Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: Kalifornien

San Franciscos Niedergang

Warum ich ausgerechnet hier an einen Witz aus DDR-Zeiten denken musste – Unser Autor hat sich San Francisco einmal genauer angesehen und festgestellt: Die lange Wartezeit bei der Passbehörde ist hier das kleinere Übel.

Der bekannte Song „Are you going to San Francisco“ von John Phillips von The Mamas & The Papas aus den Sechzigern, bekannt in der Version von Scott McKenzie, besagt, dass man unbedingt Blumen im Haar haben sollte, wenn man nach San Francisco kommt, wo man einige „sanfte Menschen“ treffen würde. Wir hatten keine Blumen im Haar und die einzigen, die wir zu den frühen Stunden in den Straßen Downtown San Francisco antrafen, waren gebrochene Menschen, Drogenabhängige und Obdachlose, und das in großer Stückzahl. Überall roch es nach Urin, Kot und Erbrochenem. Weiterlesen

Berlin – es geht zuende

Der ökologische Irrtum des Hauptstadtbeschlusses von 1991
Mit “zuende” ist nicht der deutsche Konservatismus gemeint, nicht die weissen Männer, nicht die CDU oder ihr Vorbild Kurz. Sondern die Stadt. Sie fällt trocken. Eine Stadt ohne Trinkwasser funktioniert nicht. Schauen Sie sich ein paar alte Western an, in denen der Wüstenwind Dornenbüsche durch leerstehende, vergammelnde Ortschaften bläst. Dann haben Sie eine Vorstellung, was Berlin bevorsteht. Weiterlesen

Imperatoren-Fantasien

Zunächst eine Prise Realismus zur Ausgangslage. Die Herren Biden und Xi Jinping haben miteinander gesprochen. Das ist, wie schon Erich Honecker wusste, “besser als aufeinander zu schiessen”. Gleich drei FAZ-Korrespondent*inn*en liefern ein Protokoll dessen, was die Herren die Öffentlichkeit wissen lassen wollen. Das ist zunächst einmal beruhigend, sehr vorläufig. Florian Rötzer/telepolis bilanziert realistisch und passend zum heutigen 9/11-Jahrestag, aus welcher geschwächten Position Mr. Biden in das Gespräch gehen musste. Weiterlesen

Aktuelle US-Katastrophen

In Kalifornien haben die grössten Milliardäre dieser Welt (neben China und Indien) das gemacht, was sie für Glück halten. Mit ihrem unermesslichen Reichtum beschäftigen sie die vermeintlich besten Erfinder*innen, Technolog*inn*en, und selbst viele der besten Ideologieproduzent*inn*en. Sie können zwar, darin einem Andy Scheuer ähnlich, immer noch nicht richtig Schienenverkehr (ist noch in Arbeit), aber sie haben sich offensichtlich auch nicht ausreichend mit Landwirtschaft beschäftigt. Nicht ausreichend bedeutet: ausschliesslich mit ihrer industriellen Seite. Das rächt sich jetzt bitterlich: mit Verwüstung. Weiterlesen

Apocalypse now?

mit Update 12.9.

Panikmache? Dafür bin ich so wenig, wie es angeblich Donald Trump ist. Aber warum schafft es der Kerl, der doch “der mächtigste Mann der Welt” sein soll, nicht, mir Sicherheit zu geben? Noch nicht mal Angela Merkel schafft das. Viele von Ihnen haben vielleicht gestern den Tagesschau-Bericht zu den Bränden an der US-Westküste gesehen (Video nicht gefunden). Feuer macht gewöhnlich an Staatsgrenzen nicht halt. Dass es keine Bilder aus Kanada und Mexiko gibt, liegt vermutlich daran, dass dort weniger ausländische Journalist*inn*en arbeiten. Weiterlesen

Eine Frau, nichtweiß

Die Nominierung von Kamala Harris als potenzielle US-Vizepräsidentin wird Joe Biden nicht schaden, vielleicht sogar nutzen. Sie kann sogar US-Präsidentin werden – wenn Biden nicht versagt
Noch ist es ein bisschen zu früh für Kamala Harris, sich zu überlegen, was sie als US-Präsidentin tun möchte, aber die Frage kann sich in überschaubarer Zukunft stellen. Wohl niemals zuvor war die Vizepräsidentschaft eine machtpolitisch vergleichbar wichtige Entscheidung wie in diesem Jahr. Der demokratische Bewerber Joe Biden wird bei Amtsantritt 78 Jahre alt sein, sollte er denn gewinnen. Weiterlesen

