Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: Essen-Karnap

Unsexy und reich

Tote Kunst und ein Verstorbener mit Kunstverstand

Leute gibt es, selbst heute noch, die Berlin für “hip” halten. Dagegen war ich lebenslang immun, vor und nach 1990. Über das Treiben eines gewissen Smerling, der sich hier wie dort leider besser auskennt, als die meisten dummen Kommunalpolitiker*innen, haben wir hier mehrmals berichtet. Nun gibt es einen – vorsichtig geschätzt – um ein paar Jahrzehnte verspäteten Appell einer Leidtragenden. Laura Ewert/Berliner Zeitung: Aufruf ans Berliner Kultur-Prekariat: Geht in den Streik und verlasst Berlin! – Berlin gilt als teuer, aber sexy. Aber wie lange noch? Diejenigen, die Berlin hip gemacht haben, können sich kaum etwas leisten. Zeit für Protest!” Weiterlesen

Wundersame 49-€-Ticket Bahn (CLI)

Nach zunächst nur lokaler Verwendung testete ich gestern erstmals mein 49-€-Ticket bei der Deutschen Bahn (Netz), bzw. mit “National Express” (Zug: brit. Privatbahnbetreiber im NRW-Regionalverkehr; die sind von da, wo besonders gerne – und berechtigt! – gestreikt wird). Ich nehme die Pointe vorweg: wenn es “nix” kostet, steigert es den individuellen Gleichmut. Vor dem 49-€-Ticket hatte ich immer mit meiner Bahncard50 “Flex-Preis” für IC/ICE gekauft, machte für Bonn-Essen 35€. Was ich dabei erlebt habe, habe ich hier in Serie beschrieben. Wo lagen nun die Unterschiede? Entscheiden Sie selbst. Weiterlesen

Kindheitserinnerung

mit Update nachmittags und 17.9.

Als ich 3 war

Meine erste Lebenserinnerung: ich war 3, als ich oben auf dem Hamburger Michel stand. 1960: Unter ihm lag noch alles in Trümmern von dem 2. Weltkrieg, der 15 Jahre zuvor beendet worden war. Die Attraktion schon damals: der Hamburger Hafen. Dem geht Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck nun an den Kragen. Und ich bin gespannt, wie der ehemalige Erste Bürgermeister und Präsident des Senats der Freien und Hansestadt Hamburg darauf reagieren wird. Weiterlesen

Nur, nur, nur in Kölle …?

Das öffentliche Bauen – im Film von Ingolf Gritschneder und Georg Wellmann

Ich kenne Bonner Kommunalpolitiker*innen, die wollten das gar nicht sehen. Die wissen schon “zu viel”. Dabei ist es doch noch glimpflich. Nur durch mühevolles Zusammenrechnen erreichten die beiden Filmemacher, bzw. die Kölner Bauherr*inn*en die Schadenssumme von 1 Mrd. €. Ist mann da in Frankfurt oder Stuttgart nicht schon weiter, Städte die eindeutig kleiner als Köln sind (wie auch das Saarland)? Ich habe es gewagt, und mir “Das Trauerspiel der Kölner Oper – Ein Sanierungs-Desaster” angesehen. Und um es gleich vorwegzunehmen: ja, schauen Sie es sich auch an. Weiterlesen

Gladbeck-Brauck

Die SPD – wird das noch was?

Grossvater erzählt. Aber mich hat es halt geprägt, wie meine Grosseltern der Krieg. Ich wuchs im sichersten SPD-Wahlkreis Deutschlands auf. Peter Reuschenbach holte in Essen-Nord 69,2%, gleichauf mit Günter Schluckebier in Duisburg-Nord. Bei uns in Essen-Karnap waren es über 75%. SPD-Kanalarbeiter allesamt, d.h. die marginalisierte CDU (unter 20%) war linke Opposition, nicht rechte. FDP gabs nicht (das wurde dann ich als Jungdemokrat am 1. April 1973). Weiterlesen

Wundersame (Fahrradauto-)Bahn LXXXV

Nein, mit der billigen Lokalpolemik befasse ich mich hier nicht. Die CDU hat erkannt, was alle sehen konnten: sowohl bei Grünen als auch im ADFC gibt es verschiedene Meinungen zu den Radschnellwegplanungen an beiden Rheinufern. Also feste druff, den Spaltpilz schön feuchthalten und vor keiner persönlichen Diffamierung zurückschrecken. Das bringt Klicks und zieht weitere Erregung von Aufmerksamkeit nach sich. “Radschnellwege” sind genormt. Der*die Deutsche braucht das zum festhalten. Das ist das Problem. Weiterlesen

