Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: Rio de Janeiro

Karneval und Kampf sind Geschwister

Gespräch mit Alex Mello über den Karneval in Rio und seine Karnevalsoper „Woy“

Die Kölner Akadademie der Künste der Welt machte im Herbst 2023 mit ihrem Projekt kah.na.v’aw – Spiritualität, Ökonomie und Politik von sich reden. Mit einer Ausstellung, mit Workshops, Talks und Filmabenden fand ein Austausch über die „sozio-politischen Erzählungen, kulturellen Ausdrucksformen und wirtschaftlichen Dynamiken“ im Karneval statt. Künstlerische Leitung hatten Adriana Schneider Alcure (Rio) und Alex Mello (Köln). Am 25. November kam es zum krönenden Höhepunkt des Projekts: Im Kölner Rautenstrauch-Joest-Museum inszenierte Alex Mello die Sambópera „Woy“. Mit Mello, der für Regie und Dramaturgie verantwortlich zeichnete, traf sich Britt Weyde Ende Dezember zum Gespräch. Weiterlesen

Pelé – der König ist Schwarz

Der Fußballkönig wollte immer „everybody’s darling“ sein und setzte trotzdem Zeichen gegen Rassismus

Pelé und Maradona sind wohl die größten Fußballer des 20. Jahrhunderts. Das heißt nicht unbedingt die besten, denn da gibt es natürlich die unterschiedlichsten Meinungen. Pelé selbst soll einmal gesagt haben, George Best sei besser als er. Pelé und Maradona sind aber die großen Mythen des modernen Fußballs. Und das bedeutet mehr, als ein genialer Fußballer zu sein.

Der Weg zum Mythos, zum Fußballgott, kennt einige grundlegende Elemente: die Herkunft aus armen Verhältnissen, den frühen Ruhm, die Krise und – fundamental – die Wiederauferstehung. Weiterlesen

Aus den Kellern der Geschichte

Über das schwierige Verhältnis der brasilianischen Militärs mit der neuen Lula-Regierung

Die Bilder gingen um die Welt: Am 8. Januar dieses Jahres stürmten militante Anhänger*innen des Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro in Brasília den Nationalkongress, den Präsident*innenpalast sowie das Gebäude des Obersten Gerichtshofes. Erst nachdem erhebliche Verwüstungen angerichtet worden waren, schritt die Polizei ein. Ein großer Teil der Vandal*innen konnte ungehindert in ihr Camp abziehen, das in einem militärischen Sperrgebiet lag. Eine unmittelbare Räumung des Camps wurde von den Militärs verhindert. Unser Autor analysiert: Nicht die militanten Bolsonaristas sind die größte Gefahr für die brasilianische Demokratie, sondern die Streitkräfte, die sich noch immer nach den Zeiten der Militärdiktatur sehnen. Weiterlesen

Die zweite Befreiung

Sklaverei und Apartheid-Demokratie in Brasilien

Als die portugiesischen Invasoren ab dem Jahr 1500 nach und nach entdeckten, welche gigantische Landmasse und was für Reichtümer sich hinter der Küstenlinie Brasiliens verbargen, standen sie vor der Frage, woher die Arbeitskräfte nehmen, um diese Reichtümer zu plündern. Als die Kolonisierung begann, lebten auf dem heutigen Territorium Brasiliens schätzungsweise elf Millionen Indigene. Nach dem ersten Jahrhundert europäischer Besatzung waren 90 Prozent von ihnen durch Brutalität, Zwangsarbeit auf Kautschuk- und Zuckerrohrplantagen, eingeschleppte Krankheiten und Gewalt ausgerottet. Weiterlesen

Bericht aus Brasilien

Eine gute Freundin von mir hat sich jüngst nach dem ersten und vor dem zweiten Wahlgang in Brasilien aufgehalten. Seit über dreißig Jahren besucht sie das Land regelmäßig und pflegt viele enge Freundschaften dort.

