Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Monat: April 2022 (Seite 4 von 7)

Zögern, Zaudern, Amerika bashen

Russland hat seinen ersten Anlauf, die Ukraine niederzudrücken, krass in den Sand gesetzt. Nun wird bald ein zweiter Anlauf folgen. Was Teile der deutschen Friedensbewegung auf den Ostermärschen dazu sagen, stimmt mich allerdings ebenfalls desolat. Dort klingt es so, als sei nicht Russland, sondern der „US-Imperialismus“ in die Ukraine einmarschiert. Weiterlesen

Marschgepäck

Verbreitet sind Vorwürfe, der Ost-West-Gas-Handel der 10er-Jahre habe Putins Überfall auf die Ukraine, also auch Butscha erst möglich gemacht. Eine bekannt klingende Ursache-Wirkung-Konstruktion? Heiner Geißler, CDU-Generalsekretär, ehedem im Bundestag: „Der Pazifismus der 30er-Jahre – der sich in seiner gesinnungsethischen Begründung nur wenig von dem unterscheidet, was wir in der Begründung des heutigen Pazifismus zur Kenntnis zu nehmen haben – dieser Pazifismus der 30er-Jahre hat Auschwitz erst möglich gemacht.“ 1983 war das, als die Anti-Nachrüstungsbewegung ihren Höhepunkt hatte. Groß war die Empörung der Friedensbewegung und ihres Umfeldes. Weiterlesen

Kompromissfried ist undeutsch

Siegfried ist ein weitverbreiteter deutscher Männervoname. Obwohl: seit den 60er Jahren eher kaum noch. Manche Eltern hatten aus seiner Geschichte gelernt. Kompromissfried aber wurde noch nie ein Kind genannt. Schade eigentlich. Nach Meinung von Peter Wahl “Kompromissfrieden oder Siegfrieden?” ist ersterer schon deswegen vorzuziehen, weil er realistischer zu erreichen ist, und vor allem mit weniger Todesopfern verbunden wäre. Weiterlesen

Die drei Frustketiere

Der Tourismus nach Kiew scheint Politiker*innen in diesen Tagen auf ganz besondere Weise zu adeln. Jedenfalls ist ein Besuch bei Präsident Selenskij so etwas wie eine erstrebenswerte Goldmedaille bei – ja, was wohl? frage ich mich gerade – geworden zu sein. Ging es kurz vor oder nach Beginn des Putin-Überfalls noch um das Ziel, in irgendeiner Weise neben Solidarität, Unterstützung und Mitgefühl auch auf einen Waffenstillstand und ein Ende der Kämpfe hinzuwirken oder zumindest die Möglichkeiten hierfür auszuloten, zählen in Kiew anscheinend inzwischen nur noch solche Besucher, die noch mehr Geld für noch mehr Waffen oder noch schwerere Waffen mitbringen oder versprechen. Weiterlesen

Köln und Sizilien

… und Schweden – manche Klischees stimmen, manche nicht

Mein persönlicher Selbsttest ergab: bei Sizilien taucht vor meinem inneren Auge Marlon Brando auf, bei Köln Joachim Krol – ein Westfale! Die Macht der Bilder und des Films. Helmut (Lorscheid) guck’ mal: bist das wirklich nicht Du?. Extradienst-Autor Helmut Lorscheid ist ebenfalls weit davon entfernt Kölner zu sein; als ich ihn kennenlernte kam er aus Neuwied., bzw. St. Katharinen-Strödt, keine Ahnung, wo das ist (stand auf seiner Karteikarte 1976). Weiterlesen

Kompromissfrieden oder Siegfrieden?

Das Narrativ vom Krieg als Zeitenwende, als singuläres Ereignis in Kategorien biblischer Kometen, leistet der Deeskalation des Konflikts einen Bärendienst.

Der russische Einmarsch in die Ukraine war für Friedensengagierte und vor allem für linke Milieus nicht nur eine Überraschung, sondern auch ein regelrechter Schock. Er hat bei manchen zu einer so enormen Verunsicherung geführt, dass Fundamente des eigenen Denkens, wie das Axiom „Frieden schaffen ohne Waffen“ zu bröckeln beginnen und Panzerlieferungen der NATO an Kiew salonfähig wurden. Weiterlesen

Damit die Würde zur Gewohnheit wird, carajo!

