Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: Pflegenotstand (Seite 3 von 4)

Solidaritäten

Krankenpflege – Behindertenbewegung – Ruhrpott
Jan Latza und Harald Weinberg/Junge Welt liefern unter dem Titel “Gepflegter Widerstand” eine Analyse tariflicher und gewerkschaftlicher Kämpfe in der Krankenpflege. Kompliment, das liest sich informativ und politisch instruktiv. Und ist in seiner Wichtigkeit nach heutiger Kenntnis kaum noch zu überschätzen.
Politisch weit komplizierter, und nicht weniger wichtig ist der Diskussionsbeitrag von Taleo Stüwe/Jungle World: “Die Pro-Choice-Bewegung vermeidet die Auseinandersetzung mit pränataler Diagnostik – Keine Angst vor Komplexität Weiterlesen

Alles außer normal

Es besteht durchaus die Aussicht, dass die gegenwärtige Pandemie irgendwann überwunden sein wird. Was dann folgen wird, wissen wir naturgemäß nicht. Die Zukunft ist und bleibt ungewiss. Dennoch kann man der Zukunft Struktur geben, indem man Erwartungen formuliert (Niklas Luhmann). Eine der vorherrschenden Erwartungen drückt sich in dem Wunsch aus, dass alles wieder so wird wie vorher. Es soll alles wieder normal werden. Die Sehnsucht nach Normalität ist umso intensiver und verständlicher, je länger die Pandemie dauert. Weiterlesen

Barbarisierung

Das Geschwätz von “Leben und Tod”
Wenn es nicht so ernst wäre, wäre es mitleidserregend-amüsant. Es kommt derzeit in Mode, seine eigenen Argumente zu überhöhen, weil es immer “um Leben und Tod” gehe. Ist das nicht immer so? Nein, es nimmt überhand und richtet Schaden an.
Der Södermarkus will eine Impfpflicht für Pflegepersonal prüfen lassen, weil es “um Leben und Tod” gehe. Ja, klar. Wir haben ja genug Pflegepersonal, dass Impfverweigerer*innen leichthändig aussortiert werden können. Weiterlesen

Impfgezeter / Antisemitismusstreit

Nichts ist klar beim Impfen. Jedenfalls in Bonn, bis gestern. Es wurde auf Informationen der Landesregierung gewartet. Und deren sichtlich genervter Gesundheitsminister Laumann kann den Impfstoff auch nicht zaubern. Die Politiker*inen werden von teilweise hetzenden Medien gejagt (ausnahmsweise mal ein Hanfeld/FAZ, dem ich zustimme), und lassen sich von denen von ihrer eigentlich jetzt fälligen Arbeit ablenken. So drehen sie sich wieder alle um sich selbst.
Es gibt Menschen, die sich eilig impfen lassen möchten. Ich kenne welche. Ebenso gibt es zahlreiche Menschen, die sich jetzt schon impfen lassen könnten, aber (noch) nicht wollen. Weiterlesen

Familienkrieg / Pest / Pflege

Deutsche Milliardärsfamilien haben grundsätzlich grosse Sozialisationsdefekte. Die Welt da draussen wahrzunehmen wie sie ist, ist für sie eine Überforderung. Sie haben keine Chance, sind abgehängt. Asoziale halt. Freundschaften besitzen sie nicht, alle wollen ja nur an ihr Geld. Um das zu sichern, sind sie zu unnötigen Ausgaben gezwungen, müssen in Lobbyismus investieren, um Steuern zu sparen. Oder halt auf einsame Inseln fliehen, nicht sie persönlich, aber ihr Kapital. Spass macht solches Leben nicht, im Gegenteil: es stresst, macht krank, mindestens gemütskrank.
Weil jetzt so wenig los ist, hat die Funke-Mediengruppe so eine tragische Story noch mal aufgewärmt: die Haubs (die von “Tengelmann”). Weiterlesen

Lebensgefahr Pflegeberuf

Und: Ötti-Missbrauch
Die südafrikanische Ärztin Zolelwa Sifumba sprach in der FAS eindrücklich von den Lebensgefahren, die ihr Beruf bereithält. Sie hat sich entschlossen, ihre berufliche Arbeit selbst intensiv auf allen Medienkanälen zu senden. Solcher Aktivismus kompensiert – leider nur in geringem Masse – die schwache gewerkschaftliche Organisationsmacht der Pflegeberufe. Wenn dann noch recherchefaule ARD-Redaktionen bereitwillig Konzern-TV (“Vivantes”) machen, statt in einer 5-Sekundenrecherche herauszufinden, warum es schwierig ist, Menschen für Pflegeberufe zu gewinnen, tja, dann frage selbst ich mich, Weiterlesen

Care-Revolution jetzt!

