Viel Arbeit, aber wenig selber schreiben – so gestaltete sich mein abgelaufener Dienstag. Dienst an Autor*innen und Leser*inne*n. Ich bin froh und stolz, wenn qualifizierte und diskussionsfähige Autor*inn*en gerne an dieser Stelle veröffentlichen. Folgendes kam zusammen.
Roland Appel meinte sich an mir “vorbeizuschmuggeln”. Der Mann schreibt immer, wenn ich in der Tiefschlafphase bin. Lobhudeleien auf den FC Köln kann ich so immer erst morgens nach dem Aufwachen wegzensieren – es sei denn, der Maschinist ist ńoch wach. Mit “Saarlandwahl? Gut Gess!” war er für Onliner dienstags etwas spät – da ist nur die gedruckte taz noch später bei den Leser*inne*n. Aber die Sottise über Walter Unverricht war es wert.
Vor ihm gelangte ein interessanter Bericht einer angehenden Ärztin, Camila Hoyos Banchón aus Köln, zu Ihrer Kenntnis: “Das Krankenhaus trieft von Sexismus”. Das hatte ich mir schon gedacht. Von der politischen Selbsthilfegruppe „Medical Students for Choice” wusste ich dagegen noch nichts. Ein herzlicher Dank wie immer an die textzuliefernde Informationsstelle Lateinamerika, ein Juwel der Bonner Stadtgesellschaft.
Wie immer aus der taz übernommen der Text meines alten Studien- und Friedensbewegungsfreundes Ingo Arend, der später zum Kulturjournalisten umschulte. Nach mehreren Jahren beim Freitag, die unerfreulich endeten, mit einer namhaften, aber längst nicht sorgenfrei machenden vor dem Arbeitsgericht erstrittenen Abfindung, schlägt er sich als “Freier” für taz und Radio erfolgreich durch. Und macht die spannendsten Reisen. “Amma Baad – was danach kommt” ist sein kritischer Bericht aus dem Saudi-Arabien der Gegenwart. In der Hauptrolle nicht die ruch- und skrupellose Staatsführung, sondern die sich rasant wandelnde Zivilgesellschaft des Landes.
Die “Freien” sind längst das Standbein der Überreste demokratischer Informationsgesellschaft. Wie wenig es ihnen gedankt wird, ist die aussagekräftige Selbstauskunft des real existierenden Medienkapitalismus. Für die verdienstvolle Otto Brenner Stiftung, auch hier heftigsten Dank für die Genehmigung der vielen Textübernahmen, haben Barbara Witte und Gerhard Syben eine “Erosion von Öffentlichkeit” ermittelt – ein sehr langer (im Original über 100 S.), aber für die hiesige Demokratie auch sehr wichtiger Text.
Heute mal nur zwei Texte zum Krieg. Maren Kops-Wissmann, eine Mediatorin (vermittelt von Helmut Lorscheid, auch hierfür herzlichen Dank), führt Sie und mich in ein paar Grundregeln der Konfliktbearbeitung ein – sofern Sie und ich an einer Lösung interessiert sind. Das ist spannend. Die Autorin versucht selbst gedanklich eine Nutzanwendung an dem Ukrainekrieg: “Blick einer Mediatorin – Mit meiner Sicht auf den Ukrainekrieg”. Ich selbst drehe und wende mit mehreren Lektüreempfehlungen die Frage: “Warum sind die Guten nicht weise?” Ich wäre froh, wenn das Ironie wäre. Ich fürchte, so ist es nicht.
Nach Mitternacht gehts weiter mit Reinhard Olschanski: “Hilft auch dem Friedfertigen – Etwas Theorie des Krieges”.
Während des uninteressanten Länderspiels geniesse ich übrigens weitere Folgen der Doppelhaushälfte. Das macht mehr Spass.
Freundliche Grüße
Martin Böttger
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