Mit dem Aufregen habe ich schon aufgehört. Da das Fußballbusines aber immer mehr an gesellschaftlicher und politischer Relevanz gewinnt, müssen wir es wohl oder übel aufmerksam beobachten. Es gibt wichtige Hinweise und wir werden nicht dümmer dabei.
Es gibt Putschversuche in der Fifa. Ihr jetziger Präsident Gianni Infantino entwickelt sich zu einer Art Trump des Fußballs: abhängig von Strippenziehern im Hintergrund, die zu den reaktionärsten, noch feudalistisch organisierten Kreisen des globalen Grosskapitals zählen. Johannes Aumüller und Thomas Kistner/SZ berichten. Ihre Charakterisierung, hervorgerufen durch die New Yorker Ermittlungsverfahren, als Grenzbereich zu ganz grosser Organisierter Kriminalität ist nicht übertrieben.
Die SZ interviewt den Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte Helmut Gabriel, auch ein Schüler von Extradienst-Gastautor Dieter Bott, zu den Gründen des Dialogabbruchs der Fanorganisationen gegenüber DFB und DFL. Mglw. wird diese Auseinandersetzung noch das Interessanteste an der heute Abend startenden Bundesligasaison.
Der BVB hat wieder an der Resterampe eingekauft. Nicht Divock Origi von der Ersatzbank des FC Liverpool, sondern Paco Alcácer von der Ersatzbank des FC Barcelona. Den hätte der BVB schon vor sieben Jahren entdecken können. Auf Eurosport lief – unverschlüsselt – die U17-EM bei der dieser damalige Jüngling als Torjäger auffällig wurde, wie auch sein Mannschaftskollege Gerard Deulofeu. Letzterem stand auf seiner Spielposition auf der rechten Sturmseite bei Barca ein gewisser Lionel Messi im Weg, so dass sein bei jedem Wechsel profitierender Berater ihn mittlerweile in die Karrieresackgasse FC Watford manövriert hat. Alcácers Berater hatten offensichtlich eine ruhigere Hand und melken jetzt den BVB. Bei Barca haben die selbstausgebildeten Sturmtalente der legendären Vereinsschule La Masia keine Chance zur Weltkarriere. Sie müssten Messi, Suarez und Dembele (früher Neymar) übertreffen plus über die nötige Lobbypressure (Berater oder Vereinsmachthaber) verfügen. Die U23 vom BVB weiss ungefähr, was ich damit meine.
Peter Ahrens/Sp-on beklagt heute in seiner Kolumne zum Saisonbeginn eine reaktionäre Diskurswende in der deutschen Fußballdebatte. Gut beobachtet. Nur: wer soll denn ein fortschrittliches publizistisches Gegengewicht herstellen, wenn nicht er und seine Redaktion? So wird aus berechtigter Kritik ein eigener Offenbarungseid – ganz wie beim WDR mit seinem Eindampfen von Sport inside und der ARD-Verschwendung von Arnd Zeigler als Pausenclown in einer unterirdisch standpunktlos wegmoderierten Nummernrevue rund um Mitternacht. Wer sich mit solchen “Leistungen” noch über den strategisch investierenden Springer-Verlag beklagt, sollte zügig in den Vorruhestand wechseln. Alles müssen die Fans selbermachen. Dann lieber Fußballdiskurs bei schwatzgelb (BVB) oder seitenwahl (Borussia Mönchengladbach).
Jetzt hab’ ich mich doch aufgeregt.
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