Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: Chile (Seite 2 von 4)

Historische Wende

Gustavo Petro schafft sie – Linkskandidat gewinnt Wahl in Kolumbien

Im dritten Anlauf ist erstmals ein Linker in Kolumbiens Präsidentenpalast gewählt worden: Gustavo Petro. Der frühere Bürgermeister der Hauptstadt Bogotá, der in jungen Jahren der 1990 aufgelösten Guerillagruppe M-19 angehörte, trat nach seiner Wahl versöhnlich auf. Das ist nötig, denn Widerstände wird es reichlich geben: Kolumbiens konservatives bis extrem rechtes Bürgertum und seine Streitkräfte werden ihre Privilegien wie immer in der Geschichte des Landes mit aller Gewalt zu verteidigen suchen. Weiterlesen

Lateinamerikanische Verfassungsprozesse

Vorgeschichten, Bilanzen und Herausforderungen

In mehreren lateinamerikanischen Ländern setzte sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts der Ruf nach neuen Verfassungen durch. Standen bei den Verfassungsprozessen in Argentinien, Brasilien und Kolumbien in den 90er-Jahren vor allem die Garantie der Grund- und Menschenrechte, institutionelle Reformen und die Anpassungen der Grundgesetze an die multikulturellen und gesellschaftlichen Realitäten der Länder (zum Beispiel Anerkennung der Rechte indigener Gemeinschaften, Aufhebung der Reservierung politischer Ämter ausschließlich für katholische Menschen) im Vordergrund, so wurden die Debatten um die Verfassungen von Bolivien, Ecuador und Venezuela zu den zentralen Orten, an denen neue Themen und antagonistische Vorstellungen von Wirtschaft, Natur, Nation und Staat zum Ausdruck kamen und teilweise auch ausgefochten wurden. Weiterlesen

Die Geschichte einer Unterwerfung

von Adrián Moyano (Übersetzung: Alix Arnold)
Patagonien ist eine Erfindung des Kolonialismus

Vor 1492 war Amerika auf keiner Landkarte verzeichnet und ebenso wenig Patagonien, obwohl es von verschiedenen Völkern bewohnt wurde. Die Mapuche nennen das Territorium, das sich von der Andenkordillere nach Osten erstreckt, Puelmapu. Dieser Ausdruck hat tiefere Bedeutungen, wird aber in der Regel als Territorium des Ostens übersetzt. Das Volk der Mapuche war von 1592 an mit der spanischen Invasion konfrontiert, die in der Nähe des Flusses Biobío (Chile) begann. Weiterlesen

Weiblich, leidlich links, jung sucht … den Wandel

von Britt Weyde / Informationsstelle Lateinamerika (ila)
Chiles neuer Präsident Gabriel Boric hat Ende Januar sein Kabinett vorgestellt

Aktuell wird so mancher Beitrag zum neuen „Linksrutsch“ in Lateinamerika veröffentlicht. Neben dem Wahlsieg Xiomara Castros in Honduras oder dem möglichen Erfolg Gustavo Petros in Kolumbien gehört zu dieser Entwicklung auch der Triumph von Gabriel Boric bei der Stichwahl in Chile am 19. Dezember 2021. Mit knapp 56 Prozent hatte sich der Jurist und ehemalige Vertreter der Studierendenbewegung gegenüber dem ultrarechten Kandidaten José Antonio Kast durchgesetzt. Weiterlesen

Nicht erst seit Katar

von Gert Eisenbürger
1978 wurde eine WM-Kampagne von Bonn aus koordiniert

Seit Monaten gibt es immer mehr Proteste gegen die Fußball-WM 2022 in Katar. Erst jüngst haben verschiedene Fan-Intiativen zum Boykott des Turniers aufgerufen. Viele machen dafür die forcierte Kommerzialisierung des Fußballs und insbesondere der FIFA verantwortlich. Doch die begann nicht erst mit der Vergabe der WM an den Wüstenstaat. Auch in der Vergangenheit gab es umstrittene WM-Turniere. Das galt besonders für das 1978 in Argentinien. Dort ließ eine Diktatur Tausende von Oppositionellen entführen und ermorden. Ähnlich war die Situation in Chile, dessen Team an der WM 1974 teilnahm. Weiterlesen

