Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: FC St. Pauli

Der Star ist die Frau

“Ewald Lienen – Eine griechische Tragödie”

Das Bescheuertste an diesem sehenswerten Dokumentarfilm ist sein Titel. Das gab der strenge Ost-Westfale Ewald Lienen gestern Abend bei der Filmpremiere in Köln gleich zu Beginn der Nachdiskussion zu Protokoll. Sein westfälisches Naturell stellte ihm im Umgang mit der real existierenden Medienökonomie, die in Köln ein natürliches Habitat hat, immer wieder ein Bein. Das ist in diesem Film zu sehen, und war gestern Abend erneut zu spüren. Weiterlesen

“Erschöpfung utopischer Energien”

Diese Begriffsprägung von Jürgen Habermas verwendet der Professor für “Makrosoziologie” Steffen Mau in einem lesenswerten Interview mit der Berliner Zeitung. Der Mann hat ein waches Auge für die gegenwärtig sich tief eingrabenden zwischenmenschlichen Probleme. Aus Maus Sicht ist eine “eine größere Idee, ein(en) Zukunftsbegriff” gefragt, “damit man nicht nur das Gefühl hat, man wurstelt sich von einem Tag zum nächsten durch. Diese Idee muss einem das Gefühl vermitteln, es gibt einen Sinn und eine positive Richtung, sodass es lohnt. Und dann sind Leute auch bereit mitzumachen.”
Treffer! Doch leider ist das nicht lockdownkompatibel. Weiterlesen

Nebelkerzen, Ablenkung

Fußballjournalismus und das Business
Funktioniert doch super: der Steuerkriminelle aus München bellt irgendeinen Nonsens nach Dortmund, der BVB bellt zurück. Ein paar coronabegründete Fiesigkeiten gegen die Fans, und der Medienzirkus funktioniert wie gewünscht. So wird der DFL-interne Kampf bis aufs Messer nicht bemerkt. Er geht um nichts Anderes als Geld. Sehr viel Geld. Weiterlesen

Ein anderer Fußball ist möglich

von FC St. Pauli
Den deutschen Profifußball reformieren

Eine kürzere Vorstellung und Kommentierung des folgenden Positionspapieres von Jan Christian Müller/FR hier.
1.Präambel
Krisen zeigen die Schwächen eines Systems auf, aktuell erkennen wir überdeutlich die Schwächen des Systems Profifußball. Dieser durchlebt derzeit eine Situation, die viele nicht für möglich gehalten haben und die in dieser Form nicht vorhersehbar war. Es zeigt sich, dass die Struktur des Profifußballs ins Wanken gerät und viele Vereine dadurch an den Rand ihrer Existenz getrieben werden. Weiterlesen

Katastrophenschutz von Berg, Grossarth, Lienen

Seit Sibylle Berg nur noch 14-tägig bei Spiegel-online abliefert, scheint sie heisser zu laufen, aufsässiger, revolutionärer zu werden: Bildet Banden! Ja sicher, sie hat ja Recht. Ihr Blick ist nicht vernebelt, er ist scharfgestellt. Eine Woche mehr Zeit zum Nachdenken radikalisiert.
Jan Grossarth gehört zu den klugen Köpfen der FAZ. Er versteht was von Landwirtschaft, Nahrungsproduktion, und das weltweit. In FAZ-quARTErly stampft er den Naturbegriff, wie er meistens benutzt und verstanden wird, in die Tonne. Weiterlesen

Brückenbauer

Die gute Nachricht nach Düsseldorf
Der FC St. Pauli schmeisst den Spieler Cenk Sahin raus. Der scheint sich bei seinem damaligen Abschluss seines Arbeitsvertrages wohl nicht für seinen Vertragspartner interessiert zu haben. Schon damals hätte er wissen müssen, dass er mit seiner Kriegsbegeisterung leider an vielen Arbeitsplätzen durchkommt, aber nicht in St. Pauli. Entschieden mutiger, und es fällt mir regionalpolitisch wirklich schwer das so auszudrücken, haben gestern zwei Düsseldorfer agiert: Weiterlesen

Fankultur nicht totzukriegen?

