Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Kategorie: Hörbefehl (Seite 7 von 8)

Klassenkampf an unserer Haustür

Mit Update
Weil die Linkspartei gerade mal wieder keine Zeit für Politik hat, muss Jan Böhmermann jetzt ihren Job machen. Seine Schreibtischnummer war gestern mal wieder – Kompliment! – ein Höhepunkt politischer Aufklärung. Heftiger Dank an die Rechercheur*inn*en der bildundtonfabrik in Köln-Ehrenfeld, die ihm das aufgeschrieben haben. Die gewerkschaftlich hochorganisierten Müllwerker sind geradezu eine Arbeiteraristrokratie gegenüber dem Proletariat, dem er sich gestern widmete: Weiterlesen

Journalismus und politische Agenda

Welchen Einfluss übt die politische Agenda auf die Berichterstattung aus? Wer setzt Themen und was passiert, wenn die SPD-Spitze an dem Tag, an dem ein ihr besonders wichtiges Gesetz im Bundestag verabschiedet wird, einen Krisengipfel wegen eines Verfassungsschutzbeamten ansetzt?  Experten erörtern die Frage, wie eigentlich poltische Themen zustandekommen, die sich zum “Hype” entwickeln, welche Wertungen, Perspektiven in Berichterstattung einfließen, aber auch wessen Interessen und warum die Themen der AfD derzeit im Mittelpunkt von Diskussionen stehen, obwohl gar keine Vertreter der Rechtsextremen beteiligt sind. Was die Professoren Kepplinger und Lutz Hachmeister, die Journalistin Gemma Pörzgen und der Berater Johannes Hillje da diskutieren, muss man nicht alles teilen – der Aufklärungswert ist jedoch erfreulich hoch. Sowas gibt es heute selten. Einfach hörenswert.

Wehren, solange es noch geht ….

Zur heutigen #unteilbar-Demo kommentieren heute morgen zwei Menschen aus Österreich. Dem Mann Robert Misik gelingt es in der taz inhaltlich besser, als der Frau Eva Menasse im DLF, die schon recht lange in Berlin lebt (was es mehr erklärt, als das Geschlecht). Österreicher*innen sind sachkundiger als wir, was die Teilnahme von Faschisten an einer Regierung betrifft. Nutzen wir die Chance, dass es hierzulande noch nicht so ist.
Dass es nicht nur darum gehen kann, “das Bestehende” zu verteidigen, machen die Verbrechen deutlich, die sich Regierungen in aller Öffentlichkeit erlauben, Weiterlesen

DLF-Highlights nicht verpassen: Impfen, Irland, Demenz

Das letzte hörbare deutsche Radioprogramm hat in der abgelaufenen Woche, bzw. an diesem Wochenende wieder einige Programmhöhepunkte zu bieten, auf die ich gerne hinweisen möchte.
Zum Impfen gibt es in unserer Gesellschaft sehr verschiedene Meinungen. Diejenigen, die es skeptisch sehen, werden in der Regel als intellektuell vernagelte, wissenschaftsfeindliche Verschwörungstheoretiker veralbert (z.B. in diesem argumentfreien Beitrag des medienkritischen (?) TV-Magazins Zapp/NDR). Das DLF-Wochenendjournal hat heute gezeigt, Weiterlesen

Klassenkampf um Wissen und Kultur

Die Konzern-Algorithmen machen uns doof
Meine Anerkennung für die sonntägliche DLF-Reihe “Essay und Diskurs” steigt beständig. Heute kam dort die Sozial- und Philosophie-Wissenschaftlerin Lisa Herzog zu Wort (mehr zu Frau Herzog hier). Sie macht anschaulich, warum die Verfügungsgewalt über Wissen und seine Verteilung bzw. Zuteilung der entscheidende Machtfaktor in einer Demokratie ist. Daraus entwickelt sie schlüssig die Forderung, dass die Verfügungsmacht und Kontrolle der programmierten Algorithmen nicht den hierarchisch beherrschten Konzernen überlassen bleiben darf. Weiterlesen

Eine Zensur findet doch statt – Sklavenkaffee

Wie Facebook, You-Tube, Twitter und Co. von unwissenden, phillippinischen Billiglöhnern Pornografie, Gewalt und Hetzpostings entfernen lassen. Sogenannte “Content-Moderatoren”, die über ihre Arbeit nicht sprechen dürfen. Nicht nach Recht und Gesetz, sondern internnr “Richtlinien” der Konzerne. Was diese Menschen sehen müssen und dabei erleiden und warum Kunstwerke von Picasso und historisch wertvolle Fotografien wie das berühmte nackte Napalm-Opfer im Vietnamkrieg vom Bildschirm verschwinden. Darüber berichtet heute abend auf ARTE 21.50 Uhr “Im Schatten der Netzwelt-The Cleaners”. Weiterlesen