Geist der Rebellion

Interview von Alix Arnold mit drei Berliner Gorillas-Rider*innen aus Chile und Mexiko
Der neue Lieferdienst Gorillas betreibt seinen aggressiven Expansionskurs buchstäblich auf dem Rücken der Fahrradkurier*innen. Aber in Berlin stößt er auf Gegenwehr. Im Februar legten die Rider*innen wegen der unzumutbaren Wetterbedingungen die Arbeit nieder. Danach organisierten sie sich als Gorillas Workers Collective und bereiteten die Gründung eines Betriebsrates vor. Zur Betriebsversammlung am 3. Juni konnten sie mehr als 200 Kolleg*innen mobilisieren. Weiterlesen

Enteignen

Omma, gib Dein Häuschen ab – das gehört jetzt alles dem Sozialismus! So ähnlich wollen CDU und FDP in Berlin jetzt wahrscheinlich in den Berliner Wahlkampf ziehen. Gewinnen werden sie ihn damit nicht. Beine stellen tut sich der rot-rot-grüne Berliner Senat immer noch selbst. Jetzt muss er sich zu über 340.000 Unterschriften verhalten, das doppelte des erforderlichen Quorums, die die Enteigung des Konzerns Deutsche Wohnen fordern, der sich bereits vorsorglich unter die Fittiche der noch grösseren aber kaum weniger berüchtigten Vonovia begeben hat. Weiterlesen

Reservate des schlechten Geschmacks

Von André Dahlmeyer, Nomadensportstudio
In Brasilien startet die „Todes-Copa“

Überall in Brasilien gehen die Menschen mit Pappschildern auf die Straße, auf denen Dinge stehen wie „Copa Nein! Impfung Ja!“ Es nützt alles nichts. Gestern um 23 MESZ wurde mit dem Spiel zwischen Gastgeber Brasilien und Venezuela die 47. Copa América angetreten (Ergebnis: 3:0 für Brasilien), die ursprünglich erstmals in ihrer 105jährigen Geschichte in zwei Ländern ausgetragen werden sollte. In Kolumbien kam der Staatsterrorismus dazwischen, in Argentinien der Sensenmann.
Dem deutschstämmigen brasilianischen Präsidenten Jair Messias Bolsonaro ist das wurscht. Weiterlesen

Diego Maradona und die Politik

Auf Du mit dem máximo líder – Fidel Castro, Hugo Chávez – Diego Maradona hat immer wieder die Nähe zu linken Politikern gesucht. Aber: War er deshalb ein Linker? Maradona selbst hat sich stets als Peronist bezeichnet. Und: Was heißt das eigentlich?
Von Gert Eisenbürger

Vor kurzem ist im Verlag „Die Werkstatt“ (hrsg. von Hardy Grüne und Dietrich Schulze-Marmeling) das Buch „D10S. Maradona – Ein Leben zwischen Himmel und Hölle“ erschienen. Der Titel ist eine Kombination aus dem spanischen Wort DIOS (Gott) und der Rückennummer 10, die Diego Maradona als Fußballer stets trug. In dem großformatigen Bildband hat Gert Eisenbürger von der Bonner Informationsstelle Lateinamerika (ila) einen Beitrag zum politischen Werdegang Diego Maradonas geschrieben, den wir mit freundlicher Genehmigung der Herausgeber und des Verlags „Die Werkstatt“ veröffentlichen. Weiterlesen

Rückschlag für alte Seilschaften

von Andreas Baumgart
Aufstand der peruanischen Jugend gegen Korruption und die politische Klasse

Peru hat turbulente Wochen hinter sich. Der Sturm hat sich vorerst gelegt und es herrscht wieder etwas Ruhe auf den Straßen und im Parlament. Mit ziemlicher Sicherheit befindet sich das Land nur im Auge des Hurrikans, und schon bald wird wieder ein rauer Wind wehen.

