Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: Kontext-Wochenzeitung (Seite 1 von 2)

Wer merkt noch was?

Das gegenwärtige Strukturproblem der Demokratie ist die gegenseitige Abgeschlossenheit der Lebenswelten der Mehrheit der Wahlberechtigten einerseits, und der Mehrheit ihrer Repräsentant*inn*en andererseits. Meine persönliche These ist, dass das mit der Hauptstadtwerdung Berlins 1999 ff. noch beschleunigt und verschärft wurde, weil die Mehrheit der Gewählten damit lebensweltlich (und ganz analog) wesentlich weiter von ihren Wählenden entfernt wurde, als sie es zuvor in Bonn waren. Um dieses Grundproblem zu mildern, wurden von der Menschheit immer wieder neue Medien erfunden. Die jüngsten Erfindungen dieser Art werden als “digital” bezeichnet. Was ist daraus geworden? Weiterlesen

Man Of The Year 1951

Können Sie nicht kennen. Ich auch nicht. Es sollte noch sechs Jahre dauern, bis ich auffe Welt kam. Die meisten Iraner*innen kennen ihn auch nicht, obwohl er einer von ihnen war, nicht der Schlechteste. Katajun Amirpur, die ein neues Buch veröffentlicht hat, erinnert in einem Textauszug in den Blättern an ihn: “Iran und die Religion: 70 Jahre Putsch gegen Mossadegh”. Eine nicht seltene Ironie der Geschichte: je bekloppter das Regime, umso vernünftiger werden die Beherrschten. Weiterlesen

Welche Freiheit?

Wie gut, dass ich 1975/76 den Kriegsdienst verweigert habe. Für diese Freiheit hätte ich niemals eine Waffe in die Hand genommen, und auch ganz sicher nirgendwohin eine geliefert. Stattdessen habe ich mein politisches Leben der Werbung dafür gewidmet, dass es so viele wie möglich so ähnlich halten wie ich. Wie im wahren Leben üblich kam es dabei zu viel Erfolg und Misserfolg. Am unverwandtesten lässt es mich gucken, dass derzeit nicht wenige meinen, bei dem Krieg zwischen den Staatsführungen Russlands und der Ukraine ginge es irgendeiner Seite um eine andere, bessere Freiheit als exakt diese. Weiterlesen

Ist Friede Springer unrechtmässig?

Und interessiert sich die Ampel ernsthaft für gemeinnützigen Journalismus?
Da bleibt Satire mal wieder macht- und sprachlos. Der Springerkonzern will für seine nicht wenigen Beschäftigten (16.000) Liebesbeziehungen jetzt meldepflichtig machen, nur weil sich einer seiner leitenden Angestellten beweiskräftig als Arschloch hat überführen lassen. Steffen Grimberg/taz und seine Mitbewohnerin weisen zutreffend darauf hin, dass Friede Springer unter diesen Bedingungen gar nicht möglich, sondern Friede Riewert hätte bleiben müssen – was zu einem völlig anderen Verlauf der Machtkämpfe in der Familie und ihrer Konzernanteile geführt hätte. Weiterlesen

Klimajournalismus / Springer-Affäre

mit Update nachmittags: Clickbaiting-Journalismus / VerfG zur Coronapolitik
“Das Thema Klima (wurde) in allen Triell-Fragen nur als Kostenfaktor hingestellt, das meistgenannte Wort war hier ‘teuer’. Das dahinter stehende Narrativ: Klimaschutz bedeute Verbote und Verzicht und koste die Bürger:innen Unmengen an Steuergeldern. … Statt den Politikern auf den Zahn zu fühlen, wie und was sie gegen die Klimakrise zu tun gedenken, skizzieren die Moderationsteams ein seltsames Horrorszenario: in den Untergang führt nicht die Erderwärmung, sondern der Kampf dagegen.” Das schrieb Jürgen Lessat in der Kontext-Wochenzeitung und fasst damit den selbstreferentiellen Schwachsinn des deutschen Oberflächenjournalismus präzise zusammen. Weiterlesen

Stuttgart 43

2043 bin ich fast so alt, wie mein Vater jetzt. Es ist also nicht völlig ausgeschlossen, dass ich dann noch lebe. Dann soll der “Deutschland-Takt” der Bahn, mit dem windmachende Amtsversager in Berlin auf sich selbst aufmerksam zu machen versuchten, möglich gemacht werden. Da das mit Stuttgart21 nicht möglich ist, soll es dafür Stuttgart43 geben. Das lässt nur eine Hypothese zu: der Tunnelfuzzi Herrenknecht muss die Idiot*inn*en alle in der Hand haben. Weiterlesen

