Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: Lutz Hachmeister (Seite 1 von 2)

Kreditwürdigkeit ist weg

Die deutschen Ministerpräsident*inn*en und ihr selbstgemachtes medienpolitisches Debakel

Wenn Historiker*innen der Zukunft einst untersuchen, wie es zum Niedergang deutscher Ökonomie und Macht kommen konnte, werden sie vielleicht die gestern beendete deutsche Ministerpräsident*inn*enkonferenz (MPK) deutscher Bundesländer als prägnantes Fallbeispiel hervorheben müssen. Ich ignoriere sie lieber. Sie ist mir des Kommentierens nicht mehr wert. Die Akteur*inn*e*n haben sich noch mehr diskreditiert als in der Coronapandemie, in der noch das eine oder andere Nichtwissen vorgeschützt werden konnte. Das gilt hier nicht. Weiterlesen

“Pflichtfach” – mit wem?

Gestern berichtete Christian Bartels/MDR-Altpapier hier über die Trauerfeier für den zu früh verstorbenen Lutz Hachmeister. Ausser Bartels hat das nach meinem groben Überblick (noch) keine*r getan. Ich war nicht direkt mit dem guten Verstorbenen befreundet, kannte ihn aber gut genug, um zu wissen, dass mangelhafte Medienbildung, insbesondere bei denen, die professionell eigentlich darüber hätten verfügen müssen, ihn lebenslang an den Rand der Verzweiflung treiben konnte. Damit war er ganz offenbar nah an dem, was Medien und Wissenschaft gerne und unpräzise als “die Jugend” bezeichnen. Weiterlesen

Bullshit-Bingo

Wie ich Ihnen schon mehrfach versicherte, ohne dass Sie mich danach gefragt hätten, habe ich statt dem Wahlabend plus seiner gestrigen Nachwehen “Vorstadtweiber” gebinged. Ich kann über diese Medizin plus ihre Nebenwirkungen – wohlgestimmter Nachtschlaf – nur das Beste berichten. Verpasst habe ich nichts. Denn René Martens/MDR-Altpapier bestätigte mir das gestern und heute. Bei ihm finden Sie auch weitere paywallfreie Hachmeister-Nachrufe. Weiterlesen

Lutz Hachmeister gestorben

Die Nachricht erreichte mich über die Startseite der SZ (Nachruf von Nils Minkmar nur hinter Paywall). Hier der Nachruf von Leonard Novy/Institut für Medien- und Kommunikationspolitik. Mein erster Gedanke: “Irgendwann bleiben nur noch die Idioten über …” Der DLF hatte sein monatliches “Medienquartett”, bei dem Hachmeister Stammgast und der fruchtbarste Diskutant war, schon 2022 eingestellt. Ich vermisse es jetzt noch mehr. Weiterlesen

Reform oder Reparatur

Hilferufe als Klopfzeichen aus dem Maschinenraum der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten

Abstract: Dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk (ÖRR) in der Kritik steht, ist nicht neu. Zu große Regierungsnähe, parteipolitische Einseitigkeiten, mangelnde Ausgewogenheit des Programms, Überbürokratisierung und selbstherrliche Führungskräfte, teilweise mit ausgeprägter Selbstbedienungsmentalität – diese Themen begleiten mich, seit ich vor 40 Jahren meinen ersten Beitrag für den WDR produzierte. (1) Doch bis zur Affäre Schlesinger galt, was Johannes Ludwig im Februar 2009 eine ehemalige Führungskraft des Öffentlich-Rechtlichen sagen ließ: »Das wird an denen abprallen«. Und: »Die Öffentlich-Rechtlichen glauben es sich leisten zu können.« (Ludwig 2009: 6) Die Causa Schlesinger hat für Erschütterungen gesorgt, die an den öffentlich-rechtlichen Hierarch*innen nicht einfach mehr so abprallten. Weiterlesen

Woran Schröder mich erinnert

Fussballerisch im Hochspannungszustand. Wenn heute wieder eine SMS von Bettina Tull “Du brauchst nicht zu weinen” eintrifft, weiss ich: das Wochenende kann ich aus der Erinnerung streichen. Anders Gerhard Schröder. Der erinnert mich dieses Wochenende an Vieles. Anlass ein Interview, das von sog. Leitmedien dröhnend beschwiegen wird. Und von der Berliner Zeitung am Montagmorgen (23.10.) digital eingemauert wurde; wenn Sie durch die Mauer nicht durchkommen, kann ich helfen. Daran erkenne ich: auf Substanz kommt es denen nicht an. Der Kerl hat viele andere Meinungen als ich. Aber er ist kaum dümmer geworden, als er als Bundeskanzler (und Juso-Vorstzender 1978-80) schon war. Olaf Scholz weiss das ganz genau. Weiterlesen

Offener Brief an Annalena Baerbock

Sehr geehrte Frau Ministerin Baerbock,

wir sind in großer Sorge um die Gesundheit und das Leben des Journalisten Julian Assange sowie die Bedrohung der Meinungs- und Pressefreiheit in Europa. Deshalb wenden wir uns im Vorfeld Ihrer Reise in die USA an Sie.

