Zurecht lobte Uli Krug vor einem Monat in der Jungle World die “epochalen” “Männerphantasien” von Klaus Theweleit. Richtig ist selbstverständlich auch seine Kritik, dass Theweleit darin nicht die Weltprobleme oder auch nur das komplexe Faschismus-Problem erschöpfend erfassen kann. Solcher messianischer Eifer ist Theweleit, wie ich ihn z.B. in diesem 3sat-Interview wahrgenommen habe, ganz fremd. Sein Lebenswerk ist ein nicht zu unterschätzender wichtiger Beitrag, der, und das ist das Bewundernswerte, über den gesellschaftlichen Wandel zahlreicher Jahrzehnte hinweg seine aktuelle Relevanz nicht beweisen muss.
Dieser Typus Mann, verstanden als gesellschaftliche Konstruktion, ist in vielen Weltregionen auf dem Rückzug, aber kein fairer Verlierer. Jederzeit ist er gewillt und imstande, in seinem Untergang möglichst viel vom Rest der Welt in seine Höllenfahrt mitzuziehen. D.h. nicht innehalten, vorsichtig vorgehen, anpassen etc. Im Gegenteil: es ist möglicherweise noch dringlicher als die Klimakrise. Mit einem Knopfdruck ist eines dieser Arschlöcher imstande, uns die zu ersparen – dass wir noch Sehnsucht danach bekommen, sie mitzuerleben …
Wenn wir dem Treiben der Rechten in Militär, Polizei und Geheimdiensten weiterhin zusehen, ohne widerständig zu handeln, dann kann alles noch schneller gehen, als die demonstrierenden und streikenden Kinder und Jugendlichen warnen. Ich kenne bereits welche persönlich, die in die Polizei gehen wollen, “um sie zu verändern”. Wie werden sie demokratisch geschützt werden? Welche Innenpolitiker*innen haben soviel Rückgrat, wie selbst hochbezahlte Medienfunktionäre nicht mehr aufbringen?
Dieser Mann ist eine Zurichtung des weltweit herrschenden und ständig nach Expansion gierenden globalen Kapitalismus. Das System hetzt die Menschen im Konkurrenzkampf gegeneinander, und macht vor sowas individuell-intimen wie dem menschlichen Körper nicht halt. Frauen wissen seit vielen Jahrhunderten, wie sie auf diese Weise objektifiziert werden, die Schlaueren unter ihnen wissen das immerhin als Instrument im Konkurrenzkampf zu erkennen und einzusetzen. Die Männer werden in einem zwar getrennten, aber ähnlich gewalttätigen, Körper-Gefängnis gehalten und versuchen sich gerne als Wärter und Hüter der Gefängnisordnung aufzuschwingen – mann nennt es Chauvinismus. Näheres bei Theweleit, s.o.
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