4.000 km mussten Londoner Fußballfans fliegen, wenn sie gestern ihr Lokalderby im Europaleague-Finale sehen wollten. Der Eintrittspreis von 50 € war dabei für sie das kleinste Problem. Sondern eher die bis zu 26 Flugstunden (wg. Mangels an Direktflügen). Anders für die einheimischen Fans in Baku: für sie bedeutete dieser Eintrittspreis ein Drittel ihres Monatseinkommens. Weiterlesen

Offenbarungseid – lieber gleich am Anfang

Deutsche Fußballelite bestätigt ihre WM-Resultate auch moralisch

Das Schlimmste am besten zuerst, dann kann es nur noch besser werden. Diesen Eindruck vermittelt die Tonlage, mit der die deutsche Fußballelite die neue Saison einläutet. Der angebliche “Fußballer des Jahres 2018” Toni Kroos bildete auch in dieser Hinsicht mit seinen Einlassungen zu seinem einstigen Mannschaftskameraden Mesut Özil die “Spitze”. Ärmlicher kann sich ein Vorbild für Millionen jugendliche Fußballer*innen moralisch und intellektuell nicht präsentieren. Das fällt auch auf die Riesenapparate zurück, die mit der Beratung so eines Weltstars Millionen abkassieren. Im Falle Kroos der gleiche Laden, der jahrelang nicht bemerkt haben will, Weiterlesen

Wem gehört der Fußball? – ein Tageserfolg von Andy Rettig

Es ist immer eine Freude und verschönt einem den Tag, lange Gesichter von den Bayernbossen oder dem DFL-Geschäftsführer Christian Seifert zu sehen. Wer sich mit Kapital besäuft, darf den Kater nicht fürchten. Obwohl sie im Geld schwimmen und sie über Infrastrukturen verfügen, in denen sie den Arsch hinterher getragen kriegen, waren die Vereinsbosse zu doof, ihre Mitgliederversammlung professionell vorzubereiten. Ausser Andreas Rettig.

Den habe ich noch im Stadion an der Menzenberger Straße in Bad Honnef selbst spielen gesehen. Der selbstgebackene Streuselkuchen der Vereinsfrauen dort war allein schon immer einen Sonntagnachmittags-Ausflug wert. Lange spielte der ortsansässige FV, mit Spielern wie Hermann Hummels (dem Vater von Mats), Arno Glesius und eben auch Andy Rettig einen sehenswerten Fußball Weiterlesen

Fußball? – Bin fieberfrei!

Heute, nee siehste schon der erste Fehler, gestern war der erste Spieltag der Gruppenphase in der europäischen Geldwaschanlage Champions League. Seltsam spannungslos, erst recht nach all den erwartbaren Ergebnissen von gestern. Dass Juve bei Barca so klar (0:3) untergeht, war schon das Überraschendste, gähn ….

Diese Probleme drohen auch der deutschen Bundesliga. In der Champions League genügt es, sich frühestens zum Viertelfinale im nächsten Frühjahr wecken zu lassen. In der Bundesliga ist die spannendste Frage, wie der HSV dieses Mal den Abstieg vermeidet; und dann erst, wer hinter dem Konzern aus dem süddeutschen Raum und dem BVB die größte Verschiebung zwischen Geld- und Sporttabelle schafft (meistens der SC Freiburg). Genauso gähn …

Die ganze Aufregung, die einem echten Fan noch bleibt, ist das ständige Auf und Ab in der Formkurve seines Lieblingsvereins. Vereine, die eine solche Formkurve nicht kennen, sind langweilig; und ihre “Fans” haben keine Ahnung, was Fansein überhaupt ist.