No-Go-Areas London & Altenessen

Alle Deutschen, die noch alle Tassen im Schrank haben, wissen wie gemeingefährlich Boris Johnson ist. Und leider auch sehr mächtig, als Regierungschef einer Atommacht. U.U. ist es gar nicht mehr ratsam, Männer auf solche Positionen zu lassen – zu toxisch. Andererseits: Frauen bieten auch keine hinreichende Gewähr von Sicherheit, wie die Londoner Polizeichefin symbolisiert (Audio 4 min), die nun zurücktritt. Das wiederum hat sie deutschen Polizeiführern voraus, die gute Gründe hätten, es ihr nachzutun. Weiterlesen

“Berater” und “Bürokratie”

“Kein Verzehr von Grünkohl und Gemüsearten wie Mangold, Spinat, Pflücksalat, Feldsalat, Rucola, Rübstiel, Staudensellerie sowie von Kräutern.” So lautet die Empfehlung des Bottroper Oberbürgermeisters Bernd Tischler für grosse östliche Gebiete seiner Stadt. Verursacherin ist die Kokerei Prosper im Eigentum des grössten Stahlkonzerns der Welt Arcelor-Mittal. Vor 2011 gehörte sie zur Ruhrkohle AG. Sie steht dort schon seit 1928, vier Jahre, bevor meine Eltern zur Welt kamen. Meine Mutter hat sie vermutlich ins Grab geführt. Weiterlesen

Ökologie in der grossen Stadt

Eine Sache konnte mir meine Partei bisher nicht richtig erklären. Wieso verteidigen die meisten Grünen industrielle Ackerflächen gegen Wohnbebauung? Längst ist nachgewiesen, dass Städte eine grössere artenvielfalt vorweisen können, als agrarindustrielle Monokulturwüsten. Nicht Städte, sondern die grossindustrielle Landwirtschaft hinterlässt die übelste Bilanz in Sachen artensterben und Klimawandel. In meiner Kindheit war das noch anders.
Ich habe in Essen-Karnap vom Taubenschlag meines Opas aus rauchende Schornsteine gesehen. Und die Weisswäsche, Weiterlesen

Kaum ein Fahrgast stört

Wundersame Bahn XLIII
Jahrzehntelang fühlte ich mich als DB-Stammkunde darauf abgerichtet, dass der Fahrgast das Einzige ist, was den Betrieb stört. Seit das Coronavirus über uns gekommen ist, schien dieses Problem weitestgehend erledigt. Zu hören, zu sehen und zu atmen ist, dass immer mehr Menschen aufs Auto umsteigen, weil sie sich dort scheinbar sicherer fühlen. Ist das Virus vielleicht gar nicht von Bill Gates, sondern von der deutschen Autoindustrie? Hmm …
Gestern habe ich alles mal wieder ausprobiert. Weiterlesen

Wundersame Bahn XXXI

Ein ganz normaler Freitag
Ich wusste ja vorher, dass es ein Abenteuer wird. Dennoch kann die Bahn mich immer noch überraschen. Gegen 15 h traf ich am Hbf. von Bonn ein. Verspätungen wurden für das komplette Angebot angezeigt. Der RE5 nach Oberhausen meldete 30 Min., der IC nach Emden über Oberhausen nur 15 Min. Da fiel die Wahl nicht schwer. In Essen-Altenessen sollte er jedoch nicht halten. Die Strecke Duisburg-Essen Hbf. wird wg. Bauarbeiten in den Sommerferien komplett nicht bedient, Weiterlesen

Mediathekperlen: Tatort-Bundesliga

Weiter unten: Verteidigung des “Schönen Leo”
Der Dortmunder Tatort von gestern polarisiert die Kritik. Das ist schon mal ein exzellentes Erfolgsfundament. Über 9 Mio. sollen zugeguckt haben. Das ist nicht wenig, dürfte aber stark von den Aussentemperaturen beeinflusst gewesen sein. Einig ist sich die Kritik nur im Lob der Schauspieler*innen*kunst. Wenn das Ensemble neben einer Weltklasse-Lady wie Bibiana Beglau (ich erinnere an “Barbarossaplatz”!) so mühelos mithalten kann, Weiterlesen

Paralleles Absaufen: Ruhrgebiet & Sozialstaat

Hans Hütt/FAZ berichtet uns heute von der gestrigen Maischberger/ARD-Runde. Gut, dass ich mir das erspart habe. Auch auf die Champions-League habe ich dankend verzichtet – zu dieser Anstosszeit (21 h) mit Aussicht auf eine 6er-Konferenzschaltung in meiner Fußballkneipe, dafür trat ich nicht vor die Tür.
Martin Kronauer und Stephan Lessenich/taz bezeichneten zutreffend, was die BRD zusammenhielt: “Die BürgerInnen akzeptierten die ökonomische Herrschaft der Kapitaleigentümer und das politische Herrschaftsprinzip der repräsentativen Demokratie Weiterlesen