Furchtloses Japan
Wenn Roland Appel und ich Tarifparteien wären, wären gestern die Löhne für Pflegekräfte in Krankenhäusern und Seniorenheimen um 20% erhöht worden. Hätten die dann pleitegemacht? Hmm, könnte sein. Dann stimmt wohl was ganz Grundsätzliches nicht mit diesem System. Sie wissen schon: “Wertschätzung”, Beifall von Balkonen usw. So sickert nun ein schon länger aktives Bündnis in Massenmedien ein: Care-Revolution, hier z.B. in einem Interview in der SZ. Und ach’ du Schreck: da sind wieder Emanzen zugange, die Frauenrechte einfordern, die scheuen auch vor nichts zurück. Weiterlesen

Denken ist Glücksache

Wundersame Bahn XLIII
Die Mitarbeiter der Bonner Krankenhäuser fahren häufig mit Bus und Bahn. Das sollen sie ja auch, das ist vernünftig so. In Zeiten wie diesen ist das medizinische Personal von besonderer Wichtigkeit, folglich werden die Stadtwerke, deren Vorstände ja richtig gut bezahlt werden, sich Gedanken gemacht haben, wie man dieses Personal möglichst schnell zu ihrer Arbeitsstätte, etwa der Uni-Klinik und dem Marienkrankenhaus etc. transportiert und nach Dienstschluß wieder nach Hause bringt. Herausgekommen ist bei diesem Nicht-denken, Weiterlesen

Ein Hoch auf die Admins

In der gegenwärtigen behördlichen Reaktion auf die Ausbreitung des Corona-Virus wird eine Gruppe von Menschen immer vergessen. Zu Unrecht

Krankenschwestern, Ärzt*innen, Rettungskräfte von Feuerwehr, THW und den Hilfsdiensten, Polizei, die Mitarbeiter*innen von Gesundheitsbehörden, sie alle werden zur Zeit besonders schwer gefordert, aber auch vorrangig mit Schutzmaßnahmen bedacht, weil sie für die Aufrechterhaltung unseres Gesundheitssystems notwendig sind. Ihnen gebührt ein ganz besonderer Dank.
Noch nie habe ich in den letzten Wochen jedoch gehört, dass auch andere Gruppen genannt wurden, die für die Erhaltung unserer körperlichen Gesundheit und unserer Sozialkontakte äußerst wichtig sind und die beruflich mit vielen anderen Menschen täglich in Kontakt kommen: Weiterlesen

Virus und Gesundheitspolitik

In den 90er Jahren half ich Extradienst-Gastautorin Nora Guthrie ein bisschen dabei, in Deutschland – damals noch von OBine Dieckmann – eingebürgert zu werden. Nora ist Tochter des berühmten Woody, und kümmert sich noch heute in NYC um sein reiches kulturelles Erbe – wenn sie nicht gerade zuhause ist, in Bonn-Beuel, bei mir um die Ecke. Warum wollte so eine US-Bürgerin, dort eine Prominente, in Beuel nahezu unbekannt, Deutsche werden? Aus Altersgründen, weil das Gesundheitswesen hierzulande um Klassen sicherer ist, wenn einer ihr Leben lieb ist. Weiterlesen

Erneuerung und Transformation Britanniens

von Jeremy Corbyn (Übersetzung: Hinrich Kuhls)
Die alternative Thronrede der Labour Party

Redaktionelle Vorbemerkung: die Labour Party stellt unter dem Vorsitz von Jeremy Corbyn den aktuellen Weltrekord der Wahlanteile sozialdemokratischer Parteien: 40%. Dennoch werden rechte Mitglieder seiner Fraktion, denen deutsche Medien vorzugsweise das Wort geben, nicht müde, seinen Abtritt zu forcieren, bisher erfolglos. Selten ist es möglich, an Originaltexte von ihm in deutscher Übersetzung zu gelangen.

Am Montag erleben wir eine Farce. Johnsons konservative Regierung legt mit Pomp und Gloria Weiterlesen

“Die sind nicht bei den Menschen”

Diese Überschrift begegnet mir in der Regel als schwer erträgliche Phrase des Politsprech. Ich assoziierte sie sofort mit den Bildern der Regierungspressekonferenz zur Klimapolitik. Wörtlich gehört habe ich sie aber heute morgen von einer alleinerziehenden Pflegefachkraft. Es ging im Radio um die Kinder. Nicht die Millionen, die gestern auf der Strasse waren, und derzeit das öffentliche Bild bestimmen, in durchaus genialer Weise. Weiterlesen

Herausragender Journalismus

von Jupp Legrand / Otto Brenner Stiftung
Otto Brenner Stiftung zeichnet zum 14. Mal herausragenden Journalismus aus

Den mit 10.000 Euro dotierten 1. Preis des Otto Brenner Preises für kritischen Journalismus 2018 erhalten die Autorinnen Pascale Müller und Stefania Prandi für ihre Recherchen “Vergewaltigt auf Europas Feldern”/”Er kommt am Abend” (BuzzFeed News/Correctiv, erschienen am 30. April 2018).