1. Wo ist der Wahlkampf?

Wir hatten erwartet, dass Brasilien zugeklebt ist mit Plakaten der zwei Bewerber um die brasilianische Präsidentschaft. Wir hatten mit großen Wahlkampfveranstaltungen gerechnet und uns darauf eingestellt, unsere brasilianischen Freund*innen bei ihrem Einsatz für Lula zu unterstützen. Tatsächlich hängen nirgendwo Plakate von Lula oder Bolsonaro. Weiterlesen

Auf der Zielgeraden

Brasiliens Wahlkampf konzentriert sich auf den Zweikampf Lula – Bolsonaro

Am 2. Oktober ist es so weit. 156,4 Millionen Brasilianer*innen haben das Recht, neben Abgeordneten auch den zukünftigen Präsidenten zu bestimmen. Seit dem 16.°August ist die Werbung sowohl im Radio als auch im Fernsehen auf allen Kanälen freigegeben, und dies bedeutet täglich vor der Novela minutenlange Berieselung. Die Wahl der Abgeordneten für den Kongress und den Senat spielt im Wahlkampf eine zweitrangige Rolle. Alles konzentriert sich auf den Zweikampf um die Präsidentschaft zwischen dem Kandidaten der sozialdemokratischen Arbeiterpartei PT, Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, und dem jetzigen Amtsinhaber, dem Rechtspopulisten Jair Bolsonaro. Alle weiteren Kandidat*innen sind chancenlos. Weiterlesen

Aus Mein wurde Unser

Corona und Solidarökonomie in einer brasilianischen Favela

In Lateinamerika forderte die Corona-Pandemie nicht nur überdurchschnittlich viele Todesopfer, sondern führte auch zur Verarmung breiter Bevölkerungsgruppen. Zwar gab es mancherorts, vor allem während der ersten Welle, finanzielle Zuwendungen staatlicher Stellen, doch waren diese eher bescheiden und zeitlich begrenzt. Vor allem der großen Masse der im informellen Sektor Tätigen brachen die Einkünfte ganz oder teilweise weg. In den ärmeren Vierteln der Städte waren Hunger und wirtschaftliche Not ebenso lebensbedrohlich wie das Virus selbst. Weiterlesen

Soziale Verwüstungen

von Laura Held
Die Ära Bolsonaro – Treffen der Brasiliensolidarität im November 2021

Der Runde Tisch Brasilien, das wichtigste Treffen der Brasiliensolidarität im deutschsprachigen Raum, fand diesmal vom 26. bis 28. November online statt. Thema war in diesem Jahr „Brasilien: Kampf gegen soziale Ungleichheit in der Pandemie“. Im Zentrum standen vier Livestream-Debatten, ausschließlich besetzt mit Expert*innen aus Brasilien. Leonardo Sakamoto von Repórter Brasil skizzierte ein bedrückendes Panorama. Weiterlesen

Über Politik wird gefälligst debattiert!

Interview von Britt Weyde/ila mit Márcia Ramalho zur brasilianischen Diaspora in Köln
Márcia Ramalho ist in Rio de Janeiro geboren, lebt aber schon seit Jahrzehnten in Köln. „Ich pendele zwischen den beiden Welten.“ Aktuell ist sie im Vorstand des Städtepartnerschaftsvereins Köln-Rio. „Mit dem Verein sollen Klischees abgebaut werden“, erzählt sie. Außerdem ist sie aktiv im Zusammenschluss Brasil em Debate, der nach der Absetzung von Präsidentin Dilma Rousseff im Jahr 2016 aktiv wurde. Im Gespräch mit der ila zeichnet Márcia Ramalho die Entwicklung der diasporischen Aktivitäten in Köln nach. Weiterlesen

Kleine Geschichte des Baile Funk

von Adriana Facina und Dennis Novaes
Aus der Favela, über die Favela, für die Favela

„Ein außergewöhnlicher Sound“, so wirbt das Soundsystem Cash Box 1974 für den potenten Klang seiner Musikanlage. In den 1970er Jahren kommt die Jugend aus den Vorstädten und der Peripherie von Rio de Janeiro zu Tanzveranstaltungen, wo die Musik aus leistungsstarken Boxen dröhnt, was die Bässe der Soul- und Funk-Beats schwarzer US-amerikanischer Künstler*innen unterstreicht. Der Sound ist laut, und er ist schwarz, die Tänze dazu sind voller Schwung und Energie, Hüftbewegungen stehen im Vordergrund. Weiterlesen

