Beueler-Extradienst

Meldungen und Meinungen aus Beuel und der Welt

Schlagwort: NZZ (Seite 1 von 3)

Mützenich liest Münkler

Längergediente Extradienst-Leser*innen wissen, dass ich von meinem einstigen Arbeitskollegen im NRW-Landtag, dem Kölner Rolf Mützenich, eine gute Meinung habe. Sein Berufsweg von Düsseldorf nach Berlin war und ist mir kein Vorbild, nötigt mir aber Respekt ab. Mehr als der Medienintellektuelle Herfried Münkler, dessen Werk Mützenich im IPG-Journal freundlich rezensiert: Neues Machtgleichgewicht – Die westlich dominierte Weltordnung wird von einem Konzert der fünf Großmächte abgelöst, glaubt Herfried Münkler. Wo bleibt Europa?” Ich möchte gerne abweichende Einschätzungen zu Protokoll geben. Weiterlesen

Ideologiefabrik Kommerzfussball

Erst kommt das Fressen – dann irgendwas mit “Werten”

Bevor ich zur Sache komme: Randy Newman wird heute 80, Ewald Lienen 70. Morgen 23 h sendet der WDR den Ewald-Lienen-Film, dessen Premiere ich beiwohnen durfte.

Zu diesem Text angetrieben hat mich mal wieder die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA. Dort trauern sie bis heute einem gewissen Jürgen Klopp nach, dem idealen PR-Gesicht des Profifussballs. Der Kerl kann so gut schwätzen, dass er buchstäblich jede*n um den Finger wickelt. In den Städten seines Wirkens – Mainz, Dortmund, Liverpool – wäre er umstandslos zum Oberbürgermeister gewählt worden. Für die Fusballlehre – “Training” genannt – hatte er immer seine Leute. Er war “das Gesicht”. Weiterlesen

Von verzerrten Evidenzen und moralischer Panik

Weder der Diskurs um „politische Korrektheit“ noch seine Neuauflage als Cancel Culture sind als neutrale Beschreibung der Wirklichkeit besonders triftig. Als Medienphänomene sind beide aber äußerst interessant.

Alle Welt hat Angst vor Cancel Culture, aber jede Nation lebt diese Angst auf ihre Weise aus. Der russische Diskurs über „культура отмены“ ist nicht der brasilianische um „cultura do cancelamento“, der französische über „le wokisme“ hat wenig mit dem türkischen über „linç kültürü“ zu tun. Wenn man die Sorge um „die“ Cancel Culture also als Mediendiskurs thematisiert, muss man vorsichtig sein. Denn es hängt viel davon ab, wessen Medien gemeint sind. Weiterlesen

Der-Die-Das Ossi – das unbekannte Wesen

Mit Update nachmittags: weitere Beispiele zur Dysfunktionalität der Medien

Die Konstruktion “des Anderen” ist eine ungute altdeutsche Tradition, die aus ökonomischen Gründen vom real existierenden deutschen Medienkapitalismus bis heute liebevoll gepflegt wird. Daraus lassen sich beständig so viele feuerwerkähnliche Funken schlagen, dass das wahre Leben von Kapitalismus und mannigfaltigen Formen der Diskriminierung dahinter verschwindet. Nun hat in einem Landkreis in Thüringen die Minderheit der an der Wahl Teilnehmenden einen Faschisten als Landrat gewählt. Und zielsicher platzierte das “Else-Frenkel-Brunswik-Institut für Demokratieforschung” in Leipzig seine Veröffentlichung Autoritäre Dynamiken und die Unzufriedenheit mit der Demokratie – Die rechtsextreme Einstellung in den ostdeutschen Bundesländern”. Weiterlesen

Monarchie

Der Bonner General-Anzeiger (GA) fragte am 18. April in einem Anreisser auf der Seite eins, ob die Monarchie noch zeitgemäß sei. Die Neue Zürcher Zeitung fragte im September 2022, ob die Monarchie überholt sei. Antwort: “Mitnichten.“ Der Stern fragte kürzlich über forsa nach, ob die Deutschen wieder einen Monarchen/eine Monarchin haben wollten. Acht Prozent waren dafür, 14 Prozent der AfD- Anhängerschaft, drei Prozent die der Grünen, die anderen datwischen. Weiterlesen

War es so?

Seymour Hersh zur US-Kriegshandlung gegen Deutschland (NordStream): War es so? – Über Glauben und Wissen und die Pflicht, immer wieder zu fragen.