DLF-Perlen: Midlife-Crisis, AFD-Finanzierung, Bialobrzeski

Wussten Sie das? Ich nicht. Die “Entdeckung” der Midlife-Crisis und ihre Platzierung in den öffentlichen Diskurs hatte einen feministischen Analyse-Hintergrund. Und es waren in den 70er Jahren die Jungs vom Spiegel, die, als sie das Thema in der BRD etablierten, alles komplett umdrehten und zum Männerthema machten. Wie Männer halt so sind: hemmungslos in der Nutzung von Macht. Die besass der Spiegel damals noch. Weiterlesen

Heute nacht Schlafstörungen? – Radiohören!

Beim aktuellen Wetter haben Menschen wie ich mitunter Schlafprobleme. In der kommenden Nacht gibt es sehr gute Möglichkeiten, sich dieses Schicksal zu erleichtern.
Der Merzedes unter den Radioprogrammen, die “Lange Nacht” des Deutschlandfunks behandelt um 0 Uhr (DLF Kultur) drei Stunden lang die italienischen Cantautori: Lucio Dalla, Francesco de Gregori, Fabrizio de Andrè, Gianna Nannini, Lucio Battisti u.v.a. Was unterscheidet sie vom deutschen Schlager? Weiterlesen

Franz Keller / La Paz

Bei Franz Keller, in seiner Hattenheimer Adlerwirtschaft habe ich, leider, leider bisher erst zweimal im Leben gegessen. Glauben Sie mir, es ist die Kurzreise wert, und obwohl mans nicht glaubt, da halten Züge, rechtsrheinisch zwischen Koblenz und Wiesbaden. Ich habe dort die bisher beste Gänseleberpastete meines Lebens gegessen. Und aus dem, was Franz Keller heute in den DLF-Zwischentönen über seine Lebensmittelherstellung erzählte, ergibt sich schlüssig, warum. Weiterlesen

Ulrich Horn und Gerhart Baum zur Hauptstadtkrise

Alte Männer, einer deutlich älter als Seehofer.
Mein Blogkollege Ulrich Horn, jahrzehntelanger WAZ-Korrespondent in Düsseldorf, analysiert kühl das aus der Ferne besehen schlechte Theaterstück, das in Berlin aufgeführt wird. Er bestätigt meine These, dass hier einer platten AfD-Agenda gefolgt wird. Flüchtlinge – richtige Menschen! – oder die, die mit ihnen arbeiten, kommen in diesem öffentlichen Diskurs nicht mehr zu Wort. es geht nur um Machtgelüste und Karrieren ausrastender weißer Männer.
Gerhart Baum nahm dazu gestern Abend im Deutschlandfunk Stellung. Er bestätigt Roland Appels Feststellung von der Rechtswidrigkeit der Seehofer-Position. Leider hat der Sender das Interview nicht im Wortlaut aufgeschrieben – Bückling vor Döpfner oder Personalknappheit? – Sie können es aber nachhören. Baum will es nicht aussprechen, der Interviewer besteht aber mit Recht darauf – Baum und Lindner (beide FDP), das sind zwei Welten.

“Eigentumsfrage am Boden komplett neu stellen”

Es ist Zeit, der “Zeitfragen“-Redaktion des Deutschlandfunk-Kultur hier mal ein fettes Kompliment zu machen. Ich habe diese Radiosendung noch nie zum Zeitpunkt ihrer Ausstrahlung gehört. Sondern immer Tage oder Wochen später wahrgenommen – meistens die Textfassung auf der Homepage gelesen. Noch nie waren Themen und Inhalte inaktuell geworden.

Und so wird auch der Beitrag “Wie bezahlbarer Wohnraum entstehen könnte” von Richard A. Fuchs, so ist zu befürchten, noch jahrelang aktuell bleiben. Weiterlesen

Genozid in Indien, der größten Demokratie der Welt

von Rainer Bohnet

Welches Menschenbild bzw. besser formuliert, welches Frauen- und Mädchenbild gilt in Indien? Die zahlenmäßig größte Demokratie der Welt leistet sich ein gesellschaftliches Verbrechen, das als Genozid, also als Völkermord bezeichnet wird. Tausende Mädchen werden abgetrieben oder ermordet, weil sie angeblich wertlos sind. Gebährfähige Frauen, die ein Mädchen entbinden, werden ausgestoßen, genötigt und geschlagen . Natürlich ist das in Indien gesetzlich verboten. Aber der dortige Rechtsstaat ist äußerst schwach und setzt in unzähligen Fällen keinerlei Strafe um.