Virus-Dunkelziffer: 10? 50? 85?

mit Update 19.4.
Zwar werden mittlerweile bei der täglichen Datenfütterung durch deutsche Medien die Genesenen angegeben. Ihre Zahl sagt aber so wenig aus, wie die der Infizierten. Nicht angegeben wird, wieviele überhaupt getestet wurden. Bis heute steht aus für mich rätselhaften Motiven eine repräsentative Stichprobe in Deutschland aus. Ob wir am Ende von Hendrik Streeck repräsentative Ergebnisse aus dem Virus-Hotspot Gangelt bekommen, wird mittlerweile von vielen (konkurrierenden) Wissenschaftler*inne*n und Medien angezweifelt. Aber warum um Himmels Willen ist diese Arbeit in Gangelt oder anderswo nicht längst erledigt? Weiterlesen

Bild-Zeitung des Internet über “deutsche Pornoindustrie”

Ein besonders alter Witz lautet “Spiegel-Leser wissen mehr”. Aus diesem Grund wird Spiegel-online, das etwas früher am Start war als andere, gerne als “die Bildzeitung des Internet” bezeichnet. Alle gucken, was da steht. Und die meisten glauben es auch. Zwar wurde dort noch nie behauptet, dass die Erde eine Scheibe sei. Aber eine neue Spitzenleistung ist die Behauptung, es gebe eine “deutsche Pornoindustrie”. Diese Theorie ist auf dem gleichen Entwicklungs- und Erkenntnisstand wie die deutsche Medienpolitik. Und da kommt sie auch her. Weiterlesen

Volvo / Tesla / San Francisco

Volvo rüstet sich für den Welthandelskrieg. Baut sich nicht selbst eine Batteriefabrik, sondern lässt sich für 10 Jahre ihre Lieferung garantieren. Und kann je nach Verlauf des Welthandelskrieges zwischen China und Südkorea jonglieren. Grossaktionär ist die chinesische Geely-Gruppe.
Tesla ist ein Beispiel für aggressives US-typisches Marketing. Die Mobilitätsprobleme Europas löst der Strassenkreuzerbauer nicht. Er erinnert mich an ein Ford-Edsel-Modell auf meiner Lego-Stadt (1960-1969).
Aber nicht alles aus Kalifornien ist schlecht. Heise-online meldet einen Stadtratsbeschluss aus San Francisco, der die Überwachung der Bürger*innen eindämmen soll, vorbildlich mit Link zum Originaldokument.

Der Smarte Realo-Kommentar

Wo ist der Ausweg? Habe ich mich nach Roland Appels Text gefragt. Die Frage ist gar nicht so schwierig, wie sie aussieht. Europa ist technologisch und ökonomisch in diesem Bereich von China und Kalifornien bereits aussichtslos abgehängt. Und was Roland beschreibt, ist, weitergedacht, die Nische, die noch übrig ist.
Es gibt einen weltweiten Markt für Kommunikations- und Informationstechnik mit Datenschutz, offene antiproprietäre Systeme, die dem kreativen Wettbewerb ihrer Erfinder*innen offenstehen, statt ihn zu bekämpfen. Für Marktbeherrschung und die Etablierung von Monopolen ist er nicht gross genug. Er ist aber gross, er ist kraufkräftig, er verspricht angesichts der Marktmachtverhältnisse sogar Extraprofite. Weiterlesen

IT und wir – der Geist ist aus der Flasche

Alte Medien ergötzen sich an Drogengeschichten: unsere Abhängigkeit vom Smartphone. Kleinkinder und Säuglinge, die damit Lesen und Schreiben lernen. Schreib- und Schönschrift wird abgeschafft, wie das Bargeld. Nichts bleibt. Bei den Alten breitet sich Panik aus; sie halten sich für dement, nur weil sie nicht mitmachen.