Atemschutzmasken in Beuel

Ich habe jetzt 2 Atemschutzmasken. Sie werden z.Z. von den Inhaber*inne*n der Polizeigewalt noch nirgends in Deutschland vorgeschrieben, aber seit heute “dringend empfohlen”. Sie schützen nicht mich, sondern (sollen) meine Mitmenschen vor meinen Viren schützen. Ob ich das Virus habe oder hatte, wer weiss das schon? Testkapazitäten? Ein weites Feld. Wenigstens habe ich rausgefunden, wo es in Beuel überhaupt welche gibt. Weiterlesen

Lügenpresse / Stadtzerstörung

Hier wird Ihnen schon wieder schlecht, aber nicht wg. Essen & Trinken
Lügenpresse ohne Anführungsstriche. Dass in Grossbritannien alle Schamgrenzen gefallen waren, als Rupert Murdoch dort die Medienmacht übernahm und die Premierminister persönlich aussuchte – das wusste ich schon. Dass aber die Druckerzeugnisse der deutschen Verlegermilliardärsfamilien die Lügen der kriminellen Murdochblätter einfach abschreiben, das erfahre ich nur, wenn ich mal krank bin, im Wartezimmer sitze und Spiegel, Stern und Stadtanzeiger gerade besetzt sind. Im Alltag fasse ich diesen Dreck nicht mit spitzen Fingern an. Und weiss darum so wenig darüber.
Anders Mats Schönauer/uebermedien, der das anscheinend beruflich macht. Weiterlesen

Bauern und Journalismus

Vom Niedergang alter Traditionsberufe
Das ist das Schicksal einer Bundesstadt: die Luft in Bonn war heute Agrardiesel-geschwängert, mein Husten nahm zu. Die dümmsten Bauern fahren die dicksten Trecker. Wer Geld bezahlen kann, um mit seinen Mitgliedsbeiträgen die Gehälter der deutschen Bauernverbandsführung zu finanzieren, hat kein Mitleid verdient. Wenn Sie noch was zum Geschmackverderben brauchen, bitteschön hier ganz frisch.
Mehr Empathie habe ich mit Journalist*inn*en unter 50, die nicht wissen, ob sie ihre Familie bis zum Renteneinstieg finanzieren können. Weiterlesen

Nicht verpassen: Martens’ Medienkritik

“Empathy with the devil”? – AfD und deutsche Medien
Der von mir sehr geschätzte Medienjournalist René Martens scheint gerade eine produktive Schaffensphase zu haben. In den 90ern wurde er mir von Extradienst-Autor Dieter Bott bei einer Fußballfan-Tagung in Oer-Erkenschwick mal persönlich vorgestellt. Seine mdr-“Altpapier”-Kolumne ist eine Fundgrube wichtiger politischer Diskursanalysen. Die wichtigsten Beispiele möchte ich hier zum Weiterlesen hervorheben: Weiterlesen

Wundersame Bahn XXXIII

Die schön-fatalistische Bahngeschichte des Tages ist von Michaela Conrad/Junge Welt. Sie beginnt in Wien-Meidling und “erreicht” Frankfurt/Main. Das Ende bleibt offen – wie es halt so ist bei schönen Bahnreisen.
Das gibt Gelegenheit auf das Buch des Wutbürgers und ehemaligen Stern-Reporters Arno Luik hinzuweisen: “Schaden in der Oberleitung”. Hui, bei dem hat sich einiges angesammelt. Vorabdrucke verschiedener Kapitel gibt es bei der Kontext-Wochenzeitung und bei telepolis.

Wundersame Bahn XXIX

Stuttgart21 ist zu klein
Der rührigen Kontext-Wochenzeitung verdanke ich diese Erkenntnis. Sie berichtet von Fachdiskussionen zwischen Baden-Württembergs Landesregierung, Stuttgarts Stadtregierung und der Deutschen Bahn – nur Letztere nicht Grün regiert. Und siehe da: Überraschung! Stuttgart21 würde zwar den Bahnverkehr schaffen, wenn die Verkehrspolitik so weiterläuft, wie sie ist. Wenn jedoch irgendjemand das Klima vor dem Verkehr schützen will, dann ist das Stuttgarter Loch zu klein. Weiterlesen

Krisendramatik: Linkspartei, SZ, NZZ, Sp-on

Die sich “Die Linke” nennende Partei kam bei der Europawahl nur noch knapp über 5%. Seitdem rappelt es dort im Karton. Im Osten stirbt sie weg, die einstige “Kümmererpartei” implodiert demografisch. In urbanen Ballungsräumen des Westens gibt es Zugewinne, die das nicht aufwiegen können. Einerseits kann oppositionelle Glaubwürdigkeit erarbeitet werden – wo es gut läuft – aber konterkariert wird es dadurch, dass sie alt, auf mehr oder weniger sympathische Art “von gestern” wirken, Überbleibsel der Geschichte. Das müsste nicht so sein. Weiterlesen

Die 15-Minuten-Recherche (2)

von Wolfgang Hippe

Eine Meldung oder ein Interview, ein Statement oder ein Satz als Anlass zu einer kleinen Recherche. Voraussetzung: Man muss mindestens ahnen, wonach man suchen will. Damit verbunden ist kein Anspruch auf Vollständigkeit, was die erfassten Informationen betrifft. Deren Vielfalt ist natürlich unüberschaubar – Fake News inbegriffen. Kurzum: es geht nicht um „Wahrheit“.

