In Österreich der Skandal-Burner – die ARD versteht es nicht wirklich

Hatte ich die “Vorstadtweiber” schon gelobt? Ja mehrmals. Gestern bingewatchte ich zum sounsovielten Mal die dritte Staffel, verfügbar bis 3.10.. Der Clou dieser gesamten Serie ist für mich, dass sie erst nach den Dreharbeiten öffentlich gewordene österreichische Politskandale quasi fiktional vorwegspielte (Drehbuch: Uli Brée). Das ist nachgerade genial.

Die ARD hat bisher nur drei Staffeln publiziert, obwohl es in Österreich schon doppelt so viele gibt. Dass das zu keiner Staatsaffäre führte, liegt wohl daran, dass Österreich an einem umfangreichen Export politisch nicht wirklich interessiert ist. Und bei der ARD verstehen sie sowieso nichts von der Sache, sondern nur von Einschaltquoten.

Von der dritten Staffel kann ich Ihnen verraten, dass die fabelhafte Adina Vetter zwar nicht mehr dabei ist, die von Brée erdachte Story aber immer mehr ist absurd-fantastische dreht. U.a. vergammeln zwei ehemalige Kanzlerkandidaten zwischendurch zu veritablen Pennern. Irgendwann verlagert sich das Geschehen in psychiatrische Einrichtungen – wenn das nicht nah am wirklichen Leben ist … Meiner gegenwärtigen Geistesverfassung kommt das sehr entgegen. Die politische Wirklichkeit verlangt uns immer mehr Fantasie ab. Wie schon oft bemerkt: die Wirklichkeit entmachtet die Satire.

Herr Brée kann noch mithalten. Alle Achtung. Und eine Freude beim Glotzen, die den Tatort übertrifft (auch und gerade den von Münster).

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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