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Sekundärkommunikation im Unterholz

Nun haben Abertausende den gelernten Geschichtslehrer Berndt Höcke mal live erlebt. … In einer Sendung von Welt TV. Gute 70 Minuten lang. Ganz ruhig. Noch ist nichts passiert.

Der Kontrahent von Höcke, der thüringische CDU-Spitzenpolitiker Professor Mario Voigt, ein Kommunikationswissenschaftler, hatte sich vorgenommen, den Faschisten Höcke zu entzaubern, ihn zu stellen. Im Vorfeld der von Welt TV veranstalteten Auseinandersetzung zwischen den beiden war orakelt worden, was nun alles passieren könne.

Höcke hat, so schätze ich, seine Bedeutung nicht steigern können. Dazu war seine Argumentation zu seifig. Er hat aber seine Anhängerschaft zusammengehalten. Das war wohl sein Ziel. Und insofern ist seine Rechnung aufgegangen. Wo er ausweichend wurde, etwa beim Stichwort Remigration, wird der AfD-Unterbau schon im Nachhinein dafür sorgen, dass es eine für die AfD zufriedenstellende Interpretation gibt.

Professor Voigt hat erst mit der sistierenden Rolle des Moderators Jan Philipp Burgard (in Iserlohn geboren, also ein waschechter Westler) Boden unter die Füße bekommen. Aber entzaubert wurde da nichts. Er hat schlicht nicht das persönlich-politische Format, den Höcke argumentativ zu zerlegen. Der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk hat mal in einem Interview mit der TAZ sinngemäß gesagt, dort, wo sich die Höckes herumtrieben, bleibe das Faschistische „im Unterholz“. Darüber kann man streiten, aber sicher ist, dass Politiker wie Voigt im „Unterholz“ nicht klarkommen.

Jetzt hat die Sekundärkommunikation eingesetzt, also die Kommunikation Dritter in den digitalen Netzen, in den Funkanstalten und Printerzeugnissen. Diese Kommunikation geht ihre eigenen Wege. Da gibt es die mehr oder weniger offiziellen Interpretationsmuster des etablierten Journalismus al la Robin Alexander sowie die informellen „Anmerkungen“. Auf dieser Ebene geht´s anders zur Sache, wie man sich selbst überzeugen kann.

Hat es Sinn, sich mit Leuten wie Höcke öffentlich zu streiten? Ich glaube das nicht. Denn politische Organisationen wie die AfD werden den Höcke im Welt TV in ihre nachfolgenden „Heldengesänge“ einarbeiten. Dagegen haben wir bisher kein Kraut gefunden.

Über Klaus Vater / Gastautor:

Klaus Vater, geboren 1946 in Mechernich, Abitur in Euskirchen, Studium der Politikwissenschaft, arbeitete zunächst als Nachrichtenredakteur und war von 1990 bis 1999 Referent der SPD-Bundestagsfraktion. Später wurde er stellvertretender Sprecher der deutschen Bundesregierung. Vater war zuvor Pressesprecher des Bundesministeriums für Gesundheit unter Ulla Schmidt, Sprecher von Arbeitsminister Walter Riester, Agentur-, Tageszeitungs- und Vorwärts-Redakteur. Mehr über den Autor auf seiner Webseite.

Ein Kommentar

  1. Martin Böttger

    Höcke ist noch westlicher als Burgard. Der ist von hier um die Ecke, in Neuwied zur Schule gegangen und Abi gemacht. Jura hat er im Bonner Juridicum studiert. Geht es noch wessihafter und bönnscher? Armes Thüringen.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Björn_Höcke

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