Es gibt eine Studie, die es langsam zum Standardwerk schafft, die Braunschweiger “Fußballstudie”, die jedes Jahr Untersuchungen zum Markenwert der DFL-Vereine veröffentlicht. Sie basiert nicht auf den Rankings von Media- und Werbeagenturen, sondern auf Aussagen von Fans und Konsument*inn*en. Die dort veröffentlichten Tabellen sind aufschlussreicher und spannender, als alles was die DFL derzeit selbst zustandebringt. Weiterlesen

Kunst des Aufhörens – Ewald Lienen

Die größte Freude in dieser Fußballsaison, in einer Branche des Irrsinns, war mal wieder der FC St. Pauli. Hier wurde das von der SPD für sich proklamierte NRWIR tatsächlich umgesetzt. Der Rheinländer Andreas Rettig und der (Ost-!)Westfale Ewald Lienen zusammen in einem Fußballverein: “Es ist furchtbar, aber es geht!” (Copyright: Jürgen Becker).

Ewald Lienen hat alle Stufen des Fußballirrsinns durchlebt. Oberschenkel aufgeschlitzt von einem Legionär Otto Rehagels, Trainerstationen in Mönchengladbach und (!!!) Köln, des Wahnsinns nah bei 1860 München und AEK Athen, das Elend dort gesehen und in Rumänien. Dann St. Pauli: Rettung vor dem Abstieg, dann den Aufstieg knapp verpasst, dann Letzter nach der Hinrunde mit 11 Punkten aus 17 Spielen, nicht gefeuert, und dann eine Rückrunde wie ein Bundesligaaufsteiger. Und in diesem Moment großen Erfolges: ein Schritt zurück, für einen Nachfolger. Eine Kunst, die in Politik und Entertainment kaum noch jemand beherrscht.

Ich weiss von meinem Gastautor Gert Samuel, dass Ewald Lienen auch im direkten persönlichen Umgang ein angenehmer, grundvernünftiger, vielleicht westfälisch-dickschädeliger, aber strategisch klug denkender Mensch ist. Bis hierher ein erfülltes Leben, in dem er uns Mitmenschen viel gegeben hat.

Klassenkampf im Fußball

In Deutschland geht Klassenkampf, solange ich lebe, nie von links unten, sondern in besonders aggressiver Form von rechts oben aus. Wenn in der Politik nur noch aufgeblasene Langeweile herrscht – derzeit wird gerade die Luft aus der Martin-Schulz-Blase gelassen – dann finden vielsagende Kämpfe eben mal wieder auf gesellschaftlichen Nebenplätzen statt. Wobei der in diesem Fall gemeinte Fußball ja immer mehr in die Mitte gesellschaftlicher Aufmerksamkeit drängt.
Die Drahtzieher dieses Klassenkampfes stört es, dass immer noch so viele Prolls, die sich nicht zu benehmen wissen, im Publikum breit machen. Und was noch viel schlimmer ist: dass die sich organisieren und Mitsprache fordern.

Es gibt da einen Vordergrund, in Mönchengladbach z.B., wo sich Vereinsmanagement und Ultras wegen einer Choreograhie die Köpfe heiss diskutieren, bei einem Verein, bei dem die Ultras in dieser Saison eindeutig der stärkste Mannschaftsteil waren und sich durch Geringschätzung “belohnt” fühlen. In Hannover wird schon seit 20 Jahren von der Vereinsführung Krieg gegen die Ultras geführt. Angebermilliardär Kind, der den Laden schon so lange steuert, will jetzt endlich seine Ruhe vor Mitredenden haben, Weiterlesen