Pascale Müller und Stefania Prandi haben nicht nur “die furchtbaren Bedingungen erforscht”, unter denen Frauen in den EU-Ländern Spanien und Italien Tomaten und Erdbeeren auch für den deutschen Markt ernten. Weiterlesen

Gesundheit-Wirtschaft und das Konservative

Der im Vorjahr verstorbene Heiner Geißler hat tiefe Spuren in unserer Republik hinterlassen. Er war ein Prototyp, der bis heute von vielen, zum Glück meistens unvollkommen, kopiert wird. Willy Brandt war einer, der das früher als andere erkannt hat. Bis heute bin ich nicht sicher, ich habe Geißler nie persönlich kennen gelernt, ob er in seinem langen wandlungsfähigen Leben zu Selbstkritik bereit und in der Lage war. Immerhin endete er als zunächst führender Diffamierer der Friedensbewegung nicht nur als Dialog-Moderator von Stuttgart 21, sondern auch als Mitglied bei Attac.
Geißler war auch der Schöpfer der “Kostenexplosion” im Gesundheitswesen. Das lernen wir von dem Chirurgen Bernd Hontschik Weiterlesen

Erklärung von Sozialdemokrat*inn*en zu #aufstehen

von Marco Bülow MdB u.a. (siehe unten)

Es ist nicht mehr fünf vor zwölf. Es ist zwölf Uhr. Die Politik des “Weiter so” führt zu einer Spirale aus Ungleichheit, Aufrüstungen, ökologischem Kollaps und dem Aufstieg rechter Kräfte in ganz Europa. Die politische Linke, die all dies hätte verhindern sollen, ist zersplittert und gespalten. Was immer die Unterschiede zwischen uns im linken Spektrum sind, wir müssen uns jetzt darüber hinwegsetzen, um uns für eine gerechtere, nachhaltigere Gesellschaft zu engagieren, bevor es komplett zu spät ist.

Wir müssen unsere Kräfte bündeln, wir müssen auf- und zusammenstehen, uns gemeinsam für eine progressive Politik einsetzen. Daher unterstützen wir die Grundidee der Sammlungsbewegung #aufstehen. Weiterlesen

Solidargemeinschaft?

Selbst in Deutschland wird so getan, als handele es sich bei sozialen Nöten um das Versagen Einzelner. Und nicht um ein gesellschaftliches Problem.

So ungefähr mit Mitte 50 fängt es an. Dass über menschenwürdige Unterbringung, über Demenz, über Krankheiten und über die Angst vor einem Schlaganfall beim Abendessen mit Freunden länger und häufiger geredet wird als über Politik und Urlaubspläne.

Dabei geht es nicht um die unmittelbar eigenen Probleme, sondern um die der Eltern. Was in mancherlei Hinsicht schlimmer ist. Weil Schuld- und Ohnmachtsgefühle mit ins Spiel kommen.

Nur wenige Leute haben so viel Glück wie ich: Weiterlesen

Demokratische Gestaltungskraft zurückgewinnen

von Toni Hofreiter
Grün-Linke Vorschläge zum Grundsatzprogrammprozess

Ein Grundsatzprogramm in einer Zeit der Umbrüche zu formulieren, in einer Zeit, in der ein US Präsident in jeder Sekunde mit einem Tweet die Welt Kopf stehen lassen kann, ist ein Wagnis. Aber es ist ein notwendiges Wagnis, dieser gefühlten Ungeordnetheit, dem Getriebensein und dem Kontrollverlust etwas entgegenzustellen. In der Umbruchsituation in welcher sich unsere Gesellschaft und unser Parteiensystem befindet, klafft eine politische Lücke. Es fehlt ein überzeugendes politisches Angebot, das über das Verwalten und Verteidigen eines Ist-Zustandes hinausgeht. Unser Anspruch muss es sein, diese Lücke mit optimistischen, progressiven, linken Inhalten und Angeboten zu füllen.
Gelingen wird dieses Wagnis, wenn wir mit diesem Programm den Mut wecken, dass politischer Wandel möglich ist. Wenn wir die Zuversicht stiften, dass wir für alle eine bessere und gerechtere Zukunft möglich machen können. Dieser Mut ist der Schlüssel dazu, dem Rechtsruck den Boden zu entziehen, progressive Mehrheiten neu zu begründen und demokratische Gestaltungskraft zurückzugewinnen. Weiterlesen

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