Somalia / Rio / Russland

Es gibt sie noch: Publizistik mit Niveau und ohne Paywall.
Afrika-Korrespondentin unter Pandemie-Bedingungen ist allein schon ein respekteinflössender Schwierigkeitsgrad. Unter solchen Bedingungen Material aus Mogadischu zu ergattern, wow. Ich weiss nicht, ob Bettina Rühl selbst dort war. Vermutlich hat sie Verbindungen genutzt, um Informationen und O-Töne zu beschaffen. Denn nach meiner Kenntnis liegt der Security-Tarif für offensichtliche Nicht-Einheimische in Mogadischu bei 1.000 US-$/Tag. Dafür dürfte das DLF-Honorar kaum ausreichen. Weiterlesen

Die soziale und räumliche Dimension der Pandemie

von Robertha Barros und Paulo Victor Melo
In Brasilien erkranken und sterben deutlich mehr Bewohner*innen armer Viertel als wohlhabender Bezirke an COVID-19

Der Theologe und Philosoph Leonardo Boff schrieb jüngst, dass die Coronapandemie eine „einmalige Möglichkeit darstellt, unsere Lebensweise im gemeinsamen Haus (Motto einer 2016 entstandenen Initiative des nationalen Rats christlicher Kirchen Brasiliens) zu überdenken“. Die Autor*innen des nachfolgenden Beitrags zeigen, wie weit Brasiliens Städte heute davon entfernt sind, ein „Gemeinsames Haus“ zu sein, in dem alle Bewohner*innen menschenwürdig leben und ihre Gesundheit schützen können. Aber sie teilen die Hoffnung Leonardo Boffs, dass ein Umdenken möglich und vor allem dringend notwendig ist. Weiterlesen

Wankt Bolsonaros Macht?

von Christian Russau
Corona-Krise bringt Politgefüge in Brasilien nahe an den Schmelzpunkt.

“Ihre Regierung ist vorbei”
Diese Worte musste sich Jair Bolsonaro in aller Öffentlichkeit anhören. Das Video der Szene machte Mitte März Furore in den sozialen Netzwerken in Brasilien. Brasiliens rechtsextremer Präsident stand vor seinem Regierungspalast, tat so, als würde er die Worte nicht verstehen. “Ihre Regierung ist vorbei.” Eigentlich ist dies mittlerweile der Mehrheit der Brasilianer*innen bewusst geworden. Nur hatte es bislang noch niemand so nüchtern beschrieben, wie der Sprecher dieser gleichsam prophetischen Worte. Weiterlesen

Allianz der Hoffnung im Herzen der Welt

von Oleg Zurmühlen
Über eine neue Klimabewegung in Brasiliens Amazonas-Regenwald

Das Herz der Welt, es pulsiert blau-grün im Takt der Jahreszeiten. Der Klimawissenschaftler Antonio Nobre zeigt es auf seinem Laptop den jungen Aktivist*innen, die ihn an dem Ort mit dem klangvollen Namen Terra Do Meio („Mittelerde“) im nordbrasilianischen Bundesstaat Pará umringen. Eine animierte Weltkarte von Wissenschaftler*innen der Universität Oxford veranschaulicht, in welchen Weltregionen die Ökosysteme in den letzten zehn Jahren am meisten Kohlenstoff der Atmosphäre entzogen haben. Weiterlesen

Brasilien: Fake-News und Sexualität

Interview von Gaby Küppers mit dem brasilianischen Sozialaktivisten und ehemaligen Abgeordneten Jean Wyllys

Jean Wyllys von der brasilianischen Linkspartei PSOL hat sein drittes Mandat als Abgeordneter in der Nationalversammlung nicht mehr angetreten. Ende 2018 warf er nach Todesdrohungen das Handtuch und ging nach Berlin ins Exil. Der bekennende Schwule mit schwarzen Wurzeln war befreundet mit der am 14. März 2018 ermordeten Marielle Franco, der schwarzen, feministischen, lesbischen Stadträtin aus Rio de Janeiro, und engagierte sich für die gleichen Themen. Er wolle kein toter Märtyrer werden, sagt der 45jährige und fügt zur Aufmunterung ein abgewandeltes Zitat an: „Ich bin kein Held, denn das ist ein sehr schlecht bezahlter Job“. Weiterlesen

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