Seit nunmehr 13 Jahren kann Assange, der Gründer und Herausgeber der Enthüllungsplattform Wikileaks, nicht mehr in Freiheit leben. Seit April 2019 ist er im Hochsicherheitsgefängnis Belmarsh in London inhaftiert, wo er auf die Entscheidung warten muss, ob er von Großbritannien an die USA ausgeliefert wird. Dort erwartet ihn wegen seiner journalistischen Arbeit eine Anklage wegen Spionage, es droht ihm eine Höchststrafe von 175 Jahren Haft. Weiterlesen

Heuchel-Winde um Holzamer

Etwas verduzt hörte ich von einer angeblich ganz frischen Entdeckung des ZDF, und alle stimmen ein: sein Gründungsintendant Karl Holzamer sei in der NSDAP gewesen, und hätte keinem was davon gesagt. Boah, datt is aber ‘n Ding. Ich bin jetzt 66. Bis 1976 habe ich zusammen mit anderen an meiner Schule eine Schülerbibliothek initiiert und betrieben. Dort legten wir auch Medien aus, die unsere Lehrer*innen nicht so gerne im Unterricht präsentierten. Es war die Zeit der Berufsverbote in der BRD, für alle, die jemand für linksextremistisch hielt. Durch diese selbstorganisierte Bildungsarbeit wusste ich als Schüler schon während seiner Amtszeit, was es mit dem auf sich hatte. Und ich war nicht bei der Stasi, sondern der FDP. Weiterlesen

Best of 3. Januar 2023

Köln hat es in die taz geschafft – wow

Die Novys sind ein interessanter Clan. Ihre Verwandtschaften kann ich leider nicht entschlüsseln. Beatrix Novy ist noch heute gelegentlich in DLF-Beiträgen zu hören. Früher, als ich noch WDR hörte, habe ich sie dort auch wahrgenommen, meistens beim 2003 beerdigten Kritischen Tagebuch (Ende dieses Jahres: 20. Todestag!). Frau Novy geizte – damals – nicht mit gut begründetem Spott, den ihr der DLF wohl so nicht gestattet. Oder ist es das Alter? Leonhard und Johannes Novy sind augenscheinlich Brüder. Leonhard hat den seit langem stillliegenden Blog Carta nicht wirklich zu neuem Leben erweckt. Schade. Von dem selbstverliebten aber auch rhetorisch quirligen intellektuellen Troubleshooter Lutz Hachmeister hat er das Institut für Medienpolitik übernommen. Weiterlesen

Die Hannoversche Republik

Niedersachsen ist ein besonderes Bundesland. Seit langem gehört es neben Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen zu jenen Bundesländern, die wegen ihrer Größe im Bundesrat über sechs Stimmen verfügen und nicht – wie zum Beispiel Bremen oder das Saarland – bloß über drei. Zu Zeiten der „Bonner Republik“ überwog das politische Personal, das aus dem Westen und Südwesten der „alten“ Bundesrepublik kam. Nach der Wende änderte sich das. Weiterlesen

Doof oder boshaft?

Die Kontraste in der Medienpolitik sind so gross wie der Arm-und-Reich-Gegensatz im Kapitalismus
Die 16 Bundesländer – viele assoziieren bei diesem Einstieg automatisch ein langatmendes “Ojeh!” – wollen bis März einen neuen Medienstaatsvertrag aushandeln. Das geht nur gut, wenn alle 16 einverstanden sind, und es anschliessend schaffen, dass ihre 16 Landtage das abnicken. Solche Staatsverträge werden von den 16 Fachreferent*inn*en der 16 Staatskanzleien ausgehandelt und vorbereitet, auf dass die vielbeschäftigten Ministerpräsident*inn*en ihn ebenfalls, im Rahmen eines sog. “Kamingespräches” nur noch abnicken brauchen. Das ist so vorgestrig, dass es wehtut. Weiterlesen

Amnesieclub

Sagen, was ist
Die Feierlichkeiten zum 75. Geburtstag des Spiegel nehmen noch kein Ende. Ulrich Gutmair/taz versucht dabei die Riesenkraterlücke zu füllen, die der Spiegel in seiner lückenhaften Eigenbeschreibung hinterlässt. Er nimmt dabei, so wie ich, auf die Arbeiten Bezug, die Lutz Hachmeister geliefert hat. Aber so, wie die taz vorzugsweise immer nur wieder auf sich selbst verlinkt, erwähnt er nur Hachmeister-Texte, die in der taz erschienen sind. Das sieht etwas billig aus. Inhaltlich liegt Gutmair aber komplett richtig. Weiterlesen

