Gestern lernte ich eine junge Frau kennen, die zum Thema “Empathie” promovieren wird. Ich fragte sie, ob sie meinen Eindruck teilt, dass das eine gesellschaftlich schwindende menschliche Fähigkeit sei. Nein, im Gegenteil. Wow, dachte ich, wie aufregend. Mit ihrem Arbeitsergebnis ist leider erst 2018 zu rechnen. Ob wir noch so viel Zeit haben?

Der Spiegel jedenfalls nicht. Dort ist wieder (oder immer noch?) Feuer unterm Dach. Ich weiss gar nicht, wann es dort zum letzten Mal eine Chefredaktion gab, die das Schiff in ruhige Gewässer lenken konnte. Es scheint schlicht unmöglich. Der Apparat und die widerstreitenden Interessen, alles zu groß, um es noch steuern zu können. “Sturmgeschütz”? Das war schon zu besseren Zeiten nur ein Mythos, eine Marketinglegende.

Nicht viel besser geht es Der Zeit. Sie ist wohl übermütig, weil sie fast die letzte deutschsprachige Zeitung auf Papier ist, deren Auflage nicht dahinschmilzt wie Schnee im Rheinland. Darum will sie nicht mehr bei dem bleiben, was sie kann, ene Wochenzeitung produzieren, sondern, weil Politiker*innen und Gesellschaft nichts mehr gebacken kriegen, muss sie nun selbst politische Interventionen organisieren: eine “Charta für digitale Grundrechte”. Man muss nicht gleich darüber herfallen, wie es der anscheinend nicht angefragte Markus Kompa tut, obwohl er durchaus sachdienliche Hinweise gibt, aber es hat wohl doch zu zahlreichen Auffahrunfällen und gekränkten Eitelkeiten geführt. Mein Favorit, was Pragmatik und politische Professionalität betrifft, ist in diesem Gewühle Markus Beckedahl.

Über Martin Böttger:

Martin Böttger ist seit 2014 Herausgeber des Beueler-Extradienst. Sein Lebenslauf findet sich hier...
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