Preisfrage: Was verbindet S 21 mit dem Brexit? Weiterlesen

Wundersame Bahn (XiX)

Gähn … Stuttgart 21 schon wieder teurer
Wenn Sie hier eine neue Nachricht erwarten, lesen Sie lieber gleich woanders weiter. Während die Deutsche Bahn weitere prestigeträchtige überteuerte Schnellfahrstrecken plant, deren Kennzeichen ist, dass Züge nicht halten, die sich aber super mit Schleife an der Lok von Minister*inne*n eröffnen lassen, wobei für Speis und Trank gesorgt sein wird, derweil erklärte das Bündnis Bahn für Alle in seinem Alternativen Geschäftsbericht, dass es für uns als Fahrgäste auf die Netzwirkung ankommt: Weiterlesen

Indien-Pakistan / Stuttgarter Loch / Übersehene Nachrichten

Gilbert Kolonko/telepolis liefert ein informatives Update zum Indien-Pakistan-Konflikt.
Arno Luik/Kontext-Wochenzeitung (ex-Stern-Mitarbeiter) schreibt, wie das Stuttgarter Loch grösser und grösser wird. Die Signaltechnik wird manches verschlingen. Die politische Preisfrage: wer wird alles in das grosse Loch fallen?
Die Initiative Nachrichtenaufklärung hat ihre Hitliste 2019 der “vergessenen Nachrichten” veröffentlicht.

Der überfahrene Frosch – S21

Weiter unten: Europa und deutsche Aussenpolitik
Wer sich heute in ein Thema tief eingräbt, es im Sinne des Wortes durchdringt, gerät zunehmend in die Gefahr paranoid zu werden. So ist es wohl auch dem Stern-Redakteur Arno Luik ergangen, der sich über Jahrzehnte in das Thema “Stuttgart 21” eingegraben hat, und zwar lange vor den Tunnelbohrmaschinen der Firma Herrenknecht, grossartig der Name, in diesem Zusammenhang. Luiks Interview in der Kontext-Wochenzeitung ist das passende ernsthafte Gegenstück zum amüsanten Anstalts-Abend.
Sein führendes Feindbild scheint der beliebteste Grünen-Politiker der Republik Weiterlesen

Deutsche Post / Deutsche Bank

In Bonn überwiegt die Ansicht, dass der Verbleib der einstigen bzw. Noch-Staatsunternehmen Telekom und Post ein Segen sei. Zahlreiche gut qualifizierte Arbeitsplätze plus zahlreiche Dienstleistungsunternehmen drumherum. Doch Strukturen grosser Konzerne können sich auch wie Mehltau auf Lokalpolitik, Kultur und kommunikative Strukturen einer kleinen, abhängigen Stadt legen. Das prominenteste Beispiel der mittelalten Vergangenheit dieser Stadt war die Diskussion um ein “Festspielhaus”, deren Neuauflage in anderer Verkleidung aber ähnlicher Sozialstruktur sich jederzeit wiederholen kann.
Unbeachtet von der lokalen Öffentlichkeit hinterlassen die gleichen Akteure immer noch Spuren der Verwüstung. Weiterlesen

Mexikos Frauen / Vincent Klink

Die Frauen Mexikos und ihre Selbsthilfeorganisationen avancieren zur globalen Fachelite in Sachen Frauen-Misshandlungen und -Morde. So konnte es passieren, dass dieser aufwühlende Text aus der SZ von gestern im Wissenschaftsteil landete. Wenn er dadurch mehr gelesen wird, möge es so sein.
Koch- und Lebenskünstler Vincent Klink wurde aktuell mal wieder zur Lage einvernommen, von der Kontext-Wochenzeitung. Es ist mir immer wieder eine Freude, ihm bei seinem Schaffen zuzusehen, und ich bin stolz diesen grossartigen Kerl persönlich kennen gelernt zu haben. Von Bonn aus ist seine Wielandshöhe in Stuttgart bequem in einem Tagesausflug mit der Bahn zum Mittagessen zu erreichen; zur Tagesschau ist mann oder frau wohlig gesättigt und beglückt wieder zuhause. So eine Reise mit kulinarischer Vollverpflegung ist jeden investierten Cent wert.

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