Am 9. November enthob das peruanische Parlament Präsident Vizcarra mit überwältigender Mehrheit von 105 Stimmen bei 19 Gegenstimmen und vier Enthaltungen seines Amtes. Vizcarra wurde „dauerhafte moralische Unfähigkeit“ vorgeworfen, eine verfassungsrechtlich höchst fragwürdige Begründung. Es war der zweite Absetzungsversuch Weiterlesen

Adiós General

von Ute Löhning
Chile: Vom Ende der Glaubwürdigkeit des neoliberalen Modells

Ein historischer Tag: Gut ein Jahr nach Beginn der Protestbewegung in Chile, am 25. Oktober, haben die Chilen*innen mit fast 80 Prozent dafür gestimmt, dass ihr Land sich eine neue Verfassung geben soll. Sie soll die 1980 unter der Pinochetdiktatur geschriebene Verfassung ablösen, die dem Land ein neoliberales Modell aufzwang. Ein Verfassunggebender Konvent mit extra dafür zu wählenden Mitgliedern wird die neue Magna Carta schreiben. Abgeordnete und Senator*innen sollen außen vor bleiben.
Chile despertó, Chile aprobó, auf Deutsch: „Chile ist aufgewacht, Chile hat zugestimmt“, Weiterlesen

Harte Machtformationen

Sie konnten in Lateinamerika nicht aufgeknackt werden – Interview mit der Soziologin Karin Fischer über die Lehren aus den Pink-Tide-Regierungen
Unter dem Titel „Von Engels gelernt? Linke Utopien und emanzipatorische Praxis in Lateinamerika“ begaben sich im September 2020 etwa 50 Neugierige an die Wuppertaler Uni, um an zwei Tagen den Vortragenden, überwiegend aus dem linken, akademischen Spektrum, zu lauschen und Fragen zu stellen. Auch die ila war vor Ort und hat bei Karin Fischer, Expertin für Globale Soziologie und Entwicklungsforschung an der Uni Linz, nachgefragt. In ihrem Vortrag auf der Konferenz befasste sich Fischer mit „Klassenherrschaft und Weltmarktintegration“ in Lateinamerika. Weiterlesen

Doch Prozess am Hals

von Alix Arnold
Chile: Anzeige der Carabineros gegen feministisches Kollektiv LasTesis

Ihre Performance „Ein Vergewaltiger auf deinem Weg“ ging letztes Jahr von Valparaíso aus um die Welt (vgl. ila 435). Jetzt haben sich LasTesis mit Pussy Riot aus Russland zusammengetan und Ende Mai ein neues Video auf YouTube veröffentlicht: Manifesto against Police Violence (span. mit engl. UT). Den ersten Teil bestreiten die vier Compañeras von LasTesis. Sie stehen u.a. vor Stützpunkten und Fahrzeugen der Carabineros und sprechen zur Lage in Chile. Im zweiten Teil erweitert Wendy Moira, Weiterlesen

“All cops are bastards”

Fragen Sie sich bei der Überschrift: “Will der jetzt auch Prozess am Hals?” Neenee, das ist die Überschrift einer Performance der chilenischen Feministinnen von Las Tesis. Kennen Sie nicht? Die sind in Lateinamerika mindestens so berühmt, wie hierzulande Pussy Riot, und haben dort weit über Chile hinaus eine feministische Bewegung mitinitiiert, die sich in ihrer Wirkung mit Black Lives Matter messen kann, was hier keine*r merkt, weil wohl die Wölbung am Äquator den Blick und die Wahrnehmung verstellt. Weiterlesen

…und dann kam Corona

von Adam Isacson
Zum Verhältnis von Militär und Zivilgesellschaft in Lateinamerika

Die Beziehung von Militär und Zivilgesellschaft ist in Lateinamerika schon immer kompliziert gewesen. Fast überall hat das ernsthafte Auswirkungen auf die Menschenrechtslage. Nach den Militärdiktaturen der 1960er- bis 1980er-Jahre gab es in der Region entscheidende Fortschritte in Richtung Demokratie und Freiheit. Dieser Prozess hat sich in den letzten Jahren jedoch schon zunehmend verlangsamt, besonders im Jahr 2019 gab es Rückschläge – und dann kam Corona. Weiterlesen

Eine Regierung in Militäruniform

von Luiz Ramalho
In Brasilien steigt der politische Einfluss der Generäle kontinuierlich

