Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: Kolonialismus (Seite 1 von 2)

Diese Krise ist nicht neu

In Ecuador kamen die Narcos nicht über Nacht

„Isla de Paz“, Friedensinsel. So wurde Ecuador lange genannt. Der kleine Andenstaat machte im Gegensatz zu den Nachbarländern Kolumbien und Peru – Hauptproduzenten von Kokain – keine Schlagzeilen mit hohen Mordraten und unsicheren Straßen. Im Gegenteil, bis vor wenigen Jahren galt Ecuador als das zweitsicherste Land Lateinamerikas. Seit einigen Monaten reiben sich viele die Augen. Getötete Politiker*innen, Gefängnisunruhen, siebenmal mehr Morde als noch 2016 und ein bewaffneter Übergriff auf einen Fernsehsender im Januar 2024. Paulina Méndez meint: Tut doch nicht so überrascht. Weiterlesen

Transformation von unten

Die Vision des Ökosozialen und Interkulturellen Pakts des Südens

Mit den diversen Green Deals hat die Welt anerkannt: Es muss sich etwas ändern. Doch ein lateinamerikanisches Bündnis von Intellektuellen und Aktivist*innen kritisiert, dass die Deals nicht weit genug gehen. Stattdessen braucht es Antworten aus den Zivilgesellschaften des Südens. Zehn Forderungen für eine gerechte Energiewende. Weiterlesen

Kunstprojekt zur Kolonialgeschichte Bonns

Da muss ich die Stadt Bonn doch mal ausdrücklich loben. Seit geraumer Zeit wird das Ernst-Moritz-Arndt-Haus, Adenauerallee 79, auf eine sehr vernünftige Art und Weise genutzt. Nämlich als Als Kunst- und Ausstellungsort. Oft von Alanus-StudentInnen für allerlei experimentelle – und wie ich finde oft sehr spannende Kunstprojekte genutzt. Aber nicht nur. Noch bis zum 28.3.2024 ist die Ausstellung einer international tätigen, in Bonn lebenden und aus Jamaike stammenden Künstlerin Cheryl McIntosh zu sehen mit “Counter Thoughts, Counter Images” – Einer künstlerischen Auseinandersetzung mit Bonns kolonailen Spuren. Weiterlesen

Purer Neokolonialismus

Hunderttausende sind seit Wochen auf den Beinen für unsere Demokratie und gegen rechte Hetze. Für viele von ihnen ist die aktuelle Flüchtlingspolitik der Ampelregierung kaum nachvollziehbar. Während AfD-Faschisten in Deportationsphantasien schwelgen, ihre rassistischen Träume diskutieren und das dann noch verharmlosen, während hunderttausende Demokraten auf den Straßen gegen diesen Rassismus demonstrieren, sind die Ministerinnen Annalena Baerbock (Grüne) und Svenja Schulze (SPD) auf Reisen, um zu “prüfen”, inwieweit afrikanische Staaten mittels sogenannter “Rücknahmeabkommen” bereit sind, eine Form von modernem legalen Menschenhandel abzuschließen. Weiterlesen

Bekenntnis zum Tätervolk?

Sollen sich migrantische Menschen zu Täter-Nachfahren erklären, um dazuzugehören? Nein, sie haben andere Bezüge zur Shoah – gut so

Wenn eine Nachfahrin von Versklavten nach Großbritannien einwandert, wird sie dadurch nicht zur Nachfahrin von Sklavenhändlern. Ein Algerier in Frankreich wandert nicht in die Verantwortung für seine eigene Kolonisierung ein und ein asiatischer Immigrant in Australien nicht in die Schuld an der Ausrottung der Aborigines. Alle diversen Gesellschaften ringen mit der Frage, wie sich neu eingebrachte historische Prägungen zum Altbestand des Erinnerns und zur jeweiligen nationalen (weißen) Tätergeschichte verhalten. Deutschland ist also kein Einzelfall, doch hat das Thema hier besonderes Gewicht: zum ersten und unbestreitbar aufgrund der Monstrosität der NS-Verbrechen. Weiterlesen

Reinwaschversuche

Deutsch-Südwest-Lobby attackiert eine fehlerhafte Dokumentation des NDR

Ich habe mir ”Deutsche Schuld – Namibia und der Völkermord” (2 Jahre verfügbar) angeschaut. Die ursprüngliche Doku vom 25. September 2023 – mittlerweile ist sie in überarbeiteter Form abrufbar – bot einige formale Angriffsflächen, die es den Verharmlosern der deutschen Kolonialpolitik in Deutsch-Südwestafrika und Verteidigern des verunglückten, auf Eis gelegten deutsch-namibischen Versöhnungsabkommens leicht machten. Weiterlesen

Das Recht auf Verrohung

Rechtsruck in Deutschland – Die Normalisierung der AfD bedeutet das Ende des Erschreckens über den Nationalsozialismus. Wer das verharmlost, nährt die völkische Welle.