Sie irren. Was die alten Digitalverweigerer leben, ist in Zukunft nur noch der Milliardärsoberklasse vergönnt. Sie lassen arbeiten. Also lassen sie auch die neuen Medien entwickeln und benutzen, geniessen aber selbst das Privileg, damit nicht persönlich behelligt zu werden. Und wenn sie es sich leisten können: ihre Kinder auch nicht. Viele lachen oder schütteln den Kopf über Chefs, die sich immer noch E-Mails ausdrucken lassen. Das ist nicht zum Auslachen, Weiterlesen

Konturen der globalen IT-Oligarchie

Sascha Lobo beschrieb kürzlich in seiner Sp-on-Kolumne die aktuellen Killer-Applikationen unserer Konsumwelt, und wie sie bewusstlose Akzeptanz finden. Oft setzen sich Technologien und Geschäftsmodelle für Konsum und Überwachung durch, die im Pornobereich erprobt wurden, oder im Fußball. Was es dort schafft, das kommt.
Im Kampf um den globalen Weltmarkt duellieren sich Kalifornier und Chinesen. Hier noch mal Vertiefendes: China und Kalifornien.
EU-Europa ist schon abgemeldet. Es kann sich weder sozial, noch kulturell überhaupt auf irgendwas Gemeinsames einigen, schon gar nicht auf einen – dafür gäbe es noch eine Marktnische – bürgerrechtlichen, datenschützenden Gegenentwurf. Eine Spätwirkung der finanzpolitischen deutschen Diktatur, die Schäuble etabliert hat.
George W. Bushs stategisches Interesse, Europa durch Spaltung zu schwächen, war erfolgreich.

Was kommt da auf uns zu? Die bürgerliche Demokratie geht auf ihr Ende zu. Der neoliberale Kapitalismus hat in seinem Drehbuch keine Fortsetzung vorgesehen, not to be continued. Die Milliardärs-Oligarchen regeln den Fortgang der Welt. Wenn sie sich nicht einigen können, gibt es viele Tote. Doch auch wenn sie sich einigen, werden sie sich in einer Blase vor uns flüchten und schützen. Bei uns wird es weitergehen: Beschleunigung, Sofortismsus, Brutalität im Konkurrenzkampf, Ressourcenverknappung, vielleicht sogar die Abschaffung von Liebe und Sex. Manchen wird es gelingen, oben zu schwimmen, vielen nicht. Das Misstrauen der Herrschenden in China vor einem unkontrollierten Volk ist gar nicht so doof.

Mit Robotern ins nächste Mittelalter?

Mittelalter” verbindet sich in Mitteleuropa mit der Erinnerung an Düsternis, Sadismus, Folter und Massenmord. Wetter war schlecht, Heizungen gabs nicht, dafür wilde Tiere, und Menschen, die sich von denen kaum unterschieden. Manche meinen ja, das Mittelalter, oder jedenfalls mehrere Jahrhunderte davon, habe es gar nicht gegeben. Andere, damals unbekannte und heute noch wenig interessierende Weltregionen hielten es anders und besser: Araber, Chinesen, diverse Indianer pflegten Hochkulturen. Das kannte man hier nicht.

Kommt es jetzt wieder so? Oder schlimmer? Roland Benedikter macht auf Telepolis darauf aufmerksam, dass auf Konservierung feudaler Herrschaft bedachte Regimes besonders eifrig danach trachten “Künstliche-Intelligenz”-Technologien (KI) gesellschaftlich und politisch zu adaptieren. Und dass solche, die besonders intensiv fachlich mit der bisherigen Forschung und Entwicklung befasst waren oder sind, am eifrigsten vor zukünftigen Entwicklungsszenarien warnen. Ein besonders lesenswerter Diskussionsbeitrag – Dank an Telepolis! – mit einem überraschenden (kleinen) Lob an die CDU-Landesregierung von NRW.

Worauf es im privaten Beziehungsleben der Menschen in hochentwickelten Ländern hinauslaufen kann, lässt sich im Land der “Early Adopter” Japan studieren. Überarbeitung, keine Lust mehr auf alles, was Spass macht. In einem Land übrigens mit einer größeren Pornoindustrie als in Kalifornien. Bei den Krautreportern (leider hinter Paywall) der entsprechende Bericht einer Sexarbeiterin, was hierzulande mit den Männern los ist.