Bei der diesjährigen digital geführten Jahresversammlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 18./19. Mai erschien für Brasilien auf dem Bildschirm weder der Staatspräsident, Ex-Hauptmann Bolsonaro, noch ein ziviler Gesundheitsminister, sondern ein General. Das ist aber nichts Besonderes für die gegenwärtige brasilianische Regierung. Ihr gehören mehr Generäle an als allen Kabinetten während der Militärdiktatur (1964-85).
General Eduardo Pazuello war vier Wochen zuvor zum Staatssekretär im Gesundheitsministerium ernannt worden, nachdem der damalige Gesundheitsminister Mandetta, selbst ein rechtskonservativer Politiker, an Bolsonaro gescheitert war, da er sich an die Pandemiestrategie der WHO halten wollte. Weiterlesen

Ya va caer

von Muriel González Athenas und Maria Baumeister
Es wird fallen, das Patriarchat! Der 8. März 2020 in Santiago de Chile: Zwei Kölner*innen berichten

Die Ankunft in Santiago de Chile ist bewegend, die Stadt hat sich enorm verändert: die Innenstadt voller Slogans und wunderschöner Gemälde an den Wänden. Unübersehbar ist aber auch die Zerstörung von Machtsymbolen. Die Wut über 40 Jahre Unterdrückung und Ausbeutung hat sich ihren Weg gebahnt. Das Land ist in Arm und Reich gespalten. In der Rebellion seit dem 18. Oktober gibt es ein klares Bewusstsein von den Wurzeln Weiterlesen

Wie die Doktrin der Chicago Boys scheiterte

von Joaquín Molina und Maximiliano Morón (Übersetzung: Britt Weyde)
Hintergründe zum neoliberalen Modell in Chile

Der Putsch von 1973 war eine Niederlage der Sieger. Natürlich war er ein Sieg über das Linksbündnis Unidad Popular von Salvador Allende, aber er war auch eine Niederlage der rechten Parteien. Schließlich waren sie nicht in der Lage, innerhalb des institutionellen Rahmens einen Prozess aufzuhalten, in dem die Forderungen der Arbeiter*innen und Landarbeiter*innen die Gesetzgebung mitbestimmten. Wegen dieser Unfähigkeit mussten die Parteien der Rechten ihre Führungsrolle an das Militär abtreten und dessen Entscheidungen übernehmen. Dies bedeutete einen Wandel in der Art zu Regieren, Weiterlesen

„Herr Präsident, Sie sind ein Folterknecht“

Mit diesen Worten begrüßte im Sommer 1987 Norbert Blüm Chiles Diktator Pinochet. Der versuchte abzulenken mit einem Blick auf das Kreuz in seinem Amtszimmer: Zu dem bete ich jeden Tag. Blüm : „Der liebe Gott kennt die Namen jedes Ihrer Opfer, Herr Präsident. Sie kommen nicht in dem Himmel. Sie werden in der Hölle schmoren.“

In München tobte Franz-Josef Strauß, dieser Auftritt Blüms koste die deutsche Wirtschaft Millionen. Blüm setze sich da doch nur für „Kommunisten“ und „Verbrecher“ ein. Weiterlesen

Katastrophenkapitalismus und Notstands-Biopolitik

von Emiliano Terán Mantovani
Über den Corona-Virus hinaus denken

Noch im Januar und Februar diese Jahres galt COVID-19 als chinesisches Phänomen. Seither aber wurde schnell klar: Es handelt sich um eine Pandemie. Die Gefahr bei COVID-19 ist dessen rapide Ansteckungsgeschwindigkeit in einer globalisierten, hochgradig vernetzten Welt. Wir stehen vor dem Szenario einer potenziell massiven Übertragungswelle auf dem ganzen Planeten, was zum einen viele Menschenleben kosten wird, zum anderen den unhaltbaren Zustand der gegenwärtigen Form der Globalisierung verdeutlicht. Alle Gespräche, alle Ängste und Debatten drehen sich zurzeit um die globale COVID-19-Pandemie. Aber wir müssen über weitere Dinge reden, die sich hier zeigen. Weiterlesen

« Ältere Beiträge Neuere Beiträge »

© 2024 Beueler-Extradienst | Impressum | Datenschutz

Theme von Anders NorénHoch ↑