Hans Schäfer 90

Die Saison 1964/65 war die erste, in der ich mich für Fußball interessierte. Meine Grosseltern in Essen-Karnap hatten schon einen Fernseher, gabs damals nur in schwarz-weiss. Samstags und Sonntags war da Fußball drin, die Sportschau. Die weiss gekleideten Mannschaften sahen am besten aus, sie spielten auch am besten: Borussia Mönchengladbach in der Regionalliga West, in der seinerzeit auch Rot-Weiss Essen spielte, der Lieblingsverein meines Opas, in dem nach dem Krieg auch ein Verwandter meiner Grosseltern mit August Gottschalk, einem späteren kongenialen Partner von Helmut Rahn zusammengespielt hatte.
Ich vergab meine Sympathien den Mannschaften in weiss. Das war mein erster Kontakt zu Hans Schäfer. Er war Kapitän und Regisseur des 1. FC Köln, im reifen Alter von 37 Jahren, und in dieser, seiner letzten Saison erspielte er sich, von Verletzungen geplagt, noch einmal die Vizemeisterschaft, hinter Werder Bremen. Von dieser Saison hatte ich auch ein fast vollständiges Sammelalbum. Ich weiss nicht, wo es hingekommen ist, aber die Bilder habe ich noch im Kopf, das von Hans Schäfer kann meine Hirn-Festplatte jederzeit abrufen. Er hat noch mit dem echten hier in Bonn geborenen Toni Schumacher zusammengespielt, ebenfalls eine Legende, Weiterlesen

Oligarchen und nützliche Idioten: Russland, WHO, Karnap

Einen aussergewöhnlich informativen Tagungsbericht über eine Russland-Tagung in Hannover lieferte Stefan Korinth gestern auf telepolis.
Dramatisches zur Lage der Weltgesundheit und ihrer gleichnamigen Organisation WHO berichtete ein Feature des DeutschlandfunkKultur: ihr größter Zahler ist die Stiftung des Milliardärsehepaares Gates. Die Zahlungen sind zweckgebunden, bestimmen also die Politik. Sie stammen aus Erträgen aus Unternehmensbeteiligungen. Diese Unternehmen sind die großen Nahrungs- und Pharmakonzerne dieser Welt. Sie haben uns, der Völkergemeinschaft UN, die WHO enteignet.
Nützliche Idioten dieser Oligarchen sind die Rechtsradikalen aller Länder, die von den ökonomischen Prozessen und Machtverhältnissem ablenken, und die Menschen stattdessen nach rassistischen, nationalen und kulturellen Massstäben auseinanderdividieren und aufeinander hetzen: so macht es die AfD im nördlichen Ruhrgebiet. Die Stadtteilstrukturen sind zerstört, inhabergeführter Einzelhandel ist ruiniert, die Monopolisierung und Industrialisierung von Produktion und Handel schafft Opfer und Überflüssige überall, auch in reichen Ländern. Schöne, realistische Bilder hier in einer Reportage des ARD-Morgenmagazins aus Essen-Karnap. Sie illustriert, wie geil die Publicity einen Konvertiten von der SPD zur AfD macht. Dort, wo im deutschen Westen der grösste Wohnungsleerstand herrscht, war er noch als Sozialdemokrat, und seine Genoss*inn*en mit ihm, doof genug, eine Demo unter der Schlagzeile “Der Norden ist voll” zu organisieren. Manche gucken lieber leere Häuser, als echte Kriegsopfer.
Und was sagt uns das, wenn dieser Essener Stadtteil durch AfD-wählen für die Medien “attraktiver” wird, als jemals zuvor? Selbst für die Lokalpresse ist es wie eine Expedition in unentdeckte Gebiete. Das letzte Mal war das 1983 so, als der WDR eine realistische, lebensnahe Dokumentation “Essen durchqueren” sendete. Sie verschwand nach Protesten der politischen Klasse im WDR-Archiv, ich habe sie auf VHS.

Frauenfußball, geb. 1956, in Illegalität im Norden von Essen

Wenn es eine Räuberpistole der WAZ sein sollte, ist sie doch schön gedichtet. Seit Jahren verschwindet im Essener Stadtteil Karnap Schritt für Schritt das Matthias-Stinnes-Stadion. Ich habe dort noch selbst gespielt, vor allem aber auf der Tribüne Spiele verfolgt. Schon zu meiner Zuschauerzeit war das Tribünendach aus Sicherheitsgründen abmontiert worden.

Die WAZ weist nun, veranlasst durch den vor Ort aktiven Geschichtskreis, darauf hin, dass es sich hier um den Geburtsort der deutschen Frauen-Fußballnationalmannschaft handelt. Die Geburt 1956 war illegal. Weiterlesen

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