Das Bild das die DFB-Trümmertruppe und ihre begleitenden Medien nach dem 0:3 gegen die Jugendmannschaft der Niederlande bieten, ist kaum besser als das Spiel. Wer hat beim 0:1 wo falsch gestanden? Warum hat Löw nicht früher ausgewechselt? Warum gilt bei ihm das Leistungsprinzip nicht? Richtiges Beispiel von Sp-on: bei den Niederländern stand der Reservekeeper von Barca im Tor; der erste Torwart von Barca dagegen bei Löw auf der Bank. Tja, alles gute Fragen. Doch der Kern ist: der DFB hat sich mit seinem Missmanagement der Özil-/Gündogan-/Erdogan-Affäre die Mannschaft selbst zerschossen.
Wenn eine Mannschaft es zulässt, dass ein Einzelner, zudem eher leistungsstarkes Mitglied des Teams, vom Oberboss in den Medienregen gestellt wird, und alle, wirklich alle fahren in Urlaub und schweigen dazu. Wer also einen solche Mangel an Zivilcourage und eigenständigem Geist öffentlich zelebriert, kann niemals wieder als funktionierende Mannschaft in die Fußballweltspitze zurückkehren. Jeder einzelne Spieler, der bei diesem Versagen mitgemacht hat, kann danach nicht mehr derselbe sein. Er trägt einen Rucksack des Versagens mit sich rum, als Solidarität eines Teams gefragt war. Nichts davon war zu sehen, weder individuell noch gar kollektiv. Gab es früher nicht mal Mannschaftsräte?
1974 wurden die BRD-Deutschen Weltmeister, weil sie nach dem 0:1 gegen die DDR das Management selbst in die Hand nahmen. Die Versager von Russland 2018 sollten abtreten in ihren Vorruhestand.
Der Kern der Trümmertruppe kommt aus Bayern, und glänzte mit besonders schlechter Leistung – wie schon in der Bundesliga, wie seine Aufsichtsräte, wie seine Landesregierung und die ganze Politik, die von dort kommt – ein “stimmiges” Gesamtbild, niemand weicht ab. Wie es in Bayern so weit kommen konnte, schreibt Georg Seesslen in der Jungle World.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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