrichterinnen völlig aus. Da will mann gar nicht zugehört haben, wie unflätig der Mann dabei geworden ist – und zurecht die Gelbe Karte sah.

Das war grosses Kino. Schönste Frauen, kämpfend, strahlend, trauernd, bis an ihre Grenzen gehend und darüber hinaus. Wenn das so weitergeht, komm’ ich nicht mehr davon los.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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