Eins muss man dem alten Granden des investigativen Journalismus, Hersh, lassen: Wenn er zur Feder greift, kann das kaum einer ignorieren.
How America Took Out The Nord Stream Pipeline
The U.S. Navy’s Diving and Salvage Center can be found in a location as obscure as its name—down what was once a country lane in rural Panama City, a now-booming resort city in the southwestern panhandle of Florida, 70 miles south of the Alabama border. The center’s complex is as nondescript as its location—a drab concrete post-World War II structure th…
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Best of 23. Januar 2023

Döpfner bedroht US-Amerika, EU-Sanktionseigentore, Schlafwandeln in Nuklearkrieg, Abweichendes aus Russland & Ukraine, Frankreichs Atomkraft, Maghreb, Türkei

Um eine grosse Schnauze ist Springer-Boss Mathias Döpfner bekanntlich nie verlegen. Interessant genug für die FAZ. Marco Seliger/NZZ ergänzt den Blick auf deutsch-US-amerikanische Konflikte, Roland Appel damit kaum widersprechend, sondern eher aufschlussreich ergänzend: Deutsche Panzerdebatte: Welche Rolle spielen amerikanische Rüstungsinteressen? – Bisher wurde die Lieferung von Leopard 2 an die Ukraine immer unter dem militärischen Aspekt diskutiert. Doch mit Waffenlieferungen sind auch rüstungspolitische Interessen verbunden. Hier gehen deutsche und amerikanische Sichtweisen auseinander.” Weiterlesen

Wer ist Olaf?

Die Meinungen über ihn gehen auseinander. Die CDU träumt schon, wie einst Kohl 1982 hintenrum wieder auf die Regierungsbank zu kommen. Nach der Selbstzerlegung der Linkspartei wäre dann der Weg für die oppositionelle SPD als “Friedens- und Abrüstungspartei” wieder frei. Nichts davon wird so kommen. Ich bin mir nicht sicher, ob das eher gut oder schlecht ist.

Roland Appel erklärt ganz pragmatisch “Warum zögert Olaf Scholz?”. Es gibt weitere Gründe für den harten Konflikt USA-BRD, die Marco Seliger in der NZZ benannte. Sind das Ihre Interessen? Meine sind es nicht. Reinhard Olschanski führt Timothy Garton Ash als Zeugen an: “Timothy Garton Ash zu Scholz”.

Ein Diskurs-Karussell ziemlich weit weg von der Mehrheit der Menschen, die ganz andere elementarere Sorgen hat, für die die Grossen und Mächtigen aber überhaupt keine Zeit mehr haben: “Eigentum macht hässlich”. Ein Massen-/Politikproblem wird individualisiert ausgetragen. Wer wundert sich dann noch, wenn überhaupt nur noch die Hälfte an Wahlen teilnimmt?

In “Best of 22. Januar 2023” geht es um Iran und Symbolpolitik, Reichsbürger, russische Auswanderung, Sibylle Berg, Rentenproteste in Frankreich und Europa gegen Google. In “Best of 23. Januar 2023” wird es – ab 0.10 h hier – gehen um Döpfner bedroht US-Amerika, EU-Sanktionseigentore, Schlafwandeln in Nuklearkrieg, Abweichendes aus Russland & Ukraine, Frankreichs Atomkraft, Maghreb, Türkei vor der Wahl.

Die TV-Glotze mache ich heute erst zu Barnaby wieder an. Ich komme da nicht mehr vor. Muss auch nicht sein.

Bleiben Sie gesund. Bewegung soll gesund sein. Auch geistige.

Freundliche Grüße

Martin Böttger

Das Schweigen der Zwerge

Zu Nordstream gestern und heute, säbelrasselnden Generälen ohne Armee und ein paar anderen Auffälligkeiten im NATO-Russland-Krieg

“If they can get you asking the wrong questions, they don’t have to worry about answers.” („Wenn sie dich dazu bringen können, die falschen Fragen zu stellen, müssen sie sich keine Sorgen um Antworten machen.“)

Thomas Pynchon, Gravity`s Rainbow

Der US-Demokrat Leahy erzählte 2014 im Senat und 2022 in seinem Buch die folgende Geschichte:

Kurz vor der Abstimmung über die Ermächtigung zum Krieg gegen den Irak 2002 sei er mit seiner Frau spazieren gegangen. Zwei Jogger hätten sich genähert und ihm geraten, nach der geheimen Akte 8 zu fragen. Weiterlesen

Denkpause

Selten hat eine Bezeichnung in kurzer Zeit einen solchen Begriffswandel erlebt wie das Wort „Querdenker“. Bis vor wenigen Jahren galten Personen als Querdenker, die eigen­ständig und originell dachten. Deren eigenwillige Positionen waren meist mit den herr­schenden Ansichten nicht vereinbar und trafen auf Unverständnis oder Widerstand. Doch Neues kann oft nur entstehen, indem man sich von den Routinen befreit und im Zweifel quer zu den herrschenden Grundüberzeugungen zu denken beginnt. Querdenken ist nö­tig, um einen Gegenstand aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Weiterlesen

Sprachfaulheit / Interviewkünstler

Auftritt: Harald Schmidt
Schrieb ich eben über das Wegsparen von Journalismus und Recherche? Es ist noch schlimmer. Die Handwerker der Sprache haben keine Lust, Kraft oder Intelligenz – oder alles zusammen – an ihre handwerkliche Basis noch ganze Gedanken zu verschwenden. Ich denke dabei immer zuerst an den Inlandsgeheimdient, der sich so verfälschend selbst bezeichnet, dass es alle nehmen. Eric Wallis/uebermedien nimmt als Beispiel Teslas Grossfabrik im Brandenburger Wasserschutzgebiet. Weiterlesen