Pornoindustrie – eine unserer vielen dunklen Seiten

Der Pornobranche wird zurecht nachgesagt, dass sie ein Treiber neuer Medientechnologien ist. Was sich in ihr durchsetzt, hat auch gesamtökonomisch beste Chancen. Das gilt aber nicht nur für Techniken, sondern auch für Geschäftsmodelle: was hier als Ausbeutung funktioniert, das ist auch woanders durchsetzbar. Darum ist es für uns alle ratsam, das zu sehen und nicht auszublenden, nur weil wir das pfuibah und ekelig finden.
Darum ist es verdienstvoll, dass sich die WDR-Reihe “Die Story” dieses Themas angenommen hat. Diese Reihe ist eine der rar gewordenen Existenzberechtigungen öffentlich-rechtlicher Medien. Ich bin so alt, dass ich mich noch erinnern kann, dass sie um 21 Uhr lief, dann um 21.45 h, jetzt ist sie im WDR-TV bei 22.10 h angekommen. Die Beiträge im ARD-Programm haben frühestens um 22.45 h eine Sendechance. Die Programmdirektionen, die das zu verantworten haben, denken wohl, dass sie schon Ruhestand sind, wenn ihr Mediensystem abgewirtschaftet ist – wozu sie selbst gegenwärtig emsig beitragen – nach mir die Sintflut. Aber das ist ein anderes Thema ….

Der Film der Französin Ovidie (Mediathek bis Anfang Oktober, und nur von 22-6 Uhr) vom WDR offensichtlich angekauft (oder coproduziert), zeigte die aktuellen Möglichkeiten und Systemgrenzen von Recherchepräsentation. Weiterlesen

Trump – Ende des Kuschelns

von Bettina Gaus

Geht es den Kritikern von US-Präsident Trump wirklich um die Verteidigung gemeinsamer westlicher Werte? Schön wär’s.

Freiheit, Menschenrechte, Demokratie, Gewaltenteilung und gutes Benehmen: Seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump ist der Eindruck entstanden, dass diese Themen ein Herzensanliegen aller möglichen Leute sind – von Wirtschaftsmagnaten bis zu Spitzenpolitikern. Das freut diejenigen, die sich mit den meisten dieser Anliegen lange alleingelassen fühlten. Aber es steht zu befürchten, dass sie sich zu früh freuen. Es gibt Indizien dafür, dass die scheinbare Übereinstimmung hinsichtlich der Kritik an Trump auf einem Missverständnis beruht.
Ja: Die Sorge bei den Verbündeten der USA wächst angesichts der politischen Richtung, die Donald Trump einschlägt. Nein: Sie meinen nicht alle dasselbe, wenn sie gemeinsam den neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten kritisieren. Je lauter dieser Chor singt, desto seltener wird nach seinem Repertoire gefragt.

Die Frage, wer Trump eigentlich verurteilt und aus welchen Gründen, wird immer seltener gestellt. Hauptsache, Widerspruch. Das gaukelt eine Gemeinsamkeit vor, die nicht besteht. Weiterlesen

China

Birgit Schönau ist eine Italien-Korrespondentin, von der ich mir wünschen würde, dass mehr Politikredaktionen als nur das Studienräteblatt Die Zeit sie mit Schreibaufträgen eindecken. Weil sie schon so lange dort lebt, sich als Deutsche in Italien gut integriert hat, gelingen ihr die am wenigsten oberflächlichen Reportagen und Analysen. Seit dem Tod von Werner Raith ist sie die beste deutsche Korrespondentin im südlichsten Stadtteil von Köln. Aktuell gelingt ihr mit einer Bestandsaufnahme des italienischen Vereinsfussballs gleichzeitig eine geopolitische ökonomische Analyse, wie das chinesische Businesskapital sich Eingang in mittel- und vielleicht auch langfristig Sonderrenditen versprechende kapitalistische Branchen verschafft. Und wie unideologisch und wenig zimperlich es dabei zugeht. Ökonomisch klug von der chinesischen Seite ist, dass sie sich als Zielgebiet Bereiche mit günstigen Einkaufspreisen ausgesucht hat, nämlich die sportlich seit einiger Zeit heruntergewirtschafteten aber über eine große globale Anhängerschaft verfügenden Mailänder Klubs, und nicht die überhitzte Premier League oder die Bundesliga. In Spanien sind nicht die überteuerten Aushängeschilder Real oder Barca das Ziel, sondern Atletico; in Frankreich ist man am Überraschungsspitzenreiter Nizza beteiligt und dreht den arabischen (PSG) und russischen (Monaco) Investoren von oben eine lange Nase.

Der Trick der chinesischen Okonomie-Strategen ist, dass sie als angebliche “Kommunisten” am wenigsten ideologisch vernagelt sind, Weiterlesen

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