Nordhausen im Harz gilt nun als ermutigendes Beispiel, weil zivilgesellschaftliche Mobilisierung dort einen AfD-Oberbürgermeister verhinderte. Es gibt jedoch noch eine andere Lesart: In einer Kleinstadt, vor deren Toren ein berüchtigtes Konzentrationslager betrieben wurde, genießt der Kandidat einer Partei, welche den Nationalsozialismus aktiv verharmlost, 45 Prozent der Wählergunst. Weiterlesen

Neuzeit hat begonnen

Die WM kommt am Sonntag im 16. Jahrhundert an: Spanien-England

In Geschichte hatte ich eine 1. Die Menschheitsgeschichte in langen Prozessen zu betrachten, habe ich allerdings nicht in der Schule sondern in meinem Jugendverband (Jungdemokraten) gelernt. So betrachtet sind historische Fortschritte der Menschheit unverkennbar. Aber selbstverständlich ist dieser Prozess widerspruchsreich, bis hin zu katastrophalen Rückschlägen. Und das meiste ist menschengemacht. So erreicht der Frauenfussball bei der WM in Australien – im Sauseschritt durch die Jahrhunderte – nun das 16.: England gegen Spanien. Weiterlesen

Landraub

Im Süden von Argentinien und Chile: Mapuche kämpfen um ihre Territorien und für das ökologische Gleichgewicht

Im argentinischen Patagonien lässt ein Landbesitzer aus den Arabischen Emiraten die Quellen des Chubut-Flusses einzäunen, in Chile will das norwegische Staatsunternehmen Statkraft den Pilmaiquén-Fluss für Wasserkraftwerke nutzen, für die geplante Passstraße Lago Puelo über die Anden sollen Berge weggesprengt werden. Das Überleben der Mapuche und ihre Art des Lebens im Einklang mit der Natur sind seit über 500 Jahren bedroht. Sie wurden von den spanischen Invasoren und den später gegründeten Staaten Argentinien und Chile massakriert, und die Repression geht auf beiden Seiten der Kordillere bis heute weiter. Am modernen Kolonialismus ist zunehmend internationales Kapital beteiligt. Weiterlesen

Maji-Maji als Metapher

Schwer tut man sich in Deutschland mit der Anerkennung der kolonialen Vergangenheit. Für Postkolonialismus bleibt wenig Raum und Respekt

Demnächst wird in Berlin eine Straße nach Maji-Maji benannt, dem großen Freiheitskampf im frühen 20. Jahrhundert gegen die kolonialdeutsche Besetzung Ostafrikas. Die Umbenennung im sogenannten Afrikanischen Viertel, auf dessen Straßenschildern lange ein Amalgam aus Nazi- und Kolonialideologie fortlebte, ist das Ergebnis jahrelanger Bemühungen. Während dieser Zeit hat sich allerdings bei den meisten Deutschen kaum das Wissen vermehrt, welches Verbrechen hinter dem Stichwort Maji-Maji steht: Weiterlesen

Mediale Routinen und Ignoranz (II)

Die Sahel-Einsätze der Bundeswehr im öffentlichen Diskurs

Vorwort

Geht es nach dem Willen der Bundesregierung, soll der Deutsche Bundestag im Mai 2023 über eine letzte Verlängerung des Mali-Einsatzes der Bundeswehr abstimmen. Ziel sei es nun, diesen Einsatz nach zehn Jahren „strukturiert auslaufen“ zu lassen. Das neuerliche Mandat des Bundestags soll die Voraussetzungen schaffen für einen geregelten Rückzug der Bundeswehr aus Mali bis zum Mai 2024. Auf diese zeitliche Rahmung hatte sich die Bundesregierung schon im November 2022 verständigt. Der neue Antrag der Bundesregierung wird also sehr wahrscheinlich für die (befristete und letztmalige) Fortsetzung der Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der Multidimensionalen Integrierten Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali (MINUSMA) plädieren. Weiterlesen

Sprechen Sie Negrão?

Über die notwendige Auseinandersetzung mit Schwarzen Männlichkeiten

Schwarze Männer: Arbeitskräfte im Sklavenstaat Brasilien. Haben die höchste Sterblichkeitsrate. Schulabbrecher. Nr. 1 in der Rangliste bei Häftlingen und Arbeitslosen. Besonders anfällig für Covid-19. Ein Großteil beschäftigt im informellen Sektor, im Dienstleistungsbereich und häufig sehr prekär. Die meisten von der „Uberisierung“ (1) der Arbeit betroffen. Das sind die Schwarzen Männer, über die viel gesprochen wird, die selbst aber wenig zu Wort kommen. Wir teilen die Erfahrung, Schwarze Brasilianer zu sein, und das schafft Gemeinschaft, bringt uns dazu, zusammen darüber nachzudenken, insbesondere bei der „Runde Schwarzer Männer“, die seit einigen Jahren in Mexiko-Stadt stattfindet. Weiterlesen

