Vor Jahren hatte mich bereits der Berliner Tagesspiegel mit seiner Paywall-Politik als digitaler Leser vertrieben. Nun habe ich mich auf Empfehlung von Extradienst-Gastautor Ludger Volmer gerade bei der Berliner Zeitung warmgelesen, da überrascht sie mich äusserst unangenehm mit einer Ausweitung ihrer Bezahlmauer, ironischerweise sogar in ihrer Rubrik “Open Source”. Die FAZ hat ihre Mauer anlässlich des Halbjahrsbeginns ebenfalls noch weiter hochgezogen. Solchen Verzicht auf digitale Aufmerksamkeit muss mann sich halt leisten können.
Die ARD will mehr digitale Aufmerksamkeit, verbindet das aber mit besonderer politischer Hinterfotzigkeit. Als Politikerfahrener bin ich versucht dahinter eine kalkulierte Strategie zu vermuten. Es wird ein spektakulärer Stein auf die Politikmagazine geworfen, dann geprüft, welche grossen oder nur kleinen Wellen er nach sich zieht, und dann kommt der nächste hinterfotzige “Kompromiss”, um alle zu befrieden, dass “das Schlimmste” verhindert worden sei. Ich fürchte nur, es ist schlimmer. Ich unterstelle damit Intelligenz an Stellen, wo sie schon verschwunden ist. Dementsprechend kreist die kritische Aufregung in einem engen selbstreferentiellen Rahmen. Das Publikum ist längst desinteressiert. Es hat sich an das niedrige Niveau gewöhnt (die Älteren), bzw. schon lange abgewandt (die Jüngeren). Der Umgang mit “Klima vor 8” hatte eigentlich schon alles Wesentliche geklärt.
A propos Klima: knapp 50 Grad in Westkanada, 30 Grad Tiefsttemperatur hier um die europäische Ecke in Griechenland und Zypern. Es wird bereits gestorben.
Fussball und die Macht
Das deutsche Fussballinteresse ist bereits nahe Null. Man kann wieder in die Kneipe gehen, und unbehelligt guten Sport gucken, mit Leuten, die was von der Sache verstehen. Das grassierede Desinteresse der Mehrheit narkotisiert auch ihre Politikwahrnehmung. Und weckt sie nicht, wie alle glauben, die dem Fussball nur eine “Brot-und-Spiele”-Funktion zuordnen.
Alina Schwermer/taz, seit langem eine der intellektuell aufgewecktesten Sportanalyst*inn*en, erklärt ihnen die Sache noch mal ganz hart realistisch.
Der wertvollste Spieler der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA wechselt für 85 Mio. und wird damit US-amerikanischer Besitz im Portfolio des berüchtigten Glazer-Clans. Ironischerweise hat auch das Emirat Abu Dhabi was von dem Deal (15%), das den Lokalrivalen ManCity gefressen, und dort den Jugendspieler Sancho aufgezogen hat. So geschieht es im real existierenden globalisierten Kapitalismus.
Im krassen Kontrast dazu die real existierende deutsche Vereinsmeierei im 7 Mio. Mitglieder “starken” Deutschen Fussballbund. Wie gerne hätten sie sich mit einem frisch errungenen EM-Pokal ablichten lassen, im Glanz der Neuers, Müllers, Hummels und Sanés (obwohl: ist der nicht zu krass schwarz?). Wenigstens war die EM-Aufregung einen Versuch wert, interne Machtverhältnisse unbemerkt zu sortieren. Hat auch nicht geklappt, dank Johannes Aumüller und Thomas Kistner (SZ).
So ähnlich wie bei DFB könnte am Ende auch die Bundestagswahl ausgehen. Die Welt da draussen soll uns doch in Ruhe lassen. Tut sie aber nicht.
Viertelstunde nachdenken
Heute dürfen die Kinos wieder arbeiten. “Nomadland” kommt, und Maria Schraders “Ich bin dein Mensch”. Dietmar Dath/FAZ, Hausmarxist des Spachrohrs unserer herrschende Klasse, hat zu letzterem eine Besprechung geschrieben, die Ihren Grips ein paar Minuten beschäftigen kann, wie der Film selbst. Was macht die Künstliche Idiotie/KI mit uns als Menschengattung? Wie Fritz Eckenga jetzt sagen würde:”So, da kannze jezz ma ne Viertelstunde drüber nachdenken. Viertelstunde? Schaffs Du schon!”
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