Frankreich – Türkei

Im Viertelfinale um die neokoloniale Weltherrschaft treffen Frankreich und die Türkei aufeinander. Und zwar nicht nur im Mittelmeer, von Libyen über Zypern bis zu Syrien und dem Libanon, sondern sie versprechen gegenwärtig, das komplette nördliche Afrika vom Westen bis zum Osten zu verwüsten. Die Voraussetzungen für blutige Auseinandersetzungen sind hervorragend. Weiterlesen

Medienjournalismus in Deutschland

von Hektor Haarkötter / Filiz Kalmuk und Jupp Legrand (Vorwort) – Otto Brenner Stiftung
Seine Leistungen und blinden Flecken
Vorwort

Der Medienjournalismus scheint sich in einer paradoxen Situation zu befinden. Einerseits haben Medienkritik und die Reflexion über Öffentlichkeit spürbar zugenommen. Mit den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Großkrisen sind Anspruch und Erwartung an die Orientierungsleistung von Medien stark gestiegen. Zeitgleich sank das Vertrauen, wuchsen Enttäuschungen und polarisierte sich die Kritik: an den verschwörungserzählerischen Enden der Skala gehören Verdächtigungen gegenüber ,dem‘ Mediensystem und Diffamierungen von Journalist*innen zur Tagesordnung. Technische Innovationen – allen voran Social Media – sorgen für weltweite Beachtung und wirken wie Brandbeschleuniger. Weiterlesen

Shit happens

Chinapolitik / Naivität der “offenen Gesellschaft” / “Lehrenkrauss des ZDF”
Ist Vernunft eine Alterserscheinung? Für mich kann ich das zurückweisen. Ich habe mich bereits als 15-jähriger für Entspannungspolitik locken lassen, 1972 in Bonn war das, als meine Schulklasse für und mit Willy Brandt und Walter Scheel Freibier auf dem Venusberg trank. Irgendwas ist seitdem furchtbar schief gelaufen. Etwas viel. Lag es daran, dass die Mehrheit der damals lebenden Generationen selbst erlebt hatte, was Krieg ist? Weiterlesen

Hygiene, Epidemie und Politik

Zweifel sind keine Leugnung – aber Hygienebewusstsein ist in vermachteteter Öffentlichkeit und Politik so wichtig, wie bei der Virusbekämpfung
Ein Gastautor schrieb mir kürzlich, die “Berliner Zeitung” sei “z.Z. die beste Zeitung”, weil sie wichtige Debatten lostrete. Ich verfolge sie nur gelegentlich, aber mein Gefühl wächst, dass das stimmen könnte. Hier gibt sie dem Epidemiologen Klaus Stöhr das Wort, der seine Bekanntheit dadurch steigern konnte, dass ihn die Bundeskanzlerin und die MPs (mehrheitlich) nicht unter ihren Berater*inne*n haben wollten.
Mglw. öffnet sich der öffentliche Diskursraum langsam wieder. Weiterlesen

Fischers Nostalgie alter Männer

Ulrich Horn wies hier auf ein NZZ-Interview von Joseph Fischer hin. Es ist lesenswert, weil Fischer – zumindest potenziell, wenn er was von seinem heutigen Beratergeschäft verstehen sollte – weit einflussreicher sein müsste, als er es in seinem früheren Job als Bundesaussenminister (in der Begriffswelt des damaligen Bundeskanzlers: “Kellner”) war. Fischer masst sich an, quasi aus dem Handgelenk heraus, weiterhin für die heutige Partei der Mitte (Die Grünen) zu sprechen, indem er stalkerhaft-lobend deren Parteispitze für sich vereinnahmt. Weiterlesen

Freiheit in Zeiten der Pandemie

Die Pandemie macht die Armen ärmer, die Reichen reicher, offenbart und potenziert Stärken und Schwächen. Das gilt sowohl national wie auch global. Sie verschärft ohnehin vorhandene Konflikte und lässt vorhandene Ungleichheiten deutlicher hervortreten. Geschäftsmodelle, die schon vorher nicht oder nur mit hohen Verlusten funktioniert haben, wie etwa das Konzept der Regionalflughäfen, stehen vor dem Aus. Innenstädte veröden mehr denn je, während der Versandhandel 2-stellige Zuwachsraten verzeichnet. Die viel beschworene Disruption, findet in einer Weise und einem Tempo statt, wie es noch vor einem Jahr niemand für möglich gehalten hat. Diese Folgen von Covid 19 sind offensichtlich. Was die Pandemie aber mit unserer Freiheit macht, scheint höchst unklar zu sein. Auf jeden Fall ist Freiheit plötzlich ein Thema. Weiterlesen

Agamben / Dörre / Michal

Wie immer machen die Männer das meiste Getöse, während die Frauen die Arbeit machen. Die Viruskrise macht die Gesellschaft vielleicht anders, aber ganz gewiss nicht besser. Das Virus ist nicht klassenlos, es verschärft die schon bestehenden Gegensätze, und spitzt alte Tendenzen zu.
Drei Männer, die allesamt nichts Systemrelevantes zu tun haben, haben sich die Zeit zum Denken und Schreiben genommen. Mir sagten sie was. Weiterlesen

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