Fußballwochenenden können so schön sein

Was das Auswärtsunentschieden von Borussia Mönchengladbach in Darmstadt wert war, wissen wir jetzt. Spätestens seit gestern. Viele Gladbach-Fans hatten zunächst über das Engagement von Dieter Hecking gemotzt. Sie sind verstummt. Er ist zwar nicht mehr der Jüngste. Aber darum nicht unmodern. Er hat einen klaren Blick für die Wirklichkeit und verzichtet auf große Schnauze und überzogene Eigen-PR. Gestern hat die Borussia zum zweiten Mal auswärts gewonnen, obwohl die zuletzt besten Einzelspieler Raffael (verletzt) und Stindl (Mannschaftskapitän, gesperrt) pausieren mussten. Die Mannschaft funktioniert wieder. Das Mittelfeld mit Kramer und Dahoud blüht förmlich wieder auf. Wenn der Bundestrainer nicht Löw wäre, wären sie heisse Kandidaten…..
Und liebe FC-Fans, Ihr müsst nicht nur wegen der heutigen Niederlage beim SCF – dickes, dickes Kompliment an Christian Streich – jetzt ganz stark sein. Weiterlesen

Jäger macht nicht alles falsch – viele Fußballfeiglinge

“Entscheidend is aufm Platz” galt, als der Sport noch im Mittelpunkt stand. Jetzt sind es Geschäft und Politik, und zwar in dieser Reihenfolge. Und dann kommt der Rest. Viele Fans regt das auf, wenige macht das zornig, noch wenigere rasten schon mal aus. Gewalt gegen “Frauen und Kinder” geht aber normalerweise selbst gegen deren Macho-Ehre, weil es blanke Feigheit demonstriert. Es ist noch nicht zuende aufgeklärt, was alles dahinter steckte.

Jedenfalls macht NRW-Innenminister Jäger, in diesem Blog schon oftmals kritisiert, scheinbar diesmal nicht alles falsch, wie sein heutiges DLF-Interview verdeutlicht. Er richtet den ersten Scheinwerfer auf die Straftäter, deren Schuld nicht auf andere abgeladen werden sollte. Der zweite Scheinwerfer ist auf “den Fußball” zu richten, der nicht nur Milliarden einnimmt, sondern auch öffentliche Millionen kostet. Wenn es dem Fußballbusiness nicht gelingt, zivilisatorische und rechtsstaatliche Errungenschaften in seine Gewohnheiten zu integrieren, sägt es sich seinen Ast selbst ab.

Die konzernähnlichen Erstligavereine wollen mit gesellschaftlichen Problemen nichts zu tun haben, “das hat mit dem Fußball nichts zu tun”. Haha, als wenn “der Fußball” nicht Teil der gesellschaftlichen Probleme wäre. Weiterlesen

Kaum glaubhaft: Bayern soll Gladbach knapp überholt haben

Seit einigen Jahren wird an der TU Braunschweig eine Fußballstudie durchgeführt, die nach meinem Eindruck zu den Seriöseren gehört, was die Ermittlung von Anhang, Beliebtheit und Sympathien betrifft. Borussia Mönchengladbach belegte im Vorjahr den zweiten Platz hinter dem BVB. Das entspricht der Tatsache, dass in ihrem Heimatbundesland schlicht die meisten Menschen wohnen, gut vor allem für den BVB, dass sie den attraktivsten Fußball spielten, gut für beide, und dass sie für die meisten Fans noch echte Vereine sind, die den unbeliebten reichen Bayern auch sportlich etwas entgegensetzen können. Und sie respektieren das Fußballgesetz, demzufolge das ein Spiel ist, von dem man vorher nie weiss, wie es ausgeht. Klar auch die Beliebtheit des FC St. Pauli, der vermutlich in diesem Jahr in der 2. Liga um den Klassenerhalt kämpfen muss.
Nun sollen die Bayern Gladbach überholt haben. Und ein sogenannter Verein aus Leipzig soll sich vom letzten 36. auf den 32. Platz hochgearbeitet haben. Wie die Braunschweiger (früher hielten dort Züge nach Berlin, das “Schloss” ist in Wirklichkeit eine Shopping-Mall) das errechnet haben wollen, ist alles hier im Original nachzulesen.

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