Heute wagt die ARD es endlich “Der König von Köln” auszustrahlen. Die Champions League spielt unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Pay-TV, und heute spielen nur deutsche Vereine, die bei der Mehrheit der Fans, insbesondere hier im Rheinland, unbeliebt sind. Die Überschrift entstammt, ohne das Fragezeichen, meiner TV-Zeitschrift, deren Fachkompetenz aber nur begrenzt ist: ihre Redaktion sitzt in Hamburg, ihr Besitzeroligarch in München. Überhaupt nehme ich wenig Vorab-Wind in Medien wahr. Denn wenn der Film so gut wie eine Stunksitzung ist, müssen Medienmillardär*inn*en in ihm eine tragende Rolle spielen. Bei diesem gewagten Vergleich ist ausserdem zu berücksichtigen, dass die Stunksitzung in der Glotze nur halb so gut ist, wie ihr Inferno im Saal; und in der Glotze die Langfassung samstagsnacht (3 Stunden) der zensierten Kurzfassung an Wieverfastelovend (90 Min.) vorzuziehen ist.
Ich kenne zwei Aufsichtsratsmitglieder der Sparkasse KölnBonn (S. 80) persönlich, ein ehemaliges, ein amtierendes. Geheimnisse habe ich von ihnen nicht erfahren – das wäre ja illegal. Aber was ich von ihnen erfahren habe, verdichtete sich auch in meinem Kopf zu einer Nummer, die die Stunksitzung unverändert durch poetische Hinzufügungen in ihr jährliches Programm hätte aufnehmen können. Vielleicht schreibt einer der beiden später mal seine Erinnerungen auf, die Stoff für eine unterhaltsame Serie (ohne Happyend) bieten könnte. Mich inspirierte das damals nur zu dieser humorlosen Analyse. In Bonn hält sich bis heute die Weltsicht, dass die Stadtsparkassen von Köln und Bonn nur deswegen 2005 fusioniert wurden, weil Köln alleine nicht mehr zu retten gewesen wäre; die WestLB des Landes kackte zur gleichen Zeit ab.
Die besten Analysten des Stoffes waren – und hier hat der WDR mal ein kräftiges Lob verdient – die Journalisten Ingolf Gritschneder und Georg Wellmann, die die Skandale mit zahlreichen Beiträgen in der Reihe WDR – Die Story begleiteten, und dafür zurecht Preise sammelten. Sie brachen auf diese Weise die regionalen Medienmonopole auf, deren Besitzerfamilien selbst Mitverdienende waren und sind. Gritschneder/Wellmann dürfen folgerichtig heute abend nach dem Spielfilm um 21.45 h noch mal ran – allerdings nur 30 Minuten. Mir ist es ein Rätsel, wie die komplexe und ereignisreiche Materie in der kurzen Zeit verpackt werden kann.
Vielleicht ist es ernsthaft eine bessere Idee, dass die Herren Stankowski und Schmidt ihre Erinnerungen zusammenlegen, und ein qualifiziertes Autor*inn*en und Produzent*inn*enteam daraus eine Serie macht; sie könnte in der Gegenwart fortgeschrieben werden, vielleicht auch mit Live-Einblendungen aus dem wahren Leben 😉
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