Hitler-Festspiele

mit Update 5.1.
Passend zum 75. Geburtstag des Spiegel veranstaltet das ZDF auf seinem Hitler-Festspiele-Kanal ZDFinfo heute wieder seine – nahezu täglichen – Hitler-Festspiele. Gemäss dem (deutschen) Medien-Motto “Hitler geht immer”. Das ZDF liess sich von seinem ehemaligen Haus-Historiker das Archiv damit vollmüllen, und sendet es jetzt kostengünstig permanent ab (Marktanteil 1,8%). Weiterlesen

Schneckentempo

Der Polit-Journalismus verändert sich revolutionär – oder wird abgehängt
Ich gehöre zu den Stammhörer*inne*n des DLF-MedienquARTEtts. Ich weiss nicht, wie viele es gibt. Ich würde sie auf einige Dutzend schätzen. Aber ich höre gerne zu, weil der Sender (redaktionelle Verantwortung schwer herauszufinden; mglw. Brigitte Baetz?) keine Apologet*inn*en einlädt, sondern eine gute Mischung aus Medienwissenschaftler*inne*n und Praktiker*inne*n, mit dem Stammgast Lutz Hachmeister. Gestern ging es um den Politikjournalismus. Weiterlesen

Wahlkampfthema Klima

Der*die Deutsche will die Welt nicht retten, sondern in Ruhe gelassen werden. Dem wird er und sie bei der Bundestagswahl ein weiteres Mal Aus- und Nachdruck geben (Video 45 min). Er und sie wissen ja noch nicht mal, dass ein entscheidender “Erfolg” der Ära Merkel ist, dass die deutsche Bundesregierung jetzt unumstrittener Boss in der EU ist. Also will auch die EU die Welt nicht retten, logisch. Bleibt also alles an den USA und China hängen. Ob es da gut aufgehoben ist? Weiterlesen

Verfassungsschutz ist das Gericht

Es gibt ein Bundesamt, das einen propagandistischen Namen führt, der leider fast vollständigen Eingang in die politische Umgangssprache gefunden hat. Sprachpolitik des Inlandsgeheimdienstes. Eine Ausnahme, denn nur selten ist er so erfolgreich. Vor allem ist er teuer und gierig nach Ressourcen. Deren Erweiterung fordert er regelmässig dann, wenn er wieder besonders grossen Mist gebaut hat. Aber ich schweife ab. Der Verfassungsschutz dieser Republik ist das Bundesverfassungsgericht. Nicht immer, aber nun schon seit einigen Jahrzehnten sehr oft. Weiterlesen

Medienjournalismus in Deutschland

von Hektor Haarkötter / Filiz Kalmuk und Jupp Legrand (Vorwort) – Otto Brenner Stiftung
Seine Leistungen und blinden Flecken
Vorwort

Der Medienjournalismus scheint sich in einer paradoxen Situation zu befinden. Einerseits haben Medienkritik und die Reflexion über Öffentlichkeit spürbar zugenommen. Mit den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Großkrisen sind Anspruch und Erwartung an die Orientierungsleistung von Medien stark gestiegen. Zeitgleich sank das Vertrauen, wuchsen Enttäuschungen und polarisierte sich die Kritik: an den verschwörungserzählerischen Enden der Skala gehören Verdächtigungen gegenüber ,dem‘ Mediensystem und Diffamierungen von Journalist*innen zur Tagesordnung. Technische Innovationen – allen voran Social Media – sorgen für weltweite Beachtung und wirken wie Brandbeschleuniger. Weiterlesen

Märchen statt “Humorkrimi”

Verschönern Sie sich Ihr Wochenende mit Denys Arcands “Der unverhoffte Charme des Geldes” (ARTE)
“Wenn die Programmplanung das alleine entscheiden könnte, würde jeden Abend eine Abfolge ‘Tagesschau’, ‘Tatort’, Talkshow, ‘Tagesthemen’ gesendet, und zwar nur diese Sendungen. Weil alles andere irritiert und ist lästiger, also, irgend so einen Dokumentarfilmer auf dem Hals zu haben, der mal jahrelang an einem Produkt arbeitet, das ist einfach lästig. Also, das läuft im Grunde wie geschmiert. Und es ist ein bisschen eine mentale Prostitution von allen Beteiligten, weil jeder etwas davon hat: die Moderatorinnen werden bekannt, die Produktionsfirmen verdienen gut, die Gäste werden prominent, wenn sie es nicht schon sind – also, das ist so ein System, eine Versicherung auf Gegenseitigkeit, die ziemlich gut funktioniert. Weiterlesen

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