Mit dem Rücken zum Meer

Argentinien und sein ambivalentes Verhältnis zum Atlantischen Ozean

Die Sicht der Bevölkerungen Lateinamerikas und der Karibikstaaten auf das Meer ist sehr unterschiedlich. In Chile mit seinen 4000 Kilometern Küste spielen der Pazifische Ozean, die Seefahrt und die Fischerei eine zentrale Rolle im nationalen Selbstverständnis. In Peru stehen die Küstenregionen im deutlichen Gegensatz zum andinen Hochland, weshalb manche Leute behaupten, auf seinem Territorium existierten zwei kulturell, politisch und ökonomisch grundverschiedene Nationen. Ähnliches gilt für Ecuador. In allen drei Ländern spielen die Erzeugnisse des Meeres auf dem Speiseplan eine wichtige Rolle. Ganz anders auf der komplett von Wasser umgebenen Insel Cuba. Weiterlesen

Reconstruct the West

„Der Westen“ (also jetzt nicht Grönemeyer/Bochum/NRW) steht von verschiedenen Seiten kulturell-politisch auf der Abschussliste. Einerseits von Populisten und Autokraten/Theokraten-Bündnissen (Russland, China, Iran …), die sich im Moment zumindest medial präsentieren. Andererseits – und um einiges ernsthafter – von einem Postkolonialismus, der weitgehend (aber nicht immer und in jedem Detail) zurecht kritisiert, dass viele zentrale Länder des Westens zwar Liberalismus, Freiheit und Demokratie predigten, aber die heftigsten Autokratien/Diktaturen unterstützten, solange diese ihnen nicht gefährlich werden konnten – von der Aufarbeitung des eigenen Kolonialismus ganz abgesehen. Weiterlesen

Verant­wortungsloses Kuratieren

„Schafft die Kuratoren ab!“ Ganz unrecht hatte der Kunstwissenschaftler Stefan Heidenreich nicht, als er vor ein paar Jahren diesen populistischen Schlachtruf ausstieß.

Der Unmut war groß, so wie sich die selbstverliebten und machtbewussten Ku­ra­to­r:in­nen zu den eigentlichen Künst­le­r:in­nen im internationalen Kunstbetrieb aufgeschwungen hatten. Weiterlesen

Die Russen sind schuld!

Kritik eines populistischen Narrativs

Wer derzeit eine Zeitung aufschlägt, stößt laufend auf das Narrativ, dass der Krieg in der Ukraine die Ursache vieler Probleme sei: Die hohe Inflation, insbesondere die hohen Energiepreise aufgrund der gestoppten Gasexporte, und die dadurch verursachte soziale Krise mit der Gefahr drohender „Volksaufstände“ seien der „Preis für unsere Ukraine-Unterstützung“. An all dem sei also „Putin“ oder „der russische Angriffskrieg“ schuld. Auch der Hunger in der Welt sei demnach durch den Krieg verursacht; Putin setze den Hunger als Waffe ein (indem er Getreideexporte aus der Ukraine behindere). Weiterlesen

Autoritarismus – Extraktivismus – Zombieindustrialismus

Der traditionelle Industrialismus ist in vielen entwickelten Ländern bereits Geschichte. Die alten Industrien schrumpften. In den entwickelten Ländern künden oft nur noch rust belts von ihnen. Teile der Produktion wurden in den globalen Süden verlagert. Gleichzeitig dehnte sich der nicht-industrielle tertiäre Sektor aus. Und die verbliebenen Industrien veränderten mit der Automatisierung und Digitalisierung ihr Gesicht. Die industrielle Welt ist in einem tiefen Umbruch – eine Situation voller Chancen und Probleme. Weiterlesen

Schlammloch auslöffeln

Was Gutes aus dem documenta-Skandal erwachsen kann

Ein Schweinsgesicht mit Davidsstern. Eine Visage mit Schläfenlocken, Reißzähnen und SS-Runen. Es ist richtig, dass das Werk „People’s Justice“ der indonesischen Künstler:innengruppe Taring Padi auf der documenta abgehängt wurde.

Antisemitismus ist keine „kulturspezifische Erfahrung“, wie das Kollektiv sich verteidigte. Antisemitismus ist ein globales Übel. Er ist immer und überall zu verurteilen, nirgendwo darf ihm ein Podium geboten werden. Weiterlesen

Gutes Timing gegen Biowashing

Und: eine Leseempfehlung zur Reibungshitze zwischen Antisemitismus- und Neokolonialismus-Debatte

Extradienst-Abonnent*inn*en wissen es schon aus dem Newsletter: “mein” Edeka um die Ecke hat seine Bedienungstheke für Fleisch, Wurst und Käse geschlossen. Sind die Veggies jetzt überall? Begründung: “aus wirtschaftlichen Gründen”. Das passt zur Ausbreitung des Veganismus; aber auch zur Einmauerung unserer Republik gegen Einwanderung. Fleischereifachverkäufer*in ist ein Ausbildungsberuf. Das ist teuer: die Ausbildung und erst recht die Weiterbeschäftigung. Weiterlesen

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