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GroKo-Flüchtlingsdeal – in Richtung CSU/AfD

Bringt der “Kompromiss” zur Flüchtlingspolitik die kleine GroKo ins Wanken? Ich glaube es nicht, aber gerecht wäre es. Gisela Seidler, Fachausschussvorsitzende im Deutschen Anwaltsverein, kommentierte das Ergebnis gestern abend im DLF. Es ist für mich erwähnenswert, weil ich auch in fortschrittlichen Jurist*inn*enkreisen selten erlebt habe, dass so gut verständlicher politischer Klartext gesprochen wird – allenfalls beim heutigen Journalisten Heribert Prantl. Danke Frau Seidler, machen Sie weiter!

Neben der oben verlinkten Hörfassung jetzt auch nachzulesen.

“Ruanda ist nicht dieser Film”

Nicht alles an der Entwicklungspolitik ist schlecht. Noch nicht mal alles, was die bundeseigene GIZ (Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) mit Sitz in Bonn so anstellt. Ihre und des Goethe-Instituts Unterstützung für den Aufbau einer eigenen Filmbranche in Ruanda wurde letzten Freitag im Deutschlandfunk in einem sympathischen Feature vorgestellt.
Es nährt den Verdacht, dass in dem Land, das 1994 einen der schlimmsten Völkermorde seit dem deutschen Holocaust erlebte, bei allen aktuellen Demokratiemängeln etwas Neues entsteht, ganz ohne Marschallplan und Wirtschaftswunder.
Der Völkermord war das katastrophale Ergebnis von Interessengegensätzen der einstigen und heutigen (“Einflusszonen”) Kolonialmächte. Jetzt versuchen die Deutschen über die Kulturschiene ins entstandene Einflussvakuum zu stossen. Ruanda verspricht mit “stabiler” Regierung eine kreative ökonomische Wachstumszone zu werden.

Kennen Sie Ingeborg Syllm-Rapoport?

Ich auch nicht. Der Rolls-Royce unter den Radioformaten, die “Lange Nacht” des Deutschlandfunks, stellt sie uns an diesem Wochenende vor – Freitag/Samstag 0 Uhr DLF-Kultur, Samstag/Sonntag 23 Uhr DLF, drei Stunden am Stück. Ich gebe zu, ich schaffe es meistens nicht, die ganzen drei Stunden wachzubleiben. Aber der DLF bietet uns immer das Nachhören (oder Aufnehmen) auf seiner Homepage, zeitsouverän.

Nur einmal habe ich die drei Stunden nachts geschafft, als Extradienst-Gastautor Michael Kleff den 100. Geburtstag seines Schwiegervaters Woody Guthrie würdigte. Auch der Autor dieses Wochenendes Jochanan Shelliem war schon mehrmals verhaltensauffällig zu Themen ausserhalb der großen Medienscheinwerfer. Frau Syllm-Rapoport ist 104 Jahre alt geworden, ihr individueller grosser Sieg gegen das Naziregime. Bis vor wenigen Monaten war sie noch unter uns Lebenden, das allein war schon sensationell. Noch mehr ihr Lebenslauf. Ich bin gespannt.

Ambivalenz der Pränataldiagnostik

In linken und grünen Kreisen, in denen ich mich oft bewegt habe und bewege, grassierte seit den 60er/70er-Jahren eine alte deutsche Rechthaber*innen-Krankheit: persönliche Lebensmodelle wurden politisiert, verallgemeinert und missionarisch propagiert. Die alte rheinische Weisheit “Jede’ Jeck is’ anders”, neudeutsch: die Anerkennung und Respektierung von Diversität, wurde ignoriert.