Das progressive Bündnis Historischer Pakt und seine Strahlkraft in Kolumbien

Die Linksallianz Pacto Histórico (Historischer Pakt) ist das neue politische Phänomen in Kolumbien. Sie besteht seit Februar 2021 und ist ein Bündnis politischer, sozialer und Gemeindeorganisationen, die einen „realen, profunden und authentischen“ politischen Wandel anstreben, also eine Zukunft mit Frieden, Demokratie und sozialer Gerechtigkeit. Die Diversität und Vielfalt Kolumbiens wird ausdrücklich als Reichtum verstanden, die Mitstreiter*innen des Pacto sind zu einem erheblichen Teil im Spektrum der sozialen Bewegungen verwurzelt. Weiterlesen

Halt!, Ambivalenz und Not

Karfreitag, drei Texte zum Krieg, einer zu Medien, alle von Not. Reinhard Olschanski kommentiert in “Unterwasserkampf” den Verlust des russischen Marineflaggschiffs “Moskva”. Mir kam der Pott in den TV-Bildnern für ein Flaggschiff ein bisschen klein und mickrig vor – aber ich gestehe: fachlich bin ich da ahnungslos. Von Schreiben dagegen versteh’ ich was. Und in der Hinsicht wickelt mich eine Autorin namens Hanna Lakomy schon länger um den Finger. Weiterlesen

Unterwasserkampf

Moskva planmäßig übergegangen

Das erste Mal seit dem russisch-japanischen Krieg 1904/05 hat die russische Marine ein Flaggschiff verloren. Es gibt zwei Erklärungen für den Untergang der Moskva. Erstens: Das Schiff wurde von der Ukraine versenkt. Experten zufolge hat das Land dafür die technischen Möglichkeiten. Oder zweitens: Das Schiff hat sich (durch technische Mängel oder Schlendrian im Umgang mit Munition?) selbst versenkt. Die von Russland verbreitete Variante zwei wäre die fast noch peinlichere für die russische Marine. Weiterlesen

Papiernot

Die deutsche Schwester der linken US-amerikanischen Zeitschrift Jacobin klagt über Papiernot und steigende Preise. Damit ist sie nicht allein. Möglicherweise sind die derzeit vielbeschimpften Klopapier-Hamster weitblickender als die deutsche Medienpolitik. Mit Klimawandel, Waldschäden, Holzknappheit (oder vorübergehendem katastrophenbedingten Überschuss) sind alle auf Papier gebauten Geschäftsmodelle in Kürze prekäre Existenzen. Deutsche Verlagsmilliardär*inn*e*n mit dem kurzen Lobbydraht zur Hauptstadt werden ein vollbesetztes Vogelnest performen und im Chor nach Subventionen krähen. Weiterlesen

Ambivalente Positionierungen

Wie Argentinien mit dem Krieg in der Ukraine umgeht

Wie anderswo auf der Welt auch wurden die Nachrichten vom Ausbruch des russisch-ukrainischen Krieges in der argentinischen Öffentlichkeit mit echter Bestürzung aufgenommen. Während Medienberichterstattung unterschiedlichster Couleur die Titelseiten füllte und fast ununterbrochen über das Auf und Ab des Konflikts berichtet wurde, dauerte es nicht lange, bis sich die Sprecher*innen verschiedener politischer Zusammenhänge in den sozialen Netzwerken äußerten, formal den Einmarsch von Putins Regierung in die Ukraine bedauerten und es in einigen Fällen sogar wagten, Stellung zu beziehen. Weiterlesen

Halt!

Der beste Antikriegstext – von einer bekennenden Sexarbeiterin?

Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob Hanna Lakomy echt, oder eine literarische und mediale Projektion ist. Es wirkt auf mich allzu fantasievoll, weil “zu” gut geschrieben. Probieren Sie es mal aus: “Nachtgesichter: Krieg im Feuilleton – Unsere Kolumnistin Hanna Lakomy beschäftigt sich mit der Frage der moralischen Werte in Kriegszeiten.” aus der Berliner Zeitung. Weiterlesen

Suche nach dem verlorenen Verstand

Der Krieg lenkt alle Anstrengungen auf die Bekämpfung des Feindes und duldet keine moralischen Skrupel. Wenig deutet auf einen Waffenstillstand in der Ukraine hin. Die Gefahr einer direkten Konfrontation zwischen Russland und Nato-Staaten wächst.

Im Ukraine-Krieg rückt die Möglichkeit eines Waffenstillstands in immer weitere Ferne. Nachdem sich die russischen Truppen aus den Gebieten nördlich von Kiew hatten zurückziehen müssen, wird nun im Ostteil der Ukraine heftig gekämpft. Russland will dort den gesamten Donbass und möglicherweise auch die gesamte Schwarzmeerküste erobern. Mit jedem weiteren Tag wächst das Ausmaß der humanitären Katastrophe, die der Krieg anrichtet. Weiterlesen

Strukturierte Verantwortungslosigkeit

Der Rücktritt von Anne Spiegel wirft viele Fragen auf. Es handelt sich um ein kollektives persönliches und politisches Versagen. Das klingt hart. Deshalb werde ich das erläutern.

Anne Spiegel hat vier kleine Kinder. Eines ist in der Kita, die anderen in der Grundschule. Ihr Ehemann, der ihr den Rücken freihalten sollte, erlitt 2019 einen schweren Schlaganfall. Danach entschied sich Anne Spiegel im Angesicht dieser Lage die Spitzenkandidatur der Grünen bei der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz zu übernehmen. Allein das halte ich für verantwortungslos. Weiterlesen

Qualifiziert, aber nicht doof genug

Zur Spekulation um OB Katja Dörner

mit Update nachmittags

Das hat nahegelegen. Dass Lisa Inhoffen/General-Anzeiger Gerüchte aufgreift, und damit mitverbreitet. Das erhöht alle: unsere Oberbürgermeisterin, unsere Stadt und ihre lokale Monopolzeitung. Katja Dörner hat als Bundestagsabgeordnete (2009-20) in der Grünen Bundestagsfraktion nicht nur als stellv. Vorsitzende die interne “Friedensrichterin” gegeben, sondern fachlich exakt die Ressorts betreut, die jetzt in der Bundesregierung neu zu besetzen sind. Aber sie ist nicht dumm (= karrieregeil) genug, sich ins Berliner Haifischbecken schubsen zu lassen. Das wäre kein gutes Leben. Weiterlesen

Der Krieg geht weiter

Und der Streit um ihn auch. Weil ich heute zu wichtigen politischen Gesprächen in einer rheinischen Metropole weilte, mit Menschen aus fremden Kulturen (DDR, Schwaben usw.), erreicht Sie dieser Newsletter zu ungewohnt später Zeit, die meisten wohl erst am jungen Morgen. Zwei Beiträge von gestern und zwei von heute sind zu annoncieren. Weiterlesen

Richtig oder falsch

Da ist sie wieder, die seit dem alten Griechenland diskutierte Frage, ob es einen gerechten Krieg gibt. Einfacher ist die Frage nach einem gerechten Frieden. Obwohl dies oft auch nicht zu einem eindeutigen Ergebnis führt. Aktuell steht zur Debatte, ob Deutschland schwere Waffen an die Ukraine liefern soll. Roland Appel hat dazu einen sehr persönlichen und sehr nachdenklichen Beitrag geliefert.

Natürlich gibt es keinen gerechten Krieg, denn in jedem Krieg geht es um das Töten. Getötet wird nicht der Gegner, sondern ein Mensch. Wie das aussieht, können wir gerade aus sicherer (?) Distanz stündlich miterleben. Weiterlesen

« Ältere Beiträge Neuere Beiträge »

© 2025 Beueler-Extradienst | Impressum | Datenschutz

Theme von Anders NorénHoch ↑