Die Zeiten scheinen sich zu bessern. Heute geriet ich aus Versehen wieder in das Religionsmagazin des DLF “Tag für Tag”, und siehe da es geriet zu einem Plädoyer für Diversität im konfliktbeladenen Alltag. Die Autorin Sandra Schulz erhielt Gelegenheit ihr Buch “Das Kind hat so viele Fehler” über ihre Schwangerschaft und die Geburt ihres Kindes mit Trisomie 21 vorzustellen, und wie sie dabei mit dem Mittel des Pränataldiagnostik umgegangen ist. Sie bestätigte erneut einen Eindruck, den ich während der Krebserkrankung meiner Mutter gewann: unsere hochmoderne technisierte Medizin – gut, dass sie das ist! – ist kaum geübt im einfühlenden psychologischen Umgang mit der Verschiedenheit ihrer individuellen Patient*inn*en. Da muss noch viel nachgearbeitet werden. Die heutigen Studiengänge leisten das nicht.

Diese Erkenntnis ist auch schon Jahrzehnte alt, und man fragt sich, warum eigentlich? Warum wird es nicht geändert und verbessert? Die fiese platte Antwort ist wahrscheinlich: weil es für den medizinisch-industriellen Komplex kapitalistisch nicht darstellbar, nicht monetarisierbar ist. Widerspruch würde mich freuen.

Freibad oder Fußball?

Für Jugendliche im Ruhrgebiet der 70er Jahre war das die tägliche Sommerlochfrage.
Selten liess sich beides so gut verbinden wie am 5.6.1971. Ich hörte die Schlusskonferenz des letzten Spieltages der Bundesliga im Freibad Gladbeck. Ich glaubte kaum an ein gutes Ende, denn Borussia Mönchengladbach schien durch die Wertung des Torpfostenbruchs im Spiel gegen Werder Bremen (Spielstand wenige Minuten vor Schluss 1:1, Spielwertung danach 0:2) die Chance zur Titelverteidigung gegen den Fußballkonzern aus dem süddeutschen Raum, verspielt zu haben. Doch dann gelang am letzten Spieltag der kaum zu erwartende 4:1-Auswärtssieg bei Eintracht Frankfurt. Bis zur 70. Minute stand es 1:1, Bernd Nickel hatte die Führung durch Netzer mit einem seiner berühmten Hammerweitschüsse ausgeglichen, alle Fingernägel waren abgekaut. Dann Weiterlesen

Seltene Rebsorten – ein Klasse-DLF-Wochenendjournal

Als Samstagslangschläfer geniesse ich das DLF-Wochenendjournal von 9 bis 10 Uhr meistens im Bett. Ein Reportagemagazin zu einem Schwerpunktthema, gegliedert mit zum Thema passenden Musikstücken. Heute war Wolf Renschke dran. Es ging um Wein und die aufwendige und engagierte Pflege seltener Rebsorten, die sich industrieller Produktion weitgehend entziehen, und so unserem Geschmackssinn eine Perspektive zeigen, wie schön und berauschend Vielfalt sein kann. Hier nachzuhören.

“Ehe für alle” – das ist problematisch daran

Blumen an Volker Beck, der eine große lebensgeschichtliche Gerechtigkeit erfährt.
Und richtig: das hätte man auch gut und gerne 30 Jahre früher erledigen können.
Das Verfahren, in dem es jetzt getan wird, ist aber so billig, dass es der Bedeutung der Sache Unrecht tut, und dem Ansehen von Verfassung, Politik und Parteien mehr schadet als nutzt. Besser als ich es kann, hat es heute morgen Albrecht von Lucke, Redakteur der Blätter, im Deutschlandfunk erklärt.

Hofreiter kann es tatsächlich

Letzten Montag war er, organisiert von der Bonner MdB Katja Dörner, hier. Natürlich ist er auf Werbetour für die bekloppte “Spitzenkandidatur”-Wahl innerhalb der Grünen. Favorit ist er nicht, schon allein, weil er die Haare nicht schön hat (meinen viele). Ich konnte nicht hin, weil meine Atemwege am Wochenende von einer IC-Klimaanlage k.o. gegangen waren. Dafür weckte er mich heute morgen um 7.15 h. Die Zeitschaltuhr an meinem Bett stellte mir den Deutschlandfunk an. Gönnen sie sich den Audiostream, der auf der verlinkten Seite angeboten wird. Ich kenne viele Politiker. Aber nicht viele, die um diese Tageszeit so analytisch und strategisch klare Gedanken artikulieren können. Und so cool einen missionarischen Interviewer gegen eine bayrische Gemütsgummiwand laufen lassen können. Der Politiker in diesem Rollenspiel, was ein Liveinterview zur Radioprimetime immer ist, wusste, wovon er redet und ging als klarer Sieger aus